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Ich schaffe es nicht, los zu lassen

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  • Ich schaffe es nicht, los zu lassen

    Hallo,

    ich habe mich hier angemeldet, da ich mehr oder weniger ein drittel meines Lebens gemobbt worden bin.
    Heute bin ich 35 Jahre alt und kann damit einfach nicht abschließen.

    Bei mir begann es damals in der Grundschule, so ungefähr letzte Klasse.
    Ich bekam ziemlich früh eine starke Akne, ungefähr in dieser Zeit.
    Da stand ich in den Pausen immer alleine in einer Ecke und durfte anderen erklären, daß es nichts ansteckendes ist.
    Das war noch kein Mobbing für mich, "nur" hatte eben jeder Angst, sich anstecken zu können.

    In der 5. Klasse kam ich in die Realschule.
    Die erste Zeit war es auch ok, es war eine reine Mädchenschule.
    Nach einer gewissen Zeit kam ich mit dem Schulstofft nicht mehr klar, meine Noten wurden schlechter.
    Meine Mitschülerinnen begannen mir meine Sachen zu verstecken.
    Das war noch harmlos.
    Hinzu kam, das ich damals auch zu Hause viel Streß hatte.

    Ich komme eigentlich aus einem guten Elternhaus, wir waren keine reiche Familie, aber es fehlte uns eigentlich nichts.
    Zu mir gehört noch ein anderthalb Jahre jüngerer Bruder, sowie Mutter und Vater.
    Ich bin allerdings etwas vorbelastet durch Krankheiten, ein leichter Sprachfehler, sowie Gesichtasymetrie, Skoliose, Asthma, Inkontinenz.
    So waren meine Eltern auch relativ besorgt um mich und haben mich behütet wo es nur ging.
    Neben der Schule kamen noch Therapien, Krankengymnastik und natürlich etliche Arztbesuche dazu.
    Auch kam ich mit meinen Eltern nicht sonderlich klar, mein Vater, der fast nie zu Hause war, als Handelsvertreter, zu dem ich keine wirkliche Beziehung aufbauen konnte. Und meine Mutter, die überbesorgt war und mich nie aus den Augen lassen konnte.

    Streß pur für mich, da ich auch sehr still und zurück haltend war, mich sozusagen nur meinem Schicksal ergab.

    In der 5. Klasse war ich bei einer Schulpsychologin, die meinen Eltern empfahl, das ich doch besser auf eine dörfliche Hauptschule wechseln sollte, eben wegen meinen schlechten Leistungen, aber auch weil dort das Umfeld eben behüteter sein sollte.

    Also wechselte ich zu beginn der 6. Klasse.
    Anfangs lief es auch relativ gut, nur das mich meine Eltern jeden Tag zur Schule fahrn und abholen mußten, weil ich mit dem Bus sonst ne Stunde gebraucht hätte.
    Irgendwann fing das Mobbing dann an, Beschimpfungen, wie Dracula, Pferdegebiss, und ich weiß nciht mehr was fingen an.
    Meine Sachen wurden versteckt, oder herumgeworfen, damit ich sie mir wiederholen sollte.
    Ich hatte zwar ein paar Mädchen als "Freundinnen", aber mehr oder weniger waren das auch nur welche, zwei "Streberinnen" aus besserem zu Hause und eine "Dicke"...
    Entschuldigt wenn ich das hier so schreibe und damit die anderen denunziere, das ist nicht meine Absicht, ich will damit nur verdeutlichen, daß dies mehr oder minder auch nur Zweckfreundschaften zwischen Außenseitern waren, um nicht komplett alleine da zu stehen.
    Das Problem war unterem denke ich heute, meine mitunter äußerlich sichtbaren Krankheiten, wie auch die Tatsache, daß ich eben nicht aus diesem "Dorf" kam, in dem sich die Schule befand und wo sich die meisten meine Mitschüler bereits seit der Grundschule und Kindergarten kannten.
    Aber auch die Tatsache, daß ich an kaum einer Freizeitaktivität meiner Mitschüler teilnahm, es sei denn, es war ein Schulprojekt, spielte wohl eine Rolle.
    Aber wie sollte ich, wenn ich gemobbt wurde, ohnehin schon private Probleme hatte, kaum mich traute, den Mund aufzumachen, jeden Tag nach der Schule zu Hause im Bad verschwand, erstmal heulte und mir jeden Abend im Bett wünschte, am nächsten Morgen nicht mehr aufzu wachen.
    Das ganze ging von der 6. bis zur 10. Klasse so.
    Hinzu kamen Probleme zu Hause, das ich eben nicht mit meinen Eltern klar kam und immer das Gefühl hatte, ihr Spielball zu sein, mich so verhalten zu müssen, wie sie wollten.

    Ich will damit nicht sagen, daß meine Eltern schlechte Eltern waren oder sind, nein, ich bin tatsächlich überzeugt davon, daß sie damals wie heute nur mein bestes wollten und wollebn, aber sie gaben und geben mir auch heute noch das Gefühl, nkein eigenständiger Mensch zu sein, selbst wenn ich am Tisch sitze, sprechen sie manchmal über mich, als wäre ich gar nicht anwesend.

    Und ich bin einfach nicht stark genug, ihnen da einhalt zu gewähren.
    Ich bin heute zwar nicht mehr abhängig von ihnen, habe aber dennoch Angst vor einer Konfrontation.
    Vermutlich liegt es aber an meiner gesamtsituation in meinem Leben ihnen gegenüber.
    Ich traue mich einfach nicht, ihnen gegenüber Grenzen aufzuzeigen und fühle mich gleichzeitig schlecht und ernidriegt deswegen.
    Ich könnte hier noch etliche Ausführungen darüber berichten, aber ich glaube weder, daß euch das wirklich interessiert, noch das ich dadurch diesbezüglich etwas ändern kann, ich wollte euch nur meine damalige und heutige Situation diesbezüglich erklären.

    Nach der Schule wurde es dann endlich mal ein bißchen besser.
    Ich ging auf ein Internat, um ein Praktikum zu machen, um meinen späteren beruflichen Werdegang zu definieren.
    Das war ein wundervolles Jahr, endlich wurde ich anerkannt, hatte Freunde, sogar meinen ersten Freund, meine große Liebe.
    War befreit von meinen Eltern.
    Leider ging dieses Jahr viel zu schnell vorbei.
    Ich war wieder zu Hause, hatte mich aber bereits für eine Ausbildung in einem anderen Internat angemeldet, doch dafür mußte ich ein Jahr in einer Handelsschule überbrücken.
    Auch hier lief alles gut, ich lernte Leute kennen, Freundete mich mit ihnen an, wir unternahmen sogar etwas zusammen.

    Dann endlich durfte ich in dieses Internat gehen, wo ich alle Hoffnung hinein legte.
    Aber wie sollte es anders sein???
    Es ging alles schief...
    Meine Ausbildung lief schlecht, ich kam mit dem Stoff nicht hinterher.
    Auch wenn ich mich mit ein oder zwei Leuten gut verstand, begann auch hier wieder das Mobbing.
    Ich kam kaum noch aus dem Zimmer hinaus, nur zur Arbeit oder zur Schule, kaum kam ich hinaus, wieder Beschimpfungen, Witze auf meine Kosten.
    Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, lief weg und verbrachte ein paar Tage auf der Straße.
    Als ich wieder nach Hause kam, teilte ich meinen Eltern mit das ich die Ausbildung abbbrechen und wieder nach Hause kommen würde.
    Die wirklilchen Gründe, das Mobbing habe ich ihnen verschwiegen, vielmehr schob ich das ganze auf meine schlechten schulischen Leistungen und das haben sie akzeptiert.

    Ich begann zu Hause eine schulische Ausbildung.
    Fortan lief es ganz gut.
    Schließlich konnte ich sogar in eine höhere Stufe der Ausbildung wechseln.
    Dies gab mir ein wenig mehr Selbstbewußtsein.
    Ich war beliebt unter meinen Kollegen, fand sogar meine erste richtige Freundin.
    Vielleicht sei noch zun erwähnen, das es eine Ausbildungsstätte für Behinderte war und ich noch zu den weniger offensichtlich behinderten gehörte.

    Hieraus entwickelte sich ein erneutes Problem für mich.
    Meine erste beste Freundin, die ich hier kennen lernte.
    Ich klammerte mich so an sie, weil sie mich eben auch in ihr Leben hinein ließ, mir von Dingen erzählte, von denen ich bisher fast gar nichts wußte. Zu damaliger Zeit begann gerade die Internet Zeit für mich.
    Ich begann sie online zu stalken.
    An einem gewissen Punkt hatte ich einfach Angst sie zu verlieren, weil ich das Gefühl hatte, daß sie sich von mir entfernte. Ob dies nun tatsächlich so war, oder ich mir das nur einbildete sei mal dahingestellt.
    Nun gut, ich las ihre Emails, sie fand es heraus, Freundschaft beendet nach etlichen Streitereien.
    Dennoch war sie die einzige, auf die ich mich in meinem Leben wirklich einlassen konnte und ja, deswegen fehlt sie mir auch heute noch, auch wenn es damals nicht nur einen Punkt gab, der zwischen uns stand, aber in der Situation sieht man das ja immer anders...

