Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Teufelskreis?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Teufelskreis?

    In den letzten Jahren konnte ich nirgendwo richtig Fuß fassen. Entsprechend sieht mein Lebenslauf inzwischen aus. Teilweise wurde ich in der Vergangenheit trotz viel und guter Arbeit während der Probezeit entlassen. Das ging nie ohne Mobbing ab.

    Aus finanziellen Gründen war eine Auszeit nicht möglich. Also musste ich immer sofort wieder die nächstbeste Stelle antreten. Ob ich wollte oder nicht. Jetzt stehe ich wieder vor so einer Situation, nur bin ich inzwischen ziemlich ausgebrannt.

    Was tun? Für einen Ausstieg aus dem Berufsleben ist es zu früh. Sofort wieder rein ins Hamsterrad will ich aber auch nicht. In meiner derzeitigen Verfassung steig ich da ja sofort als Opfer ein.

    Wer hat auch so etwas erlebt? Was hat euch geholfen? Vielen Dank für Eure Tips.
    Wallenstein

  • #2
    AW: Teufelskreis?

    Hallo Wallenstein

    Wenn du immer wieder innerhalb der Probezeit aus den Betrieb entlassen wirst, dann ist da irgendwie ein Muster dahinter das sich immer wieder gleich abspult.

    Frage dich

    1. Mit welcher Einstellung gehst du an deine neue Stelle? Positiv oder negativ? Wenn negativ warum?
    2. Macht dir das überhaupt Freude was dich dort erwartet und natürlich die Arbeit selbst. Ist es das was du dir schon immer gewünscht hast?
    3. Was hast du bisher in deinem Leben aktiv dafür getan um das Wirklichkeit werden zu lassen?
    4. Und wenn mit welcher Intensität hast du das verfolgt? Warum hat dich irgendwann der Mut verlassen?
    5. Was bedeuten dir Beziehungen zu Anderen und zu den Menschen überhaupt?
    6. Was musst du selbst von Anfang an dazu beitragen, um gute Beziehungen wachsen zu lassen?
    7. Warum haben gute Beziehungen einen grossen Nutzen?
    8. Ist es gut, vorbelastet durch frühere Situationen, das üble Verhalten der früheren Kollegen auf die neuen zu projizieren? Nach dem Motto: Die dort waren schlecht! Alle sind damit schlecht zu mir und wollen mir übel?
    9. Was bedeutet diese vorgenannte Generalisierung für die Chancen der Anderen, die es erst mal gut mit dir meinen, emotional positiv zu dir durchzudringen und du zu ihnen?

    Betrachte mein Führungscredo, das Zitat von Goethe unter meinem Beitrag, und beantworte mit deinen Gedanken inwieweit dies sich in deinem Leben spiegelt oder auch nicht.

    Ich hatte einst einen neuen Mitarbeiter im Team der hatte in den 2 Jahren zuvor sage und schreibe 42 Jobs. Er konnte nirgends Fuss fassen. Es war in ihm eine Grundsatzhaltung gegenüber der Umwelt spürbar welche aus der ständigen Ablehnung erwachsen war die er Jahre lang erfahren hatte und ihn auf Kampf konditionierte.

    Er leistete sehr zuverlässige und korrekte Arbeit. Fachlich war er für mich und das Team wertvoll. Beziehungsmässig jedoch eine Katastrophe. Es verging wirklich kein Tag ohne Stress mit den Kollegen. Aber aufgrund seiner fachlichen Qualitäten sollte er eine reelle Chance bekommen endlich einmal Fuss fassen zu können. Einen sicheren Hafen zu haben.

    Unfähig sich in andere hinein zu fühlen trat er wie gesagt von Beginn an von einem beziehungstechnischen Fettnapf in den nächsten. Ich habe viele Stunden mit ihm zugebracht das alles aufzuarbeiten. Nach und nach besserte sich die Situation zumal ich auch den übrigen Kollegen die Chance gab sich in Feedbackrunden zum Teamkonsens zu äussern. Eine Grundregel dabei war, dass man sich nur das Gute sagen durfte und keine Kritik erlaubt war. Jeder durfte in dieser Runde an jeden einen Wunsch äussern was er sich gerne vom anderen noch wünschen würde, um seine Arbeit noch besser machen zu können.

    Damit war der Grundstein gelegt für gute Beziehungen. Indem sich die Kollegen nur das Gute sagen durften waren sie gezwungen den übrigen Kollegen direkte Anerkennung auszusprechen. Dagegen kann sich niemand wehren. So erfuhr auch der neue Kollege wie sehr seine Kollegen seine fachlichen Qualitäten zu schätzen wussten erfuhr aber gleichzeitig durch die geäusserten Wünsche wo seine Beziehungsdefizite zu liegen scheinen und er seine Hausaufgaben zu machen hat. Nach diesen Feddbackrunden arbeitete ich das Gesagte jeweils mit ihm auf und vereinbarte regelmässige kurze Standortbestimmungsgespräche mit ihm. Täglich!
    Nach recht kurzer Zeit war er integriertes Mitglied der Gemeinschaft und ging mit den Kollegen mit auf ein Feierabend Bierchen. Von diesem Mitarbeiter bekam ich alles was ich wollte. Er sagte einmal viel später zu mir, dass ich der erste Mensch gewesen sei der ihn wirklich wie einen Menschen behandelt hat.

    So! Jetzt könntest du vielleicht sagen, dass du dir auch so einen Chef wünschen würdest. Tja. Aber leider sind die nicht in der Überzahl.

    Als Mitarbeiter hast du jedoch die Gelegenheit diesen Prozess auch selbständig einzuleiten. In diesem Moment muss du jedoch die Führung übernehmen. Das tust du indem du

    1. Ein intensives Gespräch bei Antritt mit deinem Chef führst. Dabei klärst du ganz genau was seine Erwartungen sind bezüglich Verhalten und Leistung. Das notierst du dir und legst dir das unter dein Kopfkissen.
    2. Holst du dir anfangs tägliches, später in grösseren Abständen regelmässiges Feedback sowohl von Kollegen als auch Chef (anfangs nur wöchentlich). Inhalt: Was gut war und was dringend der Verbesserung bedarf. Das nimmst du mit in den nächsten Tag bzw. in die nächste Runde.

    Das sind die beiden "Golden Rules" nach denen Gewinner arbeiten und das Ende der Probezeit niemals fürchten müssen.
    Indem du deinen neuen Job, auch wenn es erstmal nicht dein Traumjob ist, diese Regeln diszipliniert zur Anwendung bringst, kann dir sogar der mieseste Job Spass machen. Warum das? Weil du dadurch wirklich gute, aktive Beziehungen zu den Kollegen und zum Chef baust von denen du mehr zehren kannst als von dem was du eigentlich tust. Man mag sich und man schätzt sich.

    Das ist im Übrigen die erste Stufe die man nehmen muss, um irgendwann einmal erfolgreich und geachtet eine Führungsposition zu bekleiden. Nur wer imstande ist sich selbst zu führen, der wird auch irgendwann fähig sein andere zu führen.
    Mitarbeiter vertrauen keinem Vorgesetzten der nicht das lebt was er predigt oder umgekehrt. Und die Basis warum Mitarbeiter sich tatsächlich führen lassen ist, dass die Führungspersönlichkeit erst einmal durch integres Verhalten dieses Vertrauen gewinnt.

    "Wer mit dem Leben spielt kommt nie zurecht. Wer sich nicht selbst befiehlt bleibt immer Knecht!" ebenfalls von JW v. Goethe

    Lass dir das mal auf der Zunge zergehen;-))
    Gruss Martin

    Kommentar

    Lädt...
    X