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Mobbing in der Kirche - Spätfolgen nach Arbeitsplatzverlust

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  • Mobbing in der Kirche - Spätfolgen nach Arbeitsplatzverlust

    Hallo,
    ich habe mehrere Jahre massives Mobbing (Bossing) an einem kirchlichen Arbeitsplatz hinter mir, wurde dann gekündigt und bin nun seit einem Jahr arbeitslos. Im ersten Moment war es trotz aller Zukunftssorgen fast wie eine Befreiung, nicht mehr dort hin zurück zu müssen. Ich war auch relativ optimistisch, einen anderen Job zu finden und diesem auch gewachsen sein zu können (religiöse Resthoffnung). Nun, nach 100 Absagen, der Erfahrung, dass die Zeit keine Wunden heilt, und nachdem ich auch noch Hartz IV beantragen musste, geht es mir wieder so richtig schlecht. Ich hab vor dem Jobcenter genau solche Angst wie am Ende vor dem Auf-Arbeit-Gehen, aber ich trau mir auch gar nicht mehr richtig zu, jemals wieder einen Arbeitsplatz gut auszufüllen, hab nur mühsam eine kurze Weiterbildung durchgehalten. Das wird zur Ergophobie. Ich bin misstrauisch, unsicher, kann nicht zwischen berechtigter und unberechtigter Kritik unterscheiden, stehe innerlich ständig unter Strom, erschrecke wieder, wenn das Telefon klingelt... Ich habe zudem noch das Gefühl, "von einem anderen Stern" zu kommen, denn "Kirche" war in vielerlei Hinsicht etwas ganz anderes als "Wirtschaft", ich bin total fehlqualifiziert, was mein Selbstvertrauen nicht eben hebt. Was ich am Arbeitsplatz erlebte, hab ich auf das Jobcenter übertragen, weil da wieder jemand ist, der Macht über mich hat, der mit Sanktionen droht, mich zu Dingen zwingen kann, die ich nicht will oder mir nicht zutraue... Es ist real noch gar nichts Schlimmes passiert, aber ich kann nicht mehr zwischen realer und nur befürchteter Gefahr unterscheiden und habe wieder das Gefühl, ununterbrochen wachsam sein zu müssen, um mich beim nächsten Angriff nicht falsch zu verhalten. Es ist wie ein Déjà-vu...

    Ich hatte 30 Therapiestunden, die nichts gebracht haben. Der Arzt, der mich während der Kündigungsfrist krank geschrieben hatte, ist vor dem AMD sofort umgekippt (hab mich wieder im Stich gelassen gefühlt, wie von den Kollegen und Gemeindegliedern). Alle sind der Meinung, dass ich gesund zu sein habe, wenn ich da nicht mehr hin muss - und jetzt, nach einem Jahr, doch bitteschön erst recht! Ich gerate langsam in Panik, weil ich keine Idee mehr habe, was ich noch tun könnte, um so zu funktionieren, wie es diese Gesellschaft von mir verlangt. Um zu arbeiten, bin ich zu kaputt gespielt. Um als krank angesehen zu werden, wirke ich zu agil und zu tough, aber das ist nur äußerlich. (Ich hab zwar körperliche Beschwerden, aber das ist so ein Sammelsurium von angeblichen "Kleinigkeiten", die keinen interessieren, weil niemand - auch kein Arzt - mich ganzheitlich betrachtet. Für sich genommen ist das alles nicht so schlimm, aber die Kombination raubt kraft und macht mich fertig...) Diese Schutzmauer, die ich gegenüber der Pfarrerin aufgebaut hatte, fährt ganz automatisch hoch, sobald ich mich bedroht fühle, dadurch merkt kaum jemand, wie am Ende ich bin. Ich spreche es zwar aus, aber das scheint nicht zu interessieren... Ärzte/Therapeuten haben hier Wartezeiten bis zu einem Jahr, es ist also nicht so einfach, einen anderen zu probieren, und ob es beim nächsten was bringen würde, weiß ich auch nicht. Es hat auch keiner Verständnis dafür, dass ich mit dem Job nicht nur die Existenzgrundlage verloren habe, sondern in meinem Falle auch den Glauben und das private Umfeld (Freizeitgestaltung, Ehrenämter, Bekannte...). Ich musste mir sogar von einem Mediziner anhören, dass ich mir das "bei diesem Verein doch vorher hätte denken können" - als wär ich an dem Mobbing selber Schuld, wenn ich so doof bin, bei der Kirche zu arbeiten.

    Wie geht es Euch anderen, nachdem Ihr ggf. den Arbeitsplatz verlassen habt?
    Ideen, was zu tun ist, welche Argumente bei Ärzten, Krankenkasse etc. greifen?
    Jemand Erfahrungen speziell mit Mobbing in der Kirche und der riesengroßen Enttäuschung über die (schweigenden) "lieben Brüder und Schwestern"?