    Nach zwei Jahren vergeblicher Jobsuche damals, endlich mein erster Job, wenn auch in einem komplett anderen Bereich.
    Und auch hier ging es gleich schief, meiner Chefin konnte ich nichts recht machen, jeden Tag andere Vorwürfe, was ich wieder falsch gemacht hatte, mit einer Kollegin, mit der ich nicht klar kam, ich immer die "......arbeit" machen durfte, ich ja auch noch keine Ahnung hatte, dazu viel Streß mit alleiniger Verantwortung, als Anfänger.
    Nach einem halben Jahr kam dann die Kündigung.
    Ich hatte Angst, mir und meinen Eltern dies einzugestehen, aber letzten Endes blieb mir ja nichts anderes übrig.

    Bei den nächsten Arbeiststellen ging es dann endlich aufwärts.
    Der Job machte mir Spaß, ich war in einer Gruppe, wo ich sogar endlich akzeptiert wurde, sogar Freunde fand.
    Mittlerweile habe ich zwar schon einige Jobwechsel hinter mir, aber mit jedem ist auch mein Selbstbewußtsein gestiegen, bei jedem Job wurden meine Arbeitskollegen mehr und mehr zu Freunden.
    Mittlerweile bin ich von zu Hause ausgezogen, wohne seit fast 5 Jahren alleine.
    Habe mir von meinen Eltern mehr oder minder die notwendigen Abstände geschaffen, wenn sie auch teilweise immer noch versuchen, sich in meine Angelegenheiten zu drängen.
    Vor allem bei finanziellen Dingen.

    Nun ist es heut zu Tage so, daß ich gerne Arbeiten gehe, mich da auch ausleben kann, zu Hause aber komplett alleine bin.
    Ich hatte und habe keine Beziehung, muß immer noch meine Eltern auf einem gesunden Abstand versuchen zu halten, traue mich noch immer nicht, ihnen da einhalt zu gebieten...

    Mich macht die Einsamkeit fertig.
    Ich fühle mich nicht als Frau, wie ich mich eigentlich fühlen müßte.
    Ich schaffe es nicht, eine Beziehung einzugehen, weiß auch gar nicht, ob ich mich da auf irgend etwas einlassen, mich wem öffnen könnte, auch wenn ich es so gerne möchte.

    So lebe ich Tag für Tag vor mich hin.
    Mittlerweile habe ich angefangen zu trinken.
    Ich habe schon ein paar Mal den Ansatz gemacht einen Psychologen zu besuchen, war schon bei zweien, aber ich schaffe es einfach nicht, mich zu öffnen und wenn ich es einmal tat habe ich das Gefühl nicht ernst genommen zu werden.

    Ich weiß, daß dies mitunter eine Folge des Mobbings und nichtanerkannt werdens ist.
    Vermutlich habe ich auch einige Dinge falsch gemacht, aber wie soll man als Kind, das so behütet wird was anders machen???
    Und heute, weiß ich nicht mehr, wie ich aus dem ganzen Sumpf raus kommen soll.

    Ich habe Angst zu jemandem zu gehen, aus Angst, Gefühle zu zeigen.
    Echte Gefühle und das einzige Gefühl, was ich glaube da zeigen zu können ist weinen und sei es nru aus purem Selbstmitleid, denn andere Gefühle kenne ich nicht, oder habe ich verlernt zu haben, da ich sie nie leben konnte.

    Und was will ich euch jetzt damit sagen???
    Keine Ahnung, vielleicht einfach, daß man sich von Anfang an nicht in eine Ecke drängen lassen soll.
    Je länger man in dieser Ecke bleibt, desto schwerer bis irgendwann gar nicht mehr kommt da heraus und letzten Endes findet man dann nur die Einsamkeit....

  • #2
    AW: Ich schaffe es nicht, los zu lassen

    Das ist eine traurige Geschichte! Ich bin in der 9. Klasse, habe also nicht im geringsten soviel Lebenserfahrung wie du (ich hoffe, es ist ok, wenn ich du sage) aber eins weiß ich bestimmt: Trinken hilft nichts! Hör damit auf, bevor es zu spät ist. Das mit deinen Eltern klingt auch nicht schön. Vielleicht hilft ein Gespräch mit ihnen bei dem du schon am Anfang betonst, dass du das ernst und sachlich klären willst. Und vor gefühlen brauchst du auch keine Angst zu haben. Wenn ich traurig und einsam bin, gehe ich in chats und schreibe mit netten leuten. Ich hoffe das hilft dir etwas! LG Mascha97
    "Time wait's for no one" - Das Mädchen das durch die Zeit sprang

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