Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Lernen Manager auf Seminaren zu Bossen?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Lernen Manager auf Seminaren zu Bossen?

    Hallole zusammen

    Im Beitrag von Wildbach kam die Frage in der Diskussion auf ob Manager heute in Seminaren sogar beigebracht bekommen wie man die Mitarbeiter durch Bossing fertig macht.

    Da ich selbst Einblick in die tiefere Startegie eines Multinationalen Konzerns von Weltruf habe kann ich gewiss ein paar Worte dazu verlieren.

    In der Wirtschaft macht sich ein Begriff breit der da lautet: "Licence to Operate"

    Dieser Begriff umfasst die gesamthaft erworbene Zustimmung der Gesellschaft, zur ausgeübten Geschäftstätigkeit des Unternehmens, auf allen Ebenen. Man hat erkannt, dass man z.B. keine Kinderarbeit als Produktivitätsfaktor billigend in Kauf nimmt, dass man seine Mitarbeiter fair und weltweit gleich behandelt, dass man auf der ganzen Welt auf die Umwelt Rücksicht nimmt usw.....

    In dieser Licence to Operate hat gerade Mobbing und Bossing keinen Platz und diese Unternehmen agieren auch tatkräftig gegen solche Machenschaften in ihrem Umfeld und transportieren diesen Gedanken auch nach draussen.

    Beispiel: Im Büro des CEO putzt jeden Tag eine Dame einer Reinigungsfirma. Per Zufall befand sich der Big Boss n0ch im Büro und hielt einen kleinen Smalltalk mit der Angestellten. Dabei kam er auch auf den Lohn zu sprechen wo sich die Mitarbeiterin darüber beklagte, dass sie von dem was man hier bekommt kaum Leben kann. Auf die Besoldung angesprochen äusserte die Dame dann auch was sie für diesen Job hier bekommt. Das notierte sich der Chef auf ein Post it. Dies übereichte er am nächsten Tag dem Gebäude Manager mit dem Auftrag zu prüfen, ob das Geld, das die Firma dieser Reinigungsfirma bezahlt in angemessener Höhe bei den dort angestellten Mitarbeitern ankommt.

    Die Nachforschungen ergaben, dass die Mitarbeiter der Reinigungsfirma gnadenlos ausgenutzt wurden und die Mitarbeiter im Verhältnis zum Preis besch.... bezahlt wurden.
    In der Folge erging ein Brief des CEO persönlich an die Reinigungsfirma mit der Aufforderung diesen Missstand mit sofortiger Wirkung zu korrigieren. Ansonsten würde der Auftrag mit sofortiger Wirkung entzogen. Im übrigen, so habe ich erfahren, stand auch in dem Brief was es für ein Skandal sei und ob die Firmenleitung noch nie daran gedacht habe, dass sie mit ihrem ungebührlichen Verhalten auch den Ruf des Auftraggebers in den Schmutz ziehen.......!

    Das nenn ich einen Chef? Und so muss es laufen. Dann stellt sich nicht die Frage ob ich gegen einen Chef keine Chance habe. Die kleine Putzfrau hat mit ihrem Mut zum offenen Wort der Firmenleitung ihres Arbeitgebers eine solch schallende Ohrfeige und, zurecht, Blossstellung in der Öffentlichkeit erteilt an der die noch lange zu schlucken haben wird. Die gute Frau putzt heute noch dort und ist geschützt wie nie zuvor.

    Ich wage mir nicht auszumalen was passieren wird wenn die auf einmal nicht mehr da wäre und heraus käme, dass ihr wegen dieser Offenheit wegen gekündigt worden wäre. Ich bin mir sicher diese Firma bekäme in der gesamten Industrie des Standortes und der Region keinen Fuss mehr auf den Boden. Die könnten sich einsargen.

    Das ist die eine Seite des neuen Verhaltenskodex im Management.

    Es gibt aber in der Tat Seminare die sich mit dem Kampf um Macht und Ruhm beschäftigen. Dort wird die Lehre von der Macht a la Machiavelli gelehrt und verinnerlicht. Diese Seminare muss man jedoch selbst buchen und sind unsagbar teuer. Diese finden auch im Ausland statt und sind meist Privatsache.
    Es liegt auch auf der Hand warum. Keine Firma schickt ihre Manager auf Kurse wo sie lernen bis aufs Blut miteinander in der Firma zu konkurrieren.

    Doch eines müssen wir uns immer vor Augen führen. In den oberen Etagen wird immer um Macht gekämpft. Doch solange dies in den dortigen Reihen stattfindet merkt der Mitarbeiter an der Front das nicht. Das darf er ja auch nicht merken. Schliesslich soll und muss er hoch motiviert den Job machen sonst kann oben ja das Spiel um die Macht gar nicht stattfinden. Weil wenn die Firma keine Gewinne erzielt um welche Macht soll man dann streiten? Wer dann zum Schluss die Schulden wegräumt? Nein natürlich nicht!

    Deshalb wird ein kluges Management diesen Kampf immer im Verborgenen führen und maximal nur kurze Highlights preisgeben. In der Regel erfährt die Öffentlichkeit erst davon wenn der Sieger fest steht wie es im Fall Porsche und VW gerade mal wieder passiert ist. Niemand hat den Wiedeking bei der Belegschaft ausgehebelt. Die sind nach wie vor ihrem Manager treu ergeben und lieben ihm sogar. Deshalb haben sie in den letzten Wochen vor dem Eklat sicher nochmals alles gegeben um dem Untergang, der Übernahme durch Volkswagen, zu entrinnen.

    Wo mittlerweile der Kampf tobt und äusserst groteske Züge annimmt, das ist das mittlere und untere Management. Durch immer mehr schwindendes Gemeinschaftsgefühl, der fortschreitenden Individualisierung und rigorosen Ich-Bezogenheit gibt es immer mehr Macht gierige Menschen die um jeden Preis nach oben wollen. Dabei merken sie nicht wie stümperhaft sie vorgehen und sogar noch nicht einmal davor zurückschrecken die Produktivität des Unternehmens zu opfern, um den Gegner auszuhebeln damit sie nach Vorne/Oben kommen. Das ist wirklich krank.

    Dies ist die Zockermentalität, die jüngst die Weltwirtschaft in die tiefste Krise der Nachkriegszeit gestürzt hat.

    Dadurch ist dieser Abzockermentalität jedoch vorläufig der Boden nachhaltig in der Gesellschaft entzogen worden. Das hat auch das Management in den Zentralen der grossen Konzerne erkannt und man beginnt dem gegen zu steuern. Schlussendlich ist das Image der Firma oft ebenso wichtig für die Kundenentscheidung wie die Ware selbst.

    Bei einem Bewerbungsinterview kann man seinen Gesprächspartner mal danach fragen ob es in der Firma Instanzen gibt denen der Begriff "Licence to Operate" geläufig ist. Die Antwort dürfte vielsagend ausfallen egal was da zurück kommt. Oder auch danach fragen, was den Erfolg der Firma ausmacht? So und mit ähnlichen Fragen kann man sehr subtil nach der Firmenkultur forschen und ob beim neuen Arbeitgeber gar das "Zitronenprinzip" als eine der höheren Maximen gilt.

    Ich beispielsweise werde nie nach Dubai reisen. Mag das noch so ein Superlativ sein. Warum? Weil ich weiss, daß auf den Baustellen die Mitarbeiter aus Pakistan, Bangladesch und Indien gnadenlos ausgebeutet werden und wegen der Dumpinglöhne reihenweise Selbstmorsd begehen weil sie davon in Dubai selbst nicht satt werden. Drahtzieher sind dubiose Subunternehmen die die Arbeiter anlocken, diese mit dem letzten Bath, Rupie oder sonst was die Reise in die Ferne antreten und erst in Dubai merken, dass sie gnadenlos über den Tisch gezogen werden, unter Sklavenbedingungen arbeiten müssen und sich für den Lohn weder ein Dach über dem Kopf noch genügend Nahrung leisten können. Das alles unter den Augen der Ölscheichs die Milliardenschwer ihren Arbeitern gewiss etwas besseres bieten könnten.
    Pfui kann ich nur sagen. Von mir seht ihr keinen einzigen Dollar.

    Mein Fazit: Selbst wenn es also Manager gibt, die glauben mit Kursen die ihnen zeigen wie man mit List, Tücke, Häme und sonst wie verwerflichem Verhalten seine Konkurrenten aushebeln kann und dabei jedes Mittel in Kauf nehmen darf, selbst die Gefährdung der Produktivität durch Utilisierung der Belegschaft für eigene Zwecke, dann hat man es mit einem Subjekt zu tun dessen Treiben der Firmenleitung weit oben drin offengelegt werden muss.

    Denn solche Menschen gefährden die Firmen im Kern und damit jeden Arbeitsplatz. Auch den der Manager. Ich kann mir also beim besten Willen nicht vorstellen, dass es jemanden in der Firmenleitung eines sonst gesunden Unternehmens gibt, der solch ein Verhalten gut heissen wird geschweige denn zu dulden bereit ist.

    Einen hab ich mal gekannt. Die Firma gibt es nicht mehr. Sein Motto lautete: "Der Kunde will doch was von uns!" Dumm nur, dass er heute keine mehr hat!

    Viele Grüsse

    Martin
Lädt...
X