Ich (w, 34 Jahre) bin Sekretärin und mag diesen Beruf wirklich supergerne. Was die Arbeit angeht, möchte ich keinesfalls tauschen. Trotzdem gab es immer wieder Probleme, sowohl in Festanstellungen als auch bei Zeitarbeitsfirmen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass von Sekretärinnen weitaus mehr Flexibilität und eine größere Spanne an Verfügbarkeit erwartet wird als von anderen Menschen. Nun ist es so, dass ich seit meiner Jugend ein zeitaufwändiges Hobby habe, welches ich jedoch nicht während meiner Arbeitszeit von Montag bis Freitag tagsüber pflege, sondern ausschließlich in meiner Freizeit. Ich bin nicht der typische Familienmensch mit Ehemann, Kindern, Haus, Garten und Hund, sondern führe ein eher unkonventionelles Leben als Heavy Metal-Fan. Mit meinem Partner und meinem Freundeskreis fahre ich gerne auf kleinere Konzerte und Festivals, die fast immer am Wochenende stattfinden. Unter der Woche besuche ich selten ein Konzert, weil ich am nächsten Arbeit nicht total müde ins Büro kommen will.Dummerweise habe ich schon öfters Probleme bekommen, wenn ich wegen Konzerten frei nehmen wollte. Die ganzen Akademiker in den Büros (Ingenieure, Kaufleute, usw.) haben alle eine direkte Vertretung, mit der sie sich im Vorfeld abstimmen und gut is. Bei mir ist das nicht so einfach. Z. B. hatte ich mal eine Kollegin, die 2 Wochen Urlaub in einem Zeitraum beantragt hat, der sich mit einem für mich interessanten Festival überschnitten hat. Meine Kollegin hatte nichts Besonderes vor, sie wollte einfach nur gemütlich zu Hause ausspannen. Das hätte sie auch in einem anderen Zeitraum machen können, weshalb ich sie gebeten habe, ihren Urlaub zu verschieben. Festivals kann man bekanntlich nicht verlegen. Nach einigem Hin und Her hat sie es gemacht, mich danach aber nur noch respektlos behandelt, bis ich eines Tages kündigte.In der Vergangenheit hatte ich zwei Chefs, die von mir erwarteten, dass ich meine Urlaube komplett nach ihnen ausrichtete. D. h. ich sollte immer im Büro sein, wenn sie dort waren und konnte nur frei nehmen, wenn sie auch frei hatten. Das hat mich extrem genervt, weil ich viele Konzerte deswegen verpasst habe und auch nicht immer gemeinsam mit meinem Partner Urlaub machen konnte. Dabei hätte ich in beiden Fällen Kolleginnen zwecks Vertretung gehabt, aber die Chefs bestanden auf meine Anwesenheit.In meinem aktuellen Job (seit Januar 2016 dabei) habe ich das Problem, dass ich zwar flexible Arbeitszeiten habe, aber meine beiden Chefs wünschen, dass das Sekretariat täglich von 8 bis 16 Uhr besetzt ist. Das liegt daran, dass wir öfters externe Gäste bekommen und die Sprechanlage mit Türöffnung sich im Sekretariat befindet. Meine Kollegin im Büro arbeitet in Teilzeit, sie ist nur an 2 Wochentagen (montags und mittwochs) im Haus. Rund 80% der Abteilung (wir haben über 100 Leute) machen freitags zwischen 12 und 14 Uhr Feierabend (das weiß ich, weil ich für die Zeiterfassung verantwortlich bin). Manche nehmen sogar jeden 2. Freitag einen Gleittag. Ich möchte auch gerne freitags früher gehen und manchmal einen Gleittag nehmen, aber wie ihr euch schon denken könnt, werden mir Steine in den Weg gelegt... wegen dieser Sprechanlage. Die meisten Leute sind am Freitag Nachmittag gar nicht mehr da, es ist fast nichts mehr zu tun, aber ich muss trotzdem im Büro sein, für den Fall dass jemand klingelt... nervig und ätzend. Ich fühle mich in meiner Freiheit eingeschränkt.Muss man denn als Sekretärin grundsätzlich immer flexibler sein als alle anderen Leute im Büro oder kann ich mich einfach nicht durchsetzen? Ich habe keine Lust mehr, ständig irgendwo anzuecken, weil von mir dauerhafte Präsenz erwartet wird. Auch eine Sekretärin hat das Recht auf ein Privatleben und ist nicht dazu da, um ständig irgendwelche Leute zu versorgen. Was soll ich machen?Sorry für den großen Haufen an Buchstaben. Ich habe mehrere Absätze beim Schreiben gemacht, aber aus mir unbekannten Gründen nimmt das Forum das nicht an.