    Danke.

  • #2
    AW: Mobbing in der Kirche - Spätfolgen nach Arbeitsplatzverlust

    Hallo Weltuntergang

    Klingt wirklich so als setzt du dich zu sehr unter Druck / was du mußt und nicht mußt bestimmen nicht die anderen !!!!!!!!
    Ich würde mich an deiner Stelle mit einer neuen Arbeit nicht stressen / tue im Moment alles was dir selbst gut tut und was du dir leisten kannst und gehe rgl zum Arbeitsamt.Nimm doch auch die Angebote dort in Anspruch was z.b. Bewerbungshilfen und Jobcenter betrifft. Vielleicht ist es dir möglich eine Weiterbildung dort zu bekommen oder eine Umschulung e.c. ? Hast du schon einmal über eine Selbstständigkeit nachgedacht ? Ja auch z.b. die kirchlichen Träger in der Pflege kenne ich gut-sie haben zum Teil nichts mit Nächstenliebe zu tun. Wie genau ist deine Situation dort gewesen ? Hast du gute Freunde mit denen du reden kannst ? Ich selbst bin auch recht froh das ich bei meinem letzten Arbeitgeber weg bin und auch etwas neues gefunden habe.Nur leider ist mein Problem das in innerhalb der Pflege solche Bettenburgen ablehne weil sie die Pflege nur privatisieren und ich mich gerne spezialisieren würde auf z.b. WGs - nur die haben es schwer sich durchzusetzen weil die Träger nur an Profit denken und sich so WGs halt schlechter durchsetzen obwohl viele Menschen so am Lebensende leben möchte. Ich mach erstmal gute Miene zum bösen Spiel und mal schaun ob ich meinen Traum noch verwirklicht bekomme:-) Kopf hoch - können auch so mal texten :-)

    Gruß Tom


    Gruß Tomm

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    • #3
      AW: Mobbing in der Kirche - Spätfolgen nach Arbeitsplatzverlust

      Hallo Tomm,
      Du hast Recht und ich weiß auch, dass ich mich selbst sehr unter Druck setze - aber wie lässt sich dieses automatisierte Verhalten abstellen?
      Ich habe 3 Jahre erlebt, dass NICHTS berechenbar ist, wurde wegen Dingen schickaniert, angeschrien, vor anderen runtergemacht..., die ich vorher jahrelang genau so erledigt hatte, ohne dass es auch nur erwähnt geschweige denn kritisiert worden war. Genau das ist ja die Waffe des Terrors (für den ich Mobbing halte): Unsicherheit schaffen, Angst machen. Die Befürchtung, was kommen könnte, ist oft schlimmer und schwerer auszuhalten als die Sache selbst (in der konkreten Situation kann ich ja wenigstens reagieren, mich wehren). Das ist Ur-Verhalten: Der potentielle Säbelzahntiger im Gebüsch versetzt mich in größere Alarmbereitschaft als der, dem ich gegenüberstehe, gegen den ich kämpfen kann. Ich hätte eine längere Zeit Ruhe und Frieden gebraucht, um dieses erlernte Verhalten wenigstens wieder ein wenig zu verlernen, aber mit Hartz IV im Nacken wird das nichts... Da wird man schon in der Wartezone von einem riesigen Fernseher beschallt, von dem einem die möglichen Sanktionen vorgebetet werden...

      War in meinem Falle übrigens kein Pflegebereich, sondern direkt Kirchgemeinde. Aber ich weiß auch, wie es da läuft, hab eine Freundin aus der Branche. Sie bleibt auch lieber in einem kleinen Heim, obwohl da schlechter bezahlt wird als in einem großen (kirchlichen) Haus. Vielleicht solltest Du es mal als Privatpfleger für eine Einzelperson versuchen. Ich weiß zwar nicht, wie sich das finanziert, aber ich lese immer mal in der Zeitung, dass solche Leute auch gesucht werden.

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      • #4
        AW: Mobbing in der Kirche - Spätfolgen nach Arbeitsplatzverlust

        Hallo Weltuntergang

        Du versteifst dich im Moment zu sehr bzg deiner Existenzängste.Auch wenn du das so schnell nicht loswerden wirst,lenke dich unbedingt ab und versuche den Menschen trotz aller Scheu oder Misstrauen offen entgegen zu treten. Das Harz IV ist nur eine Momentaufnahme und es geht auch wieder vorrüber.Das du es jetzt so schwer hast wird dich trotz allem stärker machen--so leicht haut dich dann nichts mehr um.Triff dich jetzt unbedingt mit anderen Menschen und versuche neue Sichtweisen zu sehen und vielleicht auch neue Chancen.

        Gruß Tomm

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