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Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

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  • Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

    Hallo!

    Mein Problem ist dass ich durch das Mobbing sehr misstrauisch geworden bin und schwer Kontakte zu anderen Menschen knüpfen kann. Ich weiss nicht ob das für alle Mobbingopfer eigen ist.
    Wenn das schon so ist dann wäre es vielleicht sinnvoll Freundschaften unter Mobbingopfern zu knüpfen.

    Was sind die Folgen des Mobbings in der Schule z.B.?
    Ich habe den Eindruck dass bei mir die Noten in der Schule abgenommen haben, der physische Wachstum und die Fähigkeit mich auf öffentliche Dinge zu konzentrieren, wie Vorlesungen und ähnliches.
    Unsicherheit, Angst und ähnliches sind wahrscheinlich bei allen vertreten.

    Sind Mobbingopfer in der Regel lebensfroh oder weniger, d.h. haben sie Familien- und Kinderwunsch, oder ist es eher umgekehrt?

    Was ist die typische psychologische Diagnose bei den Mobbingopfern bei einer Erkrankung Und wie viele werden dadurch krank?

    Wie viele entwickeln sich dadurch höher?

    Danke!

  • #2
    AW: Allgemeine Fragen

    Hallo,

    ich kann Dir zu Deinen fragen nuraus meinen eigenen Erfahrungen berichten und auch das mitteilen, was ich mir angelesen habe.
    1. Das Misstrauen entsteht durch mehrfache Vertrauensbrüche. Du hast zum Beispiel im guten Glauben einen Arbeitsvertrag abgeschlossen und wirst plötzlich ohne erkennbare Ursache gemobbt. Nachfragen ergeben, dass man Dir ausweichend antwortet, Dich demütigt und verwirrt. Du erhälst keine klare Antwort.
    Die Folge ist, dass Dein Gehirn mit Stresshormonen überflutet wird, der Adrenalinspiegel steigt, Deine Gesundheit leidet.
    2. Die meisten Mobbingopfer verfallen in Depressionen, die sie zwingen, sich krank zu melden. Es entsteht eine Spirale, denn die Krankmeldung bewirkt Lücken auf dem Arbeitsplatz, die Deine Kollegen stopfen müssen. Wenn Du wieder Kraft geschöpft hast, kommt meistens die nächste Attacke in Form von Unterstellungen, dass Du nur simuliert hast und gar nicht richtig krank warst. Durch den Dauerstress auf dem Arbeitsplatz und die stetig vorhandenen Stresshormone in Deinem Blut, geht es Dir phsychisch und dann auch physisch wahrscheinlich immer schlechter.
    3. Du verfällst in zunehmende Hoffnungslosigkeit, Impotenz stellt sich ein, Gedankenkreisen, Existenzängste, Schlaflosigkeit eventuell Streitlust, übermäßiger Appetit oder gar kein Appetit. Mit der Folge des Über-/Untergewichts und zunehmender Bewegungslosigkeit.
    4. Manche greifen zu Selbstbehandlungszwecken zu Alkohol und Drogen, um nicht ständig an ihr Drama erinnert zu werden. Suchtverhalten stellt sich ein.
    Wenn Du verheiratet bist, geht ganz oft die Ehe daran kaputt, dabei ist es ein Unterschied, ob Du Mann oder Frau bist. Bei Männern sind die Folgen des Mobbings gravierender, weil sie ihrer Rolle des Familienoberhauptes nicht mehr glauben gerecht werden zu können. Frauen werden schneller und öfter in den Psychiatriekreislauf überführt.
    5. Ein Kind zu planen, eine Ehe zu führen, hat viel damit zu tun, dass man sich die Zukunft als etwas Positives vorstellt. Das man Vertrauen zu sich selber hat, die Familie gut versorgen zu können, seinen Aufgaben gerecht werden zu können.
    Ein Mobbingopfer hat dieses Vertrauen oftmals nicht, weil es das Gefühl hat, versagt zu haben. Schwäche macht sich breit und damit auch zunehmende Unattraktivität. Für andere Arbeitgeber, andere Partner, neue Kinder oder überhaupt Kinder. Die Selbstliebe leidet und damit auch die Liebe zu anderen.
    Für viele endet eine Mopbbingsituation damit, dass sie erwerbsunfähig werden.

    Ob eine Person es schafft, alleine aus so einer Situation rauszukommen, weiß ich nicht genau. Ich glaube aber, dass Personen die gemobbt werden, dringend Hilfe benötigen. Betriebsrat, Anwalt und Unterstützung von Kollegen, vom Ehepartner, von der Familie.
    Wenn das ausfällt, dann als nächsten Schritt Beratungsstellen aufsuchen, an konstruktiven Lösungen arbeiten.
    Je nach Gesundheitszustand auch eine Selbsthilfegruppe aufsuchen. Die Mitglieder sollten sich gegenseitig Mut machen, gemeinsam etwas unternehmen, sich gegenseitig stützen.

    Die meisten Menschen merken gar nicht von Anfang an, dass sie gemobbt werden. Besonders spät merken es Menschen, gegen die intrigiert wird. Wenn die Intrige auffliegt, ist es meistens schon zu spät.

    Zu Deiner letzten Frage, ob sich manche dadurch höher entwickeln, kann ich nur sagen, dass wir Gemobbten jede Menge über dieses Thema gelernt haben/lernen mussten.
    Wer nicht komplett aus dem Berufsleben ausgegrenzt worden ist, nicht schwer erkrankt ist, hat vielleicht Möglichkeiten weiter zu arbeiten, auch mit diesen Narben auf seiner Seele. Höher zu kommen hat, denke ich, viel mit Selbstvertrauen und Vertrauen in Andere und auch Menschenkenntnis zu tun.
    Es gibt Menschen, die behaupten, dass die "Oberen Etagen" eben oftmals durch das massive Durchsetzen gegen Andere ihren Stand erreicht haben. Wieviel Gemobbte es schaffen, weiß ich nicht. Aber ich hoffe sehr, dass nicht, wie so oft, die Opfer dann zu Tätern werden, weil sie dadurch leichter ehrgeizige Ziele erreichen können. Sie gehen über Leichen, sagt man doch, oder?
    Ich werde niemals über Leichen gehen oder höhere ehrgeizige Ziele verfolgen. Mir reicht es, wenn ich meinem Beruf nachgehen kann, meinen Lebensunterhalt verdienen und einen VG habe, der den Überblick hat und gegen Mobbing vorgeht, wenn es auftreten sollte.
    LG
    Ibag
    Ibag
    erfahrenes Forumsmitglied
    Zuletzt geändert von Ibag; 22.07.2011, 14:19.

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    • #3
      AW: Allgemeine Fragen

      Hallo, Anathron,
      der Gedanke ist zwar verführerisch, aber letztendlich nicht zielführend.

      Ich erachte es für sehr wichtig, Freundschaften ausserhalb der Mobbingsituation zu suchen, um aus dem Teufelkreis ausbrechen zu können. Dazu können gute und richtige Freunde andere Wege aus der belastenden Situation aufzeigen.

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      • #4
        AW: Allgemeine Fragen

        Ok, danke euch und den anderen die vielleicht noch kommen.

        Ich halte fest an einer Philosophie die behauptet "was mich nicht umbringt, macht mich stärker."

        Jedoch bin ich jetzt fast 40 Jahre alt und ohne Freund und Weib. Es wird langsam sinnlos, denn der Sinn des Lebens ist wieder das Leben...

        Bei mir gab es Mobbing in der Nachbarschaft (vom ersten Cousin angefangen als wir ins Ausland gezogen sind, wegen Schule) und dann in der Schule ... alles nur weil ich in Deutschland geboren und von einem Deutschen Paar mit-erzogen bin (Eltern immer im Streit) ... gearbeitet habe ich nur wenig und ich denke in engeren Kreisen lässt es sich auch arbeiten. Es gibt auch bestimmt Berufe für Einzelgänger. ;-)

        Wie ich sehe sind auch Aristokraten regelmässig in der Schule gemobbt worden oder Schüler die Respekt für's Wissen haben (Aristokratie ist auch durch Erziehung definiert).

        Wieso ist der erste Fisch aus dem Wasser gegangen? - Er wurde gemobbt...

        "Nerven und Sinne entwickeln sich durch die Schwierigkeit in der Ernährung."



        Zwei mal studiert - zwei mal abgebrochen. Aber Philosophie "ohoho".

        Bin jetzt wieder in DE und kämpfe für meinen Status, FFM-Umgebung. Zurück will ich nicht.

        Grüsse
        Zuletzt geändert von Anathron; 22.07.2011, 17:27.

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        • #5
          AW: Allgemeine Fragen

          Hallo Anathron,

          deine Fragen sind wirklich sehr allgemein.

          Mobbing hat viele Facetten - was jedoch fast immer gleich ist, ist das Erleben der Betroffenen. Rückzug, nicht zuletzt absolute Isolierung sind die Folgen mit all den körperlichen und seelischen Begleiterscheinungen, die ein Mensch nicht braucht, wenn er autonom und selbstbestimmt durchs Leben gehen möchte.

          Oft ist es auch für das eigene Umfeld sehr schwer zu erkennen, wenn jemand Hilfe braucht, weil er z. B. gemobbt wird. Gerade weil derjenige sich sehr zurückzieht, niemanden damit belasten will oder "Umstände" machen möchte, ist es nicht immer leicht für Freunde und Familie.
          Angst und Scham sind sehr groß, weil man das Gefühl hat, irgendetwas stimme nicht mit einem. Deshalb ist seitens des Umfeldes absolute Behutsamkeit und viel Feingefühl gefragt, denn Stärkung, Zuversicht und Vertrauen werden schließlich schon an anderer Stelle mit Füßen getreten.

          Generell kann ich dazu raten, sich in einer solchen aussichtlslos erscheinenden Situation, Jemandem anzuvertrauen und sich auch Hilfe zu suchen. Denn das Mobbing ist ein Nebenkriegsschauplatz, der existieren kann, weil bestimmte Kompetenzen verschüttet oder (noch) nicht vollständig ausgeprägt sind.

          Es braucht viel Mut und Überwindung, sich diesem Thema zu stellen - aber nur so lernt man Techniken und schafft sich ein Rüstzeug an, dass Stärke und Souveränität vermittelt, damit Mobber künftig keine Angriffsfläche mehr finden.
          Mobber sind meistens Menschen, die sich in verschiedener Weise bedroht fühlen, deshalb beißen und hacken sie so dermaßen um sich. Weil ihnen meist nicht gegeben ist, mit Kompetenz zu punkten, dir vielleicht fachlich nicht das Wasser reichen können und dabei um alles in der Welt nicht entdeckt werden wollen ...

          Du kannst nur dafür sorgen, dich selbst zu stärken, dein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, dir bewusst machen, was du alles kannst und was du vielleicht sogar besser kannst, als andere Menschen.

          Und dafür ist es vielleicht sogar besser, ja sogar hilfreich, sich mit Freunden zu umgeben, die diese Stärken und dich als Freund schätzen.

          Ein schönes Wochenende
          Sabine.

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          • #6
            AW: Allgemeine Fragen

            Hallo Anathron,
            Der Verlust des Selbstvertrauens ist das schlimmste was einem passieren kann in meinem Fall war es so, das ich als Kind in der Schule auf Grund meines Aussehens(Übergewicht) ausgegrenzt wurde, das hat dazu geführt das ich mich mehr mit lernen beschäftigt habe als mit sozialen Kontakten ch zog mich mehr zurück wurde zum Einzelgänger meine ältere Schwester hat mich damals wieder aufgebaut ich erlangte wenn auch spät mein vertrauen zurück und mit 18 habe ich auch mal eine Freundin gefunden. Heute bin ich wieder an einem aehnlichen Punkt angelangt dank meines noch derzeitigen chefs. Aber eines habe ich gelernt, das es einfacher ist das zu verdauen wenn ich Personen wie meinen Chef damit konfrontiere und meine "Gefühle" somit thematisiere.
            Ich hoffe das du dein vertrauen in die Menschen wieder aufbauen kannst, dafür Wünsche ich Dir alles Gute.
            VG
            Das Muppelchen
            Viele Grüße
            Das Muppelchen

            "Man reist nicht um anzukommen sondern um zu reisen."
            Johann Wolfgang von Goethe

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            • #7
              AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

              @Muppelchen

              Ich denke ein Mobbingopfer zieht andere durch ein erhöhtes Selbstbewusstsein an. Wenn einer gemobbt ist dann weil er nicht ganz perfekt ist, sonst würde er Mitleid ausrufen. Ich denke dieses Selbstbewusstsein wird durch Strenge/Stolz in den Augen ausgestrahlt.
              Trifft das ein bisschen zu?

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              • #8
                AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

                @Anathron

                Für einige der MobbingOpfer mag das zutreffen aber bitte nicht vergessen das es heute anscheinend Mode macht auf Leiten die am Boden sind rum zu trampeln die Gesellschaft hat sich meiner Meinung nach dies bezueglich sehr gewandelt. Mitleid ist in den seltensten Faellen noch existent.

                VG
                Das
                Muppelchen
                Viele Grüße
                Das Muppelchen

                "Man reist nicht um anzukommen sondern um zu reisen."
                Johann Wolfgang von Goethe

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                • #9
                  AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

                  Zitat von Muppelchen Beitrag anzeigen
                  @Anathron

                  Für einige der MobbingOpfer mag das zutreffen aber bitte nicht vergessen das es heute anscheinend Mode macht auf Leiten die am Boden sind rum zu trampeln die Gesellschaft hat sich meiner Meinung nach dies bezueglich sehr gewandelt. Mitleid ist in den seltensten Faellen noch existent.

                  VG
                  Das
                  Muppelchen
                  Gut, wenn du das so sagst. Es ist mir aber ganz neu das einer keinen Neid bei den anderen erweckt und trotzdem gemobbt ist. Vielleicht bist du noch zu jung um es zu merken. Wir erkennen uns selbst schwer weil wir uns selbst nicht betrachten können.

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                  • #10
                    AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

                    Neid kann durchfielest hervorgerufen werden nicht nur durch Selbstwertgefühl oder Stärke, im konkreten Fall vonMobbing an Schulen sind es oftmals materielle Werte die den Neid hervorrufen, Beliebtheit kann auch ein Grund für Neid. Wohlhabend können auch Menschen ohne besondere Stärke sein.
                    Fakt ist, das physische sowie psychische Gewalt zugenommen hat in den letzten Jahren und das oft Barrieren überschritten werden um es metaphorisch auszudrücken ' man Haut drauf wenn jemand am Boden liegt'.

                    Wächst das Opfer an diesen Erfahrungen ? Daskommt auf die Art des Konvikts und die TiefederVerletzung an, aber im großen und ganzem ja.

                    Ich glaube allerdings auch nicht, das meine subjektive Antwort auf deine doch zuallgemein gestellte Frage vielmit meiner Jugend (vielen Dank das dumich so jung einschätzt) zu tun hat. ich denke das beruht auf meinen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen.
                    Viele Grüße
                    Das Muppelchen

                    "Man reist nicht um anzukommen sondern um zu reisen."
                    Johann Wolfgang von Goethe

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                    • #11
                      AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

                      Das stimmt, Materielle Dinge. Bei mir hat es, vielleicht, auch so angefangen.
                      Die Gewalt nimmt zu. Die alten Griechen behaupteten, dass aus der Demokratie Anarchie führt die dann so unerträglich wird, dass man zum Königreich greifen müssen wird.
                      Ich denke darauf muss man noch nicht lange warten...

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                      • #12
                        AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

                        Hallo Anathron

                        Ich selbst habe damals als Mitarbeiter erlebt, dass mich mein überdurchschnittliches Engagement für die geschäftlichen Belange in Bedrängnis brachte. Ich wusste nicht viel bzw. gar nichts über Teamprozesse und überhaupt nichts über meine bis dahin ausgebildeten Grundpräferenzen auf der Verhaltensebene. Ich wusste nur: Ich wollte vorwärts kommen. Die anderen betrachtete ich mehrheitlich als Konkurrenten und nicht als Kollegen.
                        Damit rannte ich auf der Beziehungsebene ständig gegen die Wand. Die Kollegen waren schnell neidisch auf meinen Erfolg den ich dadurch geschäftlich erlangte. Es gab dann sehr schnell Kollegen die mir Fallen stellten und mich "reinlaufen" lassen wollten, um dem "Streber" das Handwerk zu legen.

                        Dass ihnen das nicht gelangt, förderte nur weiter die Ablehnung gegen meine Person. Nur meine rein fachlichen Fertigkeiten und die guten Beziehungen zur oberen Etage bewahrten mich vor der vollkommenen Isolierung. Aber ich wusste. Die meisten sahen mich lieber gehen als kommen.

                        Durch meine fachlichen Qualitäten war ich zwar in der Chefetage gut angeschrieben. Bei den Kollegen aber bald eine Unperson. Richtig glücklich war ich daher nicht. Im Gegenteil: Erfolg? Wofür? Um mit viel Geld in den Taschen ein einsames, isoliertes Leben zu führen? Fachidiot und gehasst?
                        Das kann und konnte es auch nicht sein.
                        Nach und nach öffnete ich mich meinen Kollegen. Nahm an Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung teil und las jedes Buch, dass ich zum Thema Beziehungen und Zusammenarbeit habhaft werden konnte. Ich musste lernen meine menschliche Seite vollkommen neu zu entwickeln die wohl irgendwie, irgendwann wohl viel zu kurz gekommen war. Lernte dabei, dass Hilfsbereitschaft nicht ein Zeichen von Schwäche sondern innerer Stärke ist und half fortan den Kollegen bei ihren Aufgaben wenn sie sichtlich Schwierigkeiten hatten. Erst im ganz Kleinen. Dann nach und nach fasste der eine oder andere Vertrauen und es bildete sich aus einer emotionalen Eiszeit ein warmer Frühling der Beziehungen. Ich bin mir sicher nur aufgrund meiner Jugend und Unerfahrenheit hat man mir überhaupt verziehen und eine neue Chance gegeben.

                        Meine Veränderung bewog dann auch irgendwann mal meine VG mich zu befördern. Wohl weil ich gelernt hatte nicht nur meine fachlichen, sondern im Besonderen meine sozialen Kompetenzen immer weiter zu entwickeln.
                        Ohne diese Entwicklung hätte man mich wohl nicht auf die Mitarbeiter losgelassen. Mit 24 hatte ich mein erstes Team mit 5 Mitarbeitern. Das ist jetzt 23 Jahre her. Und seither habe ich nie nachgelassen vor allem meinen Krüppel Mensch zu entwickeln.

                        Das beantwortet die Frage ob sich jemand der gemobbt wurde entwickeln kann eindeutig JA. Voraussetzung aber ist, dass der Betreffende sich emotional von den Vorgänge um die eigene Person trennen kann. Dazu braucht es gewisse Grundpräferenzen und ein stabiles Selbstwertgefühl. Gibt es nichts im Leben woraus man dieses schöpfen kann, dann wird es schwierig. In meinem Fall war es die Bestätigung und Wertschätzung meiner Chefs die in mir, dem Urteil der Kollegen gegenüber, deutlich höher angesiedelt waren. Hätte das gefehlt, dann wäre ich wahrscheinlich ebenso untergegangen wie viele andere auch.

                        Mein Fazit: "Wer fachlich tatsächlich ein Ass ist und damit glaubt wie ein Tank über alles und jeden hinweg rollen zu können der sich ihm in den Weg stellt, der wird nicht lange auf die Gegenreaktion des Umfeldes warten müssen."
                        Darum ist jeder gut beraten neben seinen fachlichen Fertigkeiten auch parallel dazu die zwischenmenschlichen zu entwickeln. "Erkenne dich selbst" steht dabei als Aufgabe ganz oben in der Liste. Jedes Feedback von Aussen macht das Niemandsland auf der eigenen Landkarte kleiner.
                        Es gibt nun mal Dinge die nur die anderen sehen und wahrnehmen können. Je mehr ich weiss wie ich auf andere wirke desto mehr gewinne ich durch diese Standortbestimmung letztendlich Einfluss auf das was passiert. Indem meine Fähigkeit zur Selbstreflexion stetig erhöht wird.


                        Dann gibt es auch noch die andere Frage ob es ein bestimmtes psychologisches Profil von Opfern gibt. Ein Teil der Antwort ist oben zu finden. Aber eben nur ein kleiner Teil. Die Facetten sind so vielfältig, möchte aber dennoch die Aussage wagen, dass Menschen mit einer depressiven Grundpräferenz eher in Schwierigkeiten geraten als jene die eben nicht diese Grundpräferenz mitbringen. Gemäss Fritz Riemann, Autor von "Grundformen der Angst" ist unsere depressive Seite jene die von Verlustängsten geprägt ist. Sie findet sich in uns allen. Ein Mensch jedoch mit einer starken Ausprägung neigt dazu an Dingen festzuhalten auch dann noch, wenn das Pferd das sie reiten längst gestorben ist.
                        Diese Verlustängste führen dazu, dass diese Menschen Dinge ertragen denen ein anderer mit geringerer depressiver Ausprägung schon längst den Laufpass gegeben hätte. Depressive Menschen fallen durch ihren Hunger nach Nähe auf und ihre Abhängigkeit von Beziehungen. Das macht sie leicht zu Missbrauchsopfern. Sie haben u.U. schnell mal die Rolle des Sündenbocks im Team an der Backe wenn es dort Menschen gibt die diese Persönlichkeitseigenschaft gerne benutzen um ihre eigenen Fehler dort zu "platzieren". Widerrede und offene Streitkultur sind ja gerade eben nicht die Stärken des eher zurückgezogenen, angepassten, depressiven Menschen.

                        Tragisch, und deshalb beziehe ich mich besonders auf diese Gruppe ist, dass sie egal wie sehr man ihnen zusetzt wie gelähmt sind und nicht aus der Situation ausbrechen können. Sie entwickeln oft eine Angst vor der Angst. Durch das ständige Bombardement mit negativen Inhalten zu ihrer Leistung und insbesondere Person wird ihnen der letzte Rest Selbstwert noch genommen der es ihnen ermöglichen würde aus der Situation auszusteigen. Oft treten dann die Dinge ein die Ibag weiter oben schon ausführlich beschrieben hat.

                        Und hier setzt mein Anspruch an die Führung in den Unternehmen an: "Führung hat die Aufgabe und Pflicht den Mitarbeitern ein Umfeld zu schaffen indem sie ihre Fähigkeiten vollumfänglich im Sinne des Unternehmensziels entfalten können!"

                        Und das kann auf Dauer niemand der in einem Umfeld aus Angst, Neid, Missgunst, Hass, Niedertracht und Intrigen arbeiten muss.
                        Nur dadurch sehe ich den Schutz derer gewährleistet die durch unfähige Führung sonst dem "MOB" ausgesetzt werden. Auch depressiv ausgerichtete Menschen haben hervorragende Fähigkeiten die durch individuelle Führung zur vollen Blüte heranwachsen können.
                        Sie sind gewiss nicht die geborenen Verkäufer aber leisten hervorragendes bei der Bewältigung von Fachaufgaben. Meist ohne viel Aufhebens darüber zu machen. Ein schlechter Chef der dies nicht sieht, wahrnimmt geschweige denn anerkennt und nur den Schreihälsen auf ihren Blabla Märkten lauscht, ist, mit Verlaub, nicht würdig die Verantwortung zu tragen.
                        Ein depressiv veranlagter Mensch ist in einem doppelten Dilemma und doppelt gestraft wenn er auch noch einen schwachen und sozial inkompetenten Chef hat der ihn schutzlos und fern seiner Fürsorgepflichten gemäss BVG der Meute überlässt oder gar das böse Spiel eifrig mitspielt.
                        Hier treten ganz besonders die Vorgesetzten, Selbständigen und Unternehmer in den Vordergrund. Als Wächter und Hüter der Gesetze und der guten Sitten. Etwas was immer weniger Verantwortliche offensichtlich zu leisten in der Lage sind.

                        Was sind das für Unternehmer, Selbständige und Manager die damit nicht im Dienst der positiven Entwicklung der Gesellschaft handeln sondern tagtäglich hier nachlesbar verwerfliches, menschenverachtendes und destruktives Verhalten demonstrieren.

                        Ich bin selbst schon sehr verletzt worden und habe aber auch andere auf meinem Weg schon schwer verletzt. Daher bin ich weniger ein Heiliger denn ein Reuiger. Als Jungspund den Zorn nicht unter Kontrolle. Das Wissen nicht parat um immer angemessen zu handeln, zu reagieren.
                        Und es ist auch heute immer wieder ein Kampf. Überhaupt erst mal zu merken auf welcher Spur man gerade fährt, dann inne zu halten und sich das "von aussen" noch einmal zu betrachten. Das ist sehr schwer und kostet jeden Tag immer wieder auf's Neue Überwindung und Kraft.

                        Gruss Martin

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                        • #13
                          AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

                          Hallo Anathron,

                          ich beantworte wie martin die frage, ob sich jemand, der gemobbt wurde, entwickeln kann, auch eindeutig mit JA.
                          ich bin der überzeugung, dass es nach durchlittenem mobbing nie wieder so sein kann, wie es davor war.
                          da es aber immer 2 seiten einer medaille gibt, kann man diesen umstand sehr positiv für sich nutzen.
                          in der regel verliert man ganz viele illusionen , gewinnt aber gleichzeitig sehr viel erfahrung, die man sich dann auch sehr wohl zunutze machen kann.
                          was ich selbst nach durchlittenem mobbing erfahren habe, war, dass sich bestimmte verhaltensmuster automatisiert hatten.
                          damit meine ich....es geschieht etwas bestimmtes, dass kann ein bestimmter wortlaut, tonfall...usw sein, und ich reagiere spontan nach einem muster.
                          dies zu durchbrechen ist weniger schwer, als man denkt, es erfordert aber viel zeit und geduld sowohl dir selbst gegenüber als auch von deinem umfeld.
                          ich bin zum glück eng mit menschen verbunden, die dies wissen und entsprechend geduldig reagieren, das ist wirklich ein glücksfall.
                          man darf sich dies aber auch bei menschen ruhig einfordern, wenn sie einem nahe sind.

                          für mich ist folgender umstand das fazit: auch wenn es nie wieder so sein wird wie vorher und sich sogar nach eigenem empfinden fast alles verändert hat nach mobbing, ist absolut damit nicht gesagt, dass das, was dann kommt, schlecht sein muss.
                          die welt um dich wird sich grundlegend vielleicht nicht verändern, aber du kannst es jeden tag aufs neue.

                          liebe grüße
                          ilona

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                          • #14
                            AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

                            Das sind Geschichten über die Änderungen des eigenen Verhaltens. Ist man danach glücklicher geworden? Oder wird man vielleicht Glücklicher wenn man den Beruf wechselt, oder das Klima oder die Mentalität? Anpassung heisst nicht immer Glück - Stabilität vielleicht schon.

                            Kommentar


                            • #15
                              AW: Allgemeine Fragen zum Thema Mobbing,

                              Hallo Anathron

                              Ob man glücklicher dadurch wird oder nicht hängt von der Definition ab was man selbst als Glück bezeichnet.
                              Ich definiere es so, dass ich dann glücklich bin, wenn sich meine Ziele und Werte mit dem decken was ich tagtäglich tue. Kurzum meinen Lebensinhalt, meiner Bestimmung folgen darf und kann. Eben das zu tun was ich am liebsten mag.
                              Was mir das Gefühl gibt etwas zu tun das mit Sinn erfüllt ist.

                              In diesem Zusammenhang kann Anpassung eigentlich nur für den Glück bedeuten der in hohem Masse das Gefühl der Gemeinschaft und die Bestätigung durch andere braucht und erfährt. Dabei wird die Individualität im Rang unter die Werte einer stabilen Gemeinschaft gestellt.
                              Wer hingegen etwas bewegen will, der wird sich nicht daran stören, dass andere seine Meinung zuerst nicht teilen werden, weil das angestrebte, übergeordnete Ziel im Stellenwert weit über dem des Gemeinschaftsgefühls angesiedelt ist.

                              Um seine Bestimmung zu finden oder ihr ab heute zu folgen, wenn man sie den kennt, kann es nötig sein den bisher ausgeübten Beruf an den Nagel zu hängen bzw. zu wechseln wenn man etwas ausübt was man eigentlich gar nicht mag. Dort wird man nicht wirklich gut werden weil man sich ständig dazu zwingen muss, getrieben ist von äusseren Zwängen statt von Hingabe/Passion. Demzufolge glaube ich, dass man so nicht glücklich werden kann.

                              Um diese Frage zu beantworten müsstest du in dich gehen und dich erst einmal fragen was dir wirklich lieb und wichtig ist. Nur mit diesen Antworten wirst du dich selbst in die Lage versetzen dir eine Auswahl anzulegen was für dich für die Zukunft wichtig und erstrebenswert ist.
                              Dann hast du ein klareres Bild deiner Bestimmung wohin du möchtest. In der Folge gilt es auszuprobieren ob die Wunschvorstellung in der Realität auch tatsächlich so erstrebenswert ist wie du dir das in deinen Gedanken und Träumen vorgestellt hast. Beruflich wäre es eine Möglichkeit dies über verschiedene Praktika anzugehen.
                              Je jünger man ist und mit je weniger Verpflichtungen dies einhergeht desto besser. Deshalb empfehle ich schon den Schülern, sich bei möglichst vielen Betrieben und Berufssparten ihrer engeren Wahl für Schnuppertage zu bewerben, um eine tatsächliche Vorstellung davon zu bekommen was sie dort im Berufsalltag erwartet. Sehr oft tut sich da eine gewaltige Kluft zwischen Traum und Wirklichkeit auf, die man selbst erst durch das hautnahe 1:1 Erleben realisiert. Schlimm wenn ein motivierter junger Mensch das erst erlebt wenn er sich bereits verpflichtet hat und Zwängen ausgesetzt ist die ihn daran hindern der oder die zu werden der oder die man eigentlich sein will. Nicht selten wird für manchen so der einstige Traumberuf zum Alptraum.

                              Es gibt ja einige Persönlichkeitstest auf dem Markt die uns darüber Aufschluss geben können wo die eigenen Präferenzen liegen und in welchen Berufen man sich, statistisch gesehen, tatsächlich wohlfühlen könnte.
                              Einen der besten den ich kenne ist das HBDI (Herrmann Brain Dominance Instrument) Profil. Dieses Profil hat die höchste Konsistenz auch in der WDH.
                              Gleichzeitig wird auch das Verhalten unter Stress analysiert, was durchaus sehr von der Grundpräferenz abweichen kann.
                              Kostet zwar ein paar Euro, kein Vermögen, und ist gewiss eine lohnenswerte Investition auf dem Weg zum "Erkenne dich selbst".

                              Auf die Frage ob mich meine Entwicklung glücklicher gemacht hat. Auf jeden Fall. Dadurch erst gelang es mir wesentliche Lücken im zwischenmenschlichen Bereich zumindest soweit zu schliessen, was mir das Umfeld mit mehr menschlicher Wärme honorierte.
                              Wenn auch heute noch nicht alle mit mir "glücklich" sind, was ich auch gar nicht anstrebe, so zollt man mir in der Regel Achtung vor meinen Bemühungen und verzeiht mir meine hin und wieder auftretenden "Schnitzer". So wie auch ich nicht mehr von den anderen erwarte immer perfekt zu sein.
                              Das macht es mir leichter die Menschen als Individuen zu sehen die streben und dabei eben hin und wieder widerstreben. Ihren Gefühlen erliegen wenn die Ratio keinen weisen Rat mehr zur Hand hat. Das ist nur menschlich.

                              Goethe sagte einmal: "Der Mensch irrt solange er strebt."

                              Damit ist gleichzeitig auch definiert, dass er dadurch ständig die Chance hat zu lernen solange er strebt. Denn nur die Irrtümer und die intensive Auseinandersetzung mit diesen lässt ihn ständig reifen wie einen guten Wein.
                              Wer keine Fehler macht hat keine Chancen auf seinem Gebiet (noch) besser zu werden. Um Fehler zu machen muss man jedoch erst handeln. Je handlungsorientierter ein Mensch ist, umso besser wird seine Aussicht, sein Schicksal erfolgreich selbst zu gestalten.
                              Das ist mittlerweile auch statistisch bewiesen und verleiht dem Schlusszitat von J W v. Goethe eine besondere Bedeutung.

                              "Wer mit dem Leben spielt kommt nie zurecht. Wer sich nicht selbst befiehlt bleibt immer Knecht."

                              Gruss Martin
                              Psychobabbel
                              besonders erfahrenes Mitglied
                              Zuletzt geändert von Psychobabbel; 23.07.2011, 23:43. Grund: Korrektur

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