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Liegt es an meinem Lebensstil oder kann ich mich einfach nicht durchsetzen?
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AW: Liegt es an meinem Lebensstil oder kann ich mich einfach nicht durchsetzen?
Hmm, das kommt mir irgendwie bekannt vor. Auch ich führe nicht das typische Leben einer Frau in meinem Alter (bin noch ein wenig älter als du) und arbeite ebenfalls als Sekretärin. Tatsache ist: Je mehr private Termine du hast, umso unflexibler bist du. Wenn du 3-4x im Monat etwas planst, musst du damit rechnen, dass es nicht jedes Mal funktioniert. Aber es ist richtig, dass man es als Sekretärin schwerer hat als andere Kollegen/Kolleginnen im Büro. Als Sekretärin arbeitest du mit der ganzen Abteilung zusammen, zu dir kommen alle hin und wieder mal ins Büro. Wir haben außer mir noch jemanden, der ein intensives Hobby betreibt. Ein Kollege ist großer BVB-Fan. Er fährt zu allen Heim- und vielen Auswärtsspielen. Er war auch öfters im Ausland, z. B. bei Champions League Spielen und begleitet die deutsche Nationalelf alle 2 Jahre 3 Wochen lang bei der WM oder EM, je nachdem was gerade stattfindet. Mein Kollege bekommt wesentlich einfacher frei als ich, denn er arbeitet nicht im Sekretariat. Hast du dir schon mal überlegt, etwas anderes zu machen und z. B. als Sachbearbeiterin tätig zu sein?
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AW: Liegt es an meinem Lebensstil oder kann ich mich einfach nicht durchsetzen?
Da würde ich mir eine Arbeitsstelle suchen, die viel Bezug zu deinem Hobby hat.
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AW: Liegt es an meinem Lebensstil oder kann ich mich einfach nicht durchsetzen?
Einmal habe ich 2 Jahre in einer Firma als Sachbearbeiterin gearbeitet und war ausnahmsweise nicht im Sekretariat. Genützt hat es mir gar nichts, was den Urlaub anging. In dem Jahr als ich dort anfing, führte der Chef eine neue Urlaubsregel ein. Ein Drittel des Urlaubs mussten wir über Weihnachten/Silvester nehmen und die anderen beiden Drittel im August. Wenn ich mal wegen Festival in einem anderen Monat einen oder zwei Tage frei wollte, keine Chance. Vor Jahren hatte ich schon Vorstellungsgespräche bei Plattenfirmen und zwar bei solchen, die einen großen Bezug zu meiner Musikrichtung haben. Sie hätten mich auch eingestellt, aber ich habe es nicht eingesehen, für ca. 1600 Euro Brutto 50-70 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das ist Ausbeutung.
