Ist es nun Mobbing oder nicht? Seit langem beschleicht mich das Gefühl der kontinuierlichen Demontierung. Aber ist das Mobbing? Oder nur schlechtes Betriebsklima?

Ich habe mich Wiki bedient (und in einem Buch nachgelesen, die Aussagen stimmen in etwa überein). Demnach gibt es keine genaue Definition für den Begriff Mobbing, aber die meisten Definitionen beinhalten diese Punkte:
  • Mobbing bezieht sich auf ein Verhaltensmuster und nicht auf eine einzelne Handlung. Die Handlungsweisen sind systematisch, das heißt sie wiederholen sich beständig.

  • Mobbingverhalten kann verbal (zum Beispiel Beschimpfungen), nonverbal (zum Beispiel Vorenthalten von Informationen) oder physisch (zum Beispiel Verprügeln) sein. Solche Handlungen gelten üblicherweise als feindselig, aggressiv, destruktiv und unethisch.

  • Die Beteiligten haben unterschiedliche Einflussmöglichkeiten auf die jeweilige Situation. Jemand ist jemand anderem unter- beziehungsweise überlegen. Dazu ist kein Rangunterschied nötig, das kann durch die bloße Anzahl bedingt sein: viele gegen einen.

  • Im Handlungsverlauf kristallisiert sich ein Opfer heraus. Aufgrund der ungleichen Machtverteilung hat es Schwierigkeiten, sich zu verteidigen.

Gehen wir doch mal die Punkte durch:
  • Verhaltensmuster: Mmmh, schwierig und wenn, dann sehr subtil, undurchsichtig, es geht sowieso sehr viel hintenrum, wird sehr, sehr viel geredet, man weiß nie, wo man dran ist, erhält keine Feedbacks, arbeitet vor sich hin, weiß nicht, ob es gut ist, was man macht, die Arbeit wird von Kollegen nicht geschätzt und von Vorgesetzten ignoriert, wenn es ein offensichtliches Verhaltensmuster gibt, dann folgendes: Rede nie direkt mit den betreffenden Personen, pass genau auf, was du sagst (je nachdem, was du sagst, macht dich zum Verräter). Auch Firmeninterna werden nie offen für die gesamte Belegschaft ersichtlich preisgegeben, jeder kocht sein eigenes Süppchen, bloß nichts durchsickern lassen. Das aber immer nachhaltig.

  • Handlungen: Die Abteilungsleitung schreit rum, allerdings ist keine Struktur darin zu erkennen, sondern es geht nach Laune. Allerdings sind schon Tendenzen erkennbar, überdurchschnittliche häufig trifft es Frauen und unter denen gibt es in abgesteckten Zeiträumen auch "Lieblingsopfer". Der Rest guckt zu und hofft darauf, nicht selbst ins Visier zu geraten. Dann sind da noch die alteingesessenen Kollegen, die eine Clique bilden und bei jedem Neuzugang schwören, sich an ihm nicht aufzuhalten. Bis auf einige Ausnahmen, ist dies auch so gemacht worden. Dieses "nicht dran aufhalten" geht sogar soweit, dass wichtige Informationen nicht weitergegeben werden oder versäumt wird, Neue in wichtige Arbeitsabläufe einzuarbeiten. Ich gehörte zu diesen Neuen und musste zum Teil drei- bis viermal nachfragen, um eine für mich wichtige Information zu erhalten. Dann kommt noch dazu, dass Neue immer die schlechtesten Arbeitsplätze erhalten, z. B. einen Platz mit dem Rücken zur Tür oder ein Drucker bzw. Kopierer im Rücken, so dass man auch permanent Leute im Rücken stehen hat (was sehr störend bei konzentrierter, konzeptioneller Arbeit ist). Dazu kommt noch eine Diskriminierung durch den Unterschied zwischen Dutzen und Sietzen. Einigen Kollegen wird nie das Du angeboten, es gibt keine einheitliche Regelung. Es sind nicht einzelnde Kollegen, die sich generell Sietzen lassen (außer z. B. von einigen Freunden dutzen lassen) sondern die dies klar einsetzen, um andere auszugrenzen (es werden z. B. auch Neuere gedutzt, aber einige, die bereits fünfzehn Jahre dort sind, gesietzt, obwohl sie lieber gedutzt werden wollten). Ich bin vier Jahre dort und werde von sehr vielen, gerade älteren KollegInnen gesietzt, während viele, die nach mir kamen, gedutzt wurden. Einige Kollegen erhalten deutliche Privilegien und können ohne Probleme andere Kollegen bei der Abteilungsleitung anschwärzen. Ihnen wird Glaube geschenkt, ohne die Gegenpartei anzuhören. Die Gegenpartei wird dann von der Abteilungsleitung weiter denunziert, z. B. dadurch, dass das Gespräch über den vermeintlichen Fehltritt in aller Öffentlichkeit stattfindet, so dass diverse Kollegen die Sanktionen mitbekommen. Dieses Verhalten stachelt die Sieger zu neuen Denunziationen an. Jeder Fehltritt des so behandelten Kollegen bestärkt die bereits vorgefertigte und durch die öffentlichen Sanktionen verbreitete Meinung. Die Abteilungsleitung tadelt einen öffentlich vor Ranghöheren in Besprechungen. Die Abteilungsleitung lästert mit Kollegen über andere Kollegen.

  • Ungleiche Machtverhältnisse: Einerseits ist es die Abteilungsleitung, die sich bestimmte Opfer raussucht und diesen Missachtung entgegenbringt, andererseits ist es diese Clique, die durchaus auch die Missachtung der Chefin für eigene Zwecke nutzt, z. B. ständig "petzen" geht.

  • Opfer kristallisieren sich raus: Ist man einmal in den Augen der Abteilungsleitung in Ungnade gefallen, erhält man keine Rehabilitation mehr, sondern Fehler dieser Personen werden immer besonders hoch gehängt.


Nach dieser kleinen Analyse könnte man schon meinen, es würde sich um Mobbing handeln...