Hallo ihr Lieben,
ich bin eigentlich schon lange in diesem Forum, war aber nicht wirklich aktiv. Jetzt möchte ich meinen derzeitigen Kampf darstellen. Für viele ist es vielleicht nicht ganz verständlich was ich im unten stehenden geschrieben habe. Es ist ein Brief an mich selbst. Jedoch müsste man mich und meine Geschichte kennen um wirklich daraus Schlüsse ziehen zu können. Was man aber bei meinem Brief an mich auf jeden Fall erkennen kann ist, dass es Hoffnung gibt und sich mit der Zeit so vieles ändern kann - und das nicht nur zum schlechten, sondern zum Guten! Auch wenn es sich manchmal überhaupt nicht so anfühlt und man nur Gefühlschaos hat.
(Im Übrigen hoffe ich, dass ich den richtigen Thread erwischt habe. Sollte etwas unklar sein oder mein Brief fehl am Platz, gebt mir bitte Bescheid! - Danke.)
Liebe Katharina,
ich schreibe dir, weil du dich einsam fühlst, weil du traurig bist und es manchmal nicht einordnen kannst, warum. Es ist alles so komisch. Weil du Schuldgefühle hast, die über das Normale hinausgehen.
Ich sage dir was. Es ist total OK, wenn du diese Gefühle hast. Die Therapie eliminiert nicht deine schrecklichen und unangenehmen Gefühle. Sie gibt dir nur den Weg mit, wie du damit umgehen kannst. Jetzt da du darüber weinst, stelle ich fest, dass du das noch nicht wirklich akzeptieren kannst. Du findest es so schwierig, dich um deine Gefühle ohne Hilfe zu kümmern. Immer wieder schreibst du dir und sagst dir, dass das normal ist – aber hey – gib dir die Zeit. Die brauchst du. Du warst 15 Jahre lang konstant in Ausnahmesituationen und du hattest nicht wirklich die Möglichkeit, auf dich zu achten. Wie denn auch. Du musstest dafür sorgen, dass du nicht untergehst in dieser Welt. Verstehst du? Du hattest nicht die Möglichkeit dazu, dich auch nur irgendwie anders zu verhalten! Weder als dich deine Mutter angefangen hat regelmäßig zu verprügeln und du deine Brüder schützen musstest, auch nicht, als deine Mutter depressiv wurde und dein Vater die ganze Zeit nur am Arbeiten war und er nichts gemerkt hat und es ging immer weiter. Du kannst auch nichts für das Mobbing in der Schulde! Hey – verzieh das Gesicht nicht so! Du kannst nichts dafür! Du warst traumatisiert von zu Hause, warst um Längen reifer als deine Mitschüler und um Längen sanfter mit ihnen. Ah Tränen. Kommt jetzt die Erinnerung wieder daran, wie dir deine Therapeutin erklärt hat, dass du dir für die Zeit keine Vorwürfe machen solltest? Dass du sanft zu dir sein sollst? Immer wenn du dir denkst – und das sind ganz unauffällige Gedanken wie z.B. das alles hättest du nicht so machen dürfen. Wieso konntest du dich nicht ändern? Wieso warst du so doof? Es war nur natürlich, dass du damals keine Freunde gefunden hast, bei deinem Verhalten. Und als du angefangen hast das alles zu glauben was dir gesagt worden ist (Geh sterben! Du bist es nicht wert, dass du lebst. Warum hat deine Mutter dich überhaupt geboren?! .... dich du Schlampe! Du bist nicht willkommen, du Nutte!, Wasch dich mal, du stinkst! Dann die Prügel und die Verfolgungen nach Hause, die Schupskreise. Totale Panik und Verzweiflung.), hast du angefangen dich selbst zu verlieren. Du wolltest den Tod. Aber auch das ist doch absolut nachvollziehbar! Wie sollst du denn in der Lage sein, dir selbst zu helfen, wenn du keine Freunde hast und auch keinen Rückzugsort zu Hause? Wie? Wie hättest du anders sein können in der Schule. Sag mir das mal, liebe Katharina. Es ging nicht anders. Du bist menschlich und das ist auch gut so. Und du warst auch damals menschlich. So menschlich. So schön. Und so stark! Wow. Ich bin stolz auf dich! Wirklich. Deinen skeptischen Gesichtsausdruck kannst du dir sparen. Es ist wirklich so. Ich bin stolz auf dich, was du bisher geschafft hast. Sie doch mal:
• Du hast deine Mutter und den Prügel überlebt
• Du hast die Depressionen deiner Mutter überlebt
• Du hast die Schule und das Mobbing überlebt
• Du hast dafür die Schule gewechselt und dabei deine eigenen, sehr guten Entscheidungen getroffen!
• Du hast die Scheidung und das Jugendamt überlebt
• Du hast Markus überlebt.
• Du hast Anna überlebt
• Du hast die Wirtschaftsschule sehr gut abgeschlossen!
• Du hast eine Ausbildung sehr gut abgeschlossen!
• Du hast angefangen, dich aufzubauen und dein Leben zu leben
• Du hast die Depressionen und den Alkoholismus deines Vaters überlebt
• Du hast, als all diese Erinnerungen zurückkamen, dir Hilfe gesucht und eine Therapie begonnen
• Du hast die Therapie erfolgreich abgeschlossen und damit deine eigenen Depressionen und die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (auch wenn du daran immer arbeiten müssen wirst, das Schlimmste ist vorbei)
• Du bist von dem Ort deiner Traumata ausgezogen! (Beste Entscheidung ever!
)
• Du hast einen wunderbaren Freund und Freunde, auf die du dich immer verlassen kannst.
• Du hast es geschafft, trotz dem was alles passiert ist!, Frieden mit deiner Familie zu schließen und heute sind diese Personen das Wichtigste.
Auf all das kannst du stolz sein, liebe Katharina. Wirklich. Andere wären gescheitert und hätten dem Ganzen ein Ende gesetzt. Nimm dich nicht so in Regress. Es ist OK, diese Gefühle zu haben. Du hast sie schließlich alle erlebt und überlebt.
Deine größten Gegner sind die Angst und die Schuldgefühle. Und irgendwann schaffst du es sicherlich, auch diese mit in dich aufzunehmen und zu einem Teil von dir werden zu lassen, ohne dass es dich belastet.
Ich weiß, manchmal ist es so schwer, wieder aufzustehen und zu kämpfen. Das hast du schon so oft gemacht… Warum jetzt wieder? Es kostet nur Kraft und Energie. Aber dann gibt es wieder Momente in deinem Leben, da ist es das alles wert. Der ganze Schmerz. Und die Kraft und die Selbstgeißelung. Du schaffst das. Ich schaffe das. Ich bin es wert.
ich bin eigentlich schon lange in diesem Forum, war aber nicht wirklich aktiv. Jetzt möchte ich meinen derzeitigen Kampf darstellen. Für viele ist es vielleicht nicht ganz verständlich was ich im unten stehenden geschrieben habe. Es ist ein Brief an mich selbst. Jedoch müsste man mich und meine Geschichte kennen um wirklich daraus Schlüsse ziehen zu können. Was man aber bei meinem Brief an mich auf jeden Fall erkennen kann ist, dass es Hoffnung gibt und sich mit der Zeit so vieles ändern kann - und das nicht nur zum schlechten, sondern zum Guten! Auch wenn es sich manchmal überhaupt nicht so anfühlt und man nur Gefühlschaos hat.
(Im Übrigen hoffe ich, dass ich den richtigen Thread erwischt habe. Sollte etwas unklar sein oder mein Brief fehl am Platz, gebt mir bitte Bescheid! - Danke.)
Liebe Katharina,
ich schreibe dir, weil du dich einsam fühlst, weil du traurig bist und es manchmal nicht einordnen kannst, warum. Es ist alles so komisch. Weil du Schuldgefühle hast, die über das Normale hinausgehen.
Ich sage dir was. Es ist total OK, wenn du diese Gefühle hast. Die Therapie eliminiert nicht deine schrecklichen und unangenehmen Gefühle. Sie gibt dir nur den Weg mit, wie du damit umgehen kannst. Jetzt da du darüber weinst, stelle ich fest, dass du das noch nicht wirklich akzeptieren kannst. Du findest es so schwierig, dich um deine Gefühle ohne Hilfe zu kümmern. Immer wieder schreibst du dir und sagst dir, dass das normal ist – aber hey – gib dir die Zeit. Die brauchst du. Du warst 15 Jahre lang konstant in Ausnahmesituationen und du hattest nicht wirklich die Möglichkeit, auf dich zu achten. Wie denn auch. Du musstest dafür sorgen, dass du nicht untergehst in dieser Welt. Verstehst du? Du hattest nicht die Möglichkeit dazu, dich auch nur irgendwie anders zu verhalten! Weder als dich deine Mutter angefangen hat regelmäßig zu verprügeln und du deine Brüder schützen musstest, auch nicht, als deine Mutter depressiv wurde und dein Vater die ganze Zeit nur am Arbeiten war und er nichts gemerkt hat und es ging immer weiter. Du kannst auch nichts für das Mobbing in der Schulde! Hey – verzieh das Gesicht nicht so! Du kannst nichts dafür! Du warst traumatisiert von zu Hause, warst um Längen reifer als deine Mitschüler und um Längen sanfter mit ihnen. Ah Tränen. Kommt jetzt die Erinnerung wieder daran, wie dir deine Therapeutin erklärt hat, dass du dir für die Zeit keine Vorwürfe machen solltest? Dass du sanft zu dir sein sollst? Immer wenn du dir denkst – und das sind ganz unauffällige Gedanken wie z.B. das alles hättest du nicht so machen dürfen. Wieso konntest du dich nicht ändern? Wieso warst du so doof? Es war nur natürlich, dass du damals keine Freunde gefunden hast, bei deinem Verhalten. Und als du angefangen hast das alles zu glauben was dir gesagt worden ist (Geh sterben! Du bist es nicht wert, dass du lebst. Warum hat deine Mutter dich überhaupt geboren?! .... dich du Schlampe! Du bist nicht willkommen, du Nutte!, Wasch dich mal, du stinkst! Dann die Prügel und die Verfolgungen nach Hause, die Schupskreise. Totale Panik und Verzweiflung.), hast du angefangen dich selbst zu verlieren. Du wolltest den Tod. Aber auch das ist doch absolut nachvollziehbar! Wie sollst du denn in der Lage sein, dir selbst zu helfen, wenn du keine Freunde hast und auch keinen Rückzugsort zu Hause? Wie? Wie hättest du anders sein können in der Schule. Sag mir das mal, liebe Katharina. Es ging nicht anders. Du bist menschlich und das ist auch gut so. Und du warst auch damals menschlich. So menschlich. So schön. Und so stark! Wow. Ich bin stolz auf dich! Wirklich. Deinen skeptischen Gesichtsausdruck kannst du dir sparen. Es ist wirklich so. Ich bin stolz auf dich, was du bisher geschafft hast. Sie doch mal:
• Du hast deine Mutter und den Prügel überlebt
• Du hast die Depressionen deiner Mutter überlebt
• Du hast die Schule und das Mobbing überlebt
• Du hast dafür die Schule gewechselt und dabei deine eigenen, sehr guten Entscheidungen getroffen!
• Du hast die Scheidung und das Jugendamt überlebt
• Du hast Markus überlebt.
• Du hast Anna überlebt
• Du hast die Wirtschaftsschule sehr gut abgeschlossen!
• Du hast eine Ausbildung sehr gut abgeschlossen!
• Du hast angefangen, dich aufzubauen und dein Leben zu leben
• Du hast die Depressionen und den Alkoholismus deines Vaters überlebt
• Du hast, als all diese Erinnerungen zurückkamen, dir Hilfe gesucht und eine Therapie begonnen
• Du hast die Therapie erfolgreich abgeschlossen und damit deine eigenen Depressionen und die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (auch wenn du daran immer arbeiten müssen wirst, das Schlimmste ist vorbei)
• Du bist von dem Ort deiner Traumata ausgezogen! (Beste Entscheidung ever!

• Du hast einen wunderbaren Freund und Freunde, auf die du dich immer verlassen kannst.
• Du hast es geschafft, trotz dem was alles passiert ist!, Frieden mit deiner Familie zu schließen und heute sind diese Personen das Wichtigste.
Auf all das kannst du stolz sein, liebe Katharina. Wirklich. Andere wären gescheitert und hätten dem Ganzen ein Ende gesetzt. Nimm dich nicht so in Regress. Es ist OK, diese Gefühle zu haben. Du hast sie schließlich alle erlebt und überlebt.
Deine größten Gegner sind die Angst und die Schuldgefühle. Und irgendwann schaffst du es sicherlich, auch diese mit in dich aufzunehmen und zu einem Teil von dir werden zu lassen, ohne dