Der Ferkel-Faktor. Die schmutzigen Tricks der Kommunikation
Informationen zum Buch
ISBN 3430200547
Autor Günther Beyer
Verlag Econ
Sprache deutsch
Seiten 189
Erscheinungsjahr 2008
Extras -
Preis ab 16,90 Euro
Rezension von
Bianka Walmroth-Capek
Der Ferkel-Faktor. Die schmutzigen Tricks der Kommunikation Günther Beyer verfasste dieses Buch mit der Absicht, den Leser die "Dirty Tricks" der Kommunikation erkennen zu lassen. Unter diesem Begriff fasst er alle verbalen und nonverbalen Taktiken zusammen, mit denen ein Gesprächspartner sich durchsetzen will. Der Autor will diese Tricks nicht zur Anwendung lehren. Er will sie dem Leser bewusst machen, damit er das faire Kontern lernt. Denn zu seinem Bedauern stellt Beyer fest: diese Methoden werden immer mehr gesellschaftlich akzeptiert. Er nennt solche Fallen und Listen den "Ferkel-Faktor" in unserem Umgang und plädiert für mehr Fairness. Einleitend führt der Autor einige Beispiele aus der deutschen Politik auf. Durch Schlagfertigkeit und unfaire Dialektik fiel z.B. Joschka Fischer auf. "Zimmermann ist als Löwe gesprungen und als Bettvorleger gelandet." (Fischer 1984 über den damaligen Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann) Mit Aussagen dieser Art täuscht man über fehlende Sachargumente hinweg und sorgt für Stimmung, um seine Ziele zu erreichen. Nach einer Einteilung der Täter und Opfer in verschiedene Kategorien folgt ein Überblick über die Situationen, in denen Dirty Tricks zum Einsatz kommen. Bei Mitarbeitern und Chefs herrscht ein Ungleichgewicht in der Machtverteilung. Lässt der Führungsstil des Vorgesetzten zu wünschen übrig, löst dies Frustration beim Mitarbeiter aus. Dies kann im Extremfall sogar zur aktiven Arbeit gegen das Unternehmen führen. Da Kollegen heute stärker denn je konkurrieren, sind Tricks wie Mobbing weit verbreitet. Schwächt man den Konkurrenten mit Verleumdungen, hat man sich ggf. den begehrten Posten gesichert. Verfügt ein Mitarbeiter über mehr Ehrgeiz als Können, wird ebenfalls gerne zu hässlichen Methoden gegriffen. Wettkampf herrscht auch zwischen Kunden und Verkäufern, Vertrieblern und Einkäufern, in Familie und Freundeskreis. Mobber sind laut Beyer oft Menschen, die solches Verhalten als Kind gelernt haben. Sie mussten ihre Eltern gegeneinander ausspielen oder deren Verhalten imitieren. Bei den gängigen Dirty Tricks gibt es solche, die den Angegriffenen kränken sollen, z.B. den Entzug der Wertschätzung. Wird jemandem Geringschätzung entgegengebracht, ist sein Selbstwertgefühl verletzt. Das stört die Konzentration, so neigt man in Verhandlungen zu Zugeständnissen. Auch durch körpersprachliche Signale, wie ungeduldiges Trommeln mit den Fingern, belehrende Gesten o.Ä., soll das Selbstbewusstsein des Kontrahenten geschwächt werden. Beyer empfiehlt als Gegenmaßnahme, den Gesprächspartner direkt auf diese Gesten anzusprechen. "Warum trommeln Sie ungeduldig mit den Fingern?" Auf diese Frage muss der Angesprochene reagieren, was ihn angreifbar macht. Zusätzlich kann man darauf hinweisen, dass man solche Taktiken kennt. Ein Augenzwinkern dabei hilft dem Gegenüber, sein Gesicht zu wahren. Muss man durch solch einen Hinweis einen Abbruch des Kontakts fürchten, kann man solche Gesten auch schweigend übersehen. Sein Selbstbewusstsein kann man stärken, indem man sich klar macht: der Kontrahent spielt nur ein Spiel. Auch Du-Botschaften werden häufig verwendet. Sie wirken immer wie Tadel oder Schuldzuweisung und lösen das Gefühl des Angegriffenseins aus. Darum will man sich wehren, reagiert eventuell aggressiv und so unkonzentriert. Typische Du-Botschaften sind z.B. "Sie sind doch gar nicht in der Lage ...", "Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie sprechen." Wird der Angreifer plötzlich wieder freundlich, ist der Verhandlungspartner unter Umständen zu erheblichen Zugeständnissen bereit. Durchschaut man diese Taktik, hat man mehrere Möglichkeiten zu kontern. Man kann höflich nach Details fragen und so die Du-Botschaften als subjektive Meinungsäußerungen enttarnen: "Was genau habe ich Ihrer Meinung nach falsch verstanden?" Sendet man Ich-Botschaften, kann man Spannung aus dem Gespräch nehmen: "Ich fühle mich in die Enge gedrängt." Aussagen dieser Art wecken Verständnis oder Mitgefühl und bieten die Möglichkeit der Klärung. Antwortet man auf Du-Botschaften ebenfalls mit Du-Botschaften, kommt keine konstruktive Atmosphäre zustande. Die negativen Gefühle eskalieren auf beiden Seiten. Weitere Dirty Tricks sind z.B. Bluffen mit Fremdwörtern, um den Kontrahenten einzuschüchtern, oder das Ablenken vom eigentlichen Thema, indem man den Gesprächspartner mit einem seiner Reizthemen konfrontiert. Günther Beyer erklärt, wie man ein Frühwarnsystem zum Vorbeugen entwickelt. Dabei bewertet er die Tricks mit dem Ferkel-Faktor niedrig, mittel und hoch. Schließlich stellt der Autor noch 15 chinesische Listen vor, die im westlichen Kulturkreis nicht so bekannt sind. Dem Leser ist sicher die Stellvertreter- oder Alibitaktik schon begegnet. Will man etwas erreichen, z.B. den Posten eines Kollegen, kann man Dritte dazu anstiften, durch Mobben die Position der Person zu untergraben. So bleibt der eigentliche Drahtzieher im Hintergrund, seine Handlanger kassieren die Prügel. Die Tricks, die Günther Beyer hier beschreibt, sind nicht neu. Schon in den 90er Jahren verkaufte sich Wolf Ruede-Wissmanns Buch "Satanische Verhandlungskunst" gut. Es erklärt ebenfalls viele Dirty Tricks und Abwehrstrategien. "Der Ferkel-Faktor" ist jedoch übersichtlicher und leserfreundlicher aufgemacht. Auch vom Umfang her ist Beyers Sachbuch gelungen: Der interessierte Leser findet auf 189 Seiten einen guten Überblick über verbale und nonverbale Tricks und vor allem die passenden Gegenmaßnahmen. Einen echten Zusatznutzen bieten die 15 chinesischen Listen. Einige davon kennt sicher jeder Leser. Vergegenwärtigt man sich diese Übersicht im Arbeitsleben, kann man künftig besser Schaden von sich abwenden. Schade, dass der Autor nicht alle 36 chinesischen Listen aufzählt. Wer in alltäglichen Gesprächssituationen punkten will, braucht dieses Buch. Und wer will das nicht? Auch der Laie lernt hier viel zur sprachlichen Selbstverteidigung. Wer im Beruf oft Verhandlungen führen muss, freut sich über ein übersichtliches Handbuch. Der Kauf lohnt sich auf jeden Fall.
Günther Beyer verfasste dieses Buch mit der Absicht, den Leser die "Dirty Tricks" der Kommunikation erkennen zu lassen. Unter diesem Begriff fasst er alle verbalen und nonverbalen Taktiken zusammen, mit denen ein Gesprächspartner sich durchsetzen will. Der Autor will diese Tricks nicht zur Anwendung lehren. Er will sie dem Leser bewusst machen, damit er das faire Kontern lernt. Denn zu seinem Bedauern stellt Beyer fest: diese Methoden werden immer mehr gesellschaftlich akzeptiert. Er nennt solche Fallen und Listen den "Ferkel-Faktor" in unserem Umgang und plädiert für mehr Fairness.
Informationen zum Buch
ISBN 3430200547
Autor Günther Beyer
Verlag Econ
Sprache deutsch
Seiten 189
Erscheinungsjahr 2008
Extras -
Preis ab 16,90 Euro
Rezension von
Bianka Walmroth-Capek
Der Ferkel-Faktor. Die schmutzigen Tricks der Kommunikation Günther Beyer verfasste dieses Buch mit der Absicht, den Leser die "Dirty Tricks" der Kommunikation erkennen zu lassen. Unter diesem Begriff fasst er alle verbalen und nonverbalen Taktiken zusammen, mit denen ein Gesprächspartner sich durchsetzen will. Der Autor will diese Tricks nicht zur Anwendung lehren. Er will sie dem Leser bewusst machen, damit er das faire Kontern lernt. Denn zu seinem Bedauern stellt Beyer fest: diese Methoden werden immer mehr gesellschaftlich akzeptiert. Er nennt solche Fallen und Listen den "Ferkel-Faktor" in unserem Umgang und plädiert für mehr Fairness. Einleitend führt der Autor einige Beispiele aus der deutschen Politik auf. Durch Schlagfertigkeit und unfaire Dialektik fiel z.B. Joschka Fischer auf. "Zimmermann ist als Löwe gesprungen und als Bettvorleger gelandet." (Fischer 1984 über den damaligen Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann) Mit Aussagen dieser Art täuscht man über fehlende Sachargumente hinweg und sorgt für Stimmung, um seine Ziele zu erreichen. Nach einer Einteilung der Täter und Opfer in verschiedene Kategorien folgt ein Überblick über die Situationen, in denen Dirty Tricks zum Einsatz kommen. Bei Mitarbeitern und Chefs herrscht ein Ungleichgewicht in der Machtverteilung. Lässt der Führungsstil des Vorgesetzten zu wünschen übrig, löst dies Frustration beim Mitarbeiter aus. Dies kann im Extremfall sogar zur aktiven Arbeit gegen das Unternehmen führen. Da Kollegen heute stärker denn je konkurrieren, sind Tricks wie Mobbing weit verbreitet. Schwächt man den Konkurrenten mit Verleumdungen, hat man sich ggf. den begehrten Posten gesichert. Verfügt ein Mitarbeiter über mehr Ehrgeiz als Können, wird ebenfalls gerne zu hässlichen Methoden gegriffen. Wettkampf herrscht auch zwischen Kunden und Verkäufern, Vertrieblern und Einkäufern, in Familie und Freundeskreis. Mobber sind laut Beyer oft Menschen, die solches Verhalten als Kind gelernt haben. Sie mussten ihre Eltern gegeneinander ausspielen oder deren Verhalten imitieren. Bei den gängigen Dirty Tricks gibt es solche, die den Angegriffenen kränken sollen, z.B. den Entzug der Wertschätzung. Wird jemandem Geringschätzung entgegengebracht, ist sein Selbstwertgefühl verletzt. Das stört die Konzentration, so neigt man in Verhandlungen zu Zugeständnissen. Auch durch körpersprachliche Signale, wie ungeduldiges Trommeln mit den Fingern, belehrende Gesten o.Ä., soll das Selbstbewusstsein des Kontrahenten geschwächt werden. Beyer empfiehlt als Gegenmaßnahme, den Gesprächspartner direkt auf diese Gesten anzusprechen. "Warum trommeln Sie ungeduldig mit den Fingern?" Auf diese Frage muss der Angesprochene reagieren, was ihn angreifbar macht. Zusätzlich kann man darauf hinweisen, dass man solche Taktiken kennt. Ein Augenzwinkern dabei hilft dem Gegenüber, sein Gesicht zu wahren. Muss man durch solch einen Hinweis einen Abbruch des Kontakts fürchten, kann man solche Gesten auch schweigend übersehen. Sein Selbstbewusstsein kann man stärken, indem man sich klar macht: der Kontrahent spielt nur ein Spiel. Auch Du-Botschaften werden häufig verwendet. Sie wirken immer wie Tadel oder Schuldzuweisung und lösen das Gefühl des Angegriffenseins aus. Darum will man sich wehren, reagiert eventuell aggressiv und so unkonzentriert. Typische Du-Botschaften sind z.B. "Sie sind doch gar nicht in der Lage ...", "Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie sprechen." Wird der Angreifer plötzlich wieder freundlich, ist der Verhandlungspartner unter Umständen zu erheblichen Zugeständnissen bereit. Durchschaut man diese Taktik, hat man mehrere Möglichkeiten zu kontern. Man kann höflich nach Details fragen und so die Du-Botschaften als subjektive Meinungsäußerungen enttarnen: "Was genau habe ich Ihrer Meinung nach falsch verstanden?" Sendet man Ich-Botschaften, kann man Spannung aus dem Gespräch nehmen: "Ich fühle mich in die Enge gedrängt." Aussagen dieser Art wecken Verständnis oder Mitgefühl und bieten die Möglichkeit der Klärung. Antwortet man auf Du-Botschaften ebenfalls mit Du-Botschaften, kommt keine konstruktive Atmosphäre zustande. Die negativen Gefühle eskalieren auf beiden Seiten. Weitere Dirty Tricks sind z.B. Bluffen mit Fremdwörtern, um den Kontrahenten einzuschüchtern, oder das Ablenken vom eigentlichen Thema, indem man den Gesprächspartner mit einem seiner Reizthemen konfrontiert. Günther Beyer erklärt, wie man ein Frühwarnsystem zum Vorbeugen entwickelt. Dabei bewertet er die Tricks mit dem Ferkel-Faktor niedrig, mittel und hoch. Schließlich stellt der Autor noch 15 chinesische Listen vor, die im westlichen Kulturkreis nicht so bekannt sind. Dem Leser ist sicher die Stellvertreter- oder Alibitaktik schon begegnet. Will man etwas erreichen, z.B. den Posten eines Kollegen, kann man Dritte dazu anstiften, durch Mobben die Position der Person zu untergraben. So bleibt der eigentliche Drahtzieher im Hintergrund, seine Handlanger kassieren die Prügel. Die Tricks, die Günther Beyer hier beschreibt, sind nicht neu. Schon in den 90er Jahren verkaufte sich Wolf Ruede-Wissmanns Buch "Satanische Verhandlungskunst" gut. Es erklärt ebenfalls viele Dirty Tricks und Abwehrstrategien. "Der Ferkel-Faktor" ist jedoch übersichtlicher und leserfreundlicher aufgemacht. Auch vom Umfang her ist Beyers Sachbuch gelungen: Der interessierte Leser findet auf 189 Seiten einen guten Überblick über verbale und nonverbale Tricks und vor allem die passenden Gegenmaßnahmen. Einen echten Zusatznutzen bieten die 15 chinesischen Listen. Einige davon kennt sicher jeder Leser. Vergegenwärtigt man sich diese Übersicht im Arbeitsleben, kann man künftig besser Schaden von sich abwenden. Schade, dass der Autor nicht alle 36 chinesischen Listen aufzählt. Wer in alltäglichen Gesprächssituationen punkten will, braucht dieses Buch. Und wer will das nicht? Auch der Laie lernt hier viel zur sprachlichen Selbstverteidigung. Wer im Beruf oft Verhandlungen führen muss, freut sich über ein übersichtliches Handbuch. Der Kauf lohnt sich auf jeden Fall.
Günther Beyer verfasste dieses Buch mit der Absicht, den Leser die "Dirty Tricks" der Kommunikation erkennen zu lassen. Unter diesem Begriff fasst er alle verbalen und nonverbalen Taktiken zusammen, mit denen ein Gesprächspartner sich durchsetzen will. Der Autor will diese Tricks nicht zur Anwendung lehren. Er will sie dem Leser bewusst machen, damit er das faire Kontern lernt. Denn zu seinem Bedauern stellt Beyer fest: diese Methoden werden immer mehr gesellschaftlich akzeptiert. Er nennt solche Fallen und Listen den "Ferkel-Faktor" in unserem Umgang und plädiert für mehr Fairness.
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