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AW: Liegt es an meinem Lebensstil oder kann ich mich einfach nicht durchsetzen?
hallo Larissa,
vielleicht liegt es daran, dass ich eine andere Generation bin und deshalb nicht so ganz verstehen kann, wieso Du deine Freizeit und Dein Privatleben über Deine Arbeit stellst. Sorry, so zumindest kommt es bei mir rüber. Die Arbeit einer Sekretärin bringt bestimmte Verpflichtungen mit sich. Für die Erfüllung dieser Pflichten wirst Du ja auch bezahlt.Gleitzeiten sind eine Sache, aber wenn Deine Chefs erwarten und verlangen, dass Du in bestimmten Kernzeiten zur Verfügung stehst, ist das ihr gutes Recht. Für Freizeit und Hobby ist das Wochenende da, so wie für jeden anderen Arbeitnehmer auch.Gut, wenn Dir für ein Festival ect. kein Urlaub eingeräumt wird ist das ein wenig kleinlich, aber Du wirst auch wissen, dass ein verantwortungsvoller Posten meist auch mit weniger Freizeit einher geht.Chefsekretärin sein heißt, eine Vertrauensposition zu haben und ja, da muß man schon flexibler sein als andere Mitarbeiter.Zuletzt geändert von Gerdis; 14.07.2016, 11:30.
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AW: Liegt es an meinem Lebensstil oder kann ich mich einfach nicht durchsetzen?
Hallo Larissa,
ich muss Gerdis Kommentar zustimmen. Im Übrigen wundere ich mich doch auch ein bisschen über Kommentare wie: (Kurzform: Kollegin soll ihren Urlaub verschieben, damit du auf ein Festival gehen kannst und reagiert danach "sauer")
Das hätte sie auch in einem anderen Zeitraum machen können, weshalb ich sie gebeten habe, ihren Urlaub zu verschieben.
Sorry, aber mir fehlt da völlig das Verständnis, obwohl wir in Alter und auch "Lebenswandel" relativ ähnlich sind. Böse Zünglein würden ein solches Verhalten von dir als "unreif" bezeichnen.
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AW: Liegt es an meinem Lebensstil oder kann ich mich einfach nicht durchsetzen?
Schade, dass Larissa sich nicht mehr gemeldet hat. Ich kann sie gut verstehen. Larissa hat wahrscheinlich auch deshalb in diesem Unternehmen angefangen, weil es eben flexible Arbeitszeiten gibt. Sie hat sich darauf gefreut, ihre Stellung motiviert begonnen und musste dann erfahren, dass sie sich im Gegensatz zu allen anderen Mitarbeitern an feste Zeiten halten muss. Wenn sie das im Vorstellungsgespräch erfahren hätte oder wenn das im Arbeitsvertrag festgelegt wäre, hätte sie vermutlich gar nicht unterschrieben. Viele Chefs äußern sich zu solchen Themen im Vorfeld gar nicht und gehen automatisch davon aus, dass die Sekretärin immer da ist, wenn sie mit dem Finger schnippen. Habe ich auch schon erlebt, das geht gar nicht. Ein Chef hat das Recht, auf feste Arbeitszeiten zu bestehen. Aber seine Angestellten haben auch das Recht, das schon vor ihrer Einstellung zu erfahren und dann selbst zu entscheiden, ob sie die Stelle unter diesen Bedingungen annehmen möchten oder nicht. Ich frage seit geraumer Zeit bei den Vorstellungsgesprächen nach den Arbeitszeiten, weil ich nicht davon ausgehen darf, dass für mich als Sekretärin dieselben Regeln gelten wie für die restliche Abteilung. Man darf auch nicht vergessen, dass eine Sekretärin wesentlich weniger verdient als Abteilungsleiter, Teamleiter, Sachbearbeiter und die ganzen anderen Leute im Büro. Wenn sie eh schon benachteiligt ist, kann man ihr doch wenigstens Freiheit bzgl. der Arbeitszeiten einräumen. Wenn die ganze Abteilung oder die ganze Firma feste Arbeitszeiten hat, dann sollten sich natürlich ausnahmslos alle daran halten. Aber dass alle kommen, gehen, gleiten und Home Office machen, wie es ihnen in den Kram passt und nur die Sekretärin als einzige Person ständig verfügbar sein muss, wenn der Chef das möchte, ist ein No-Go.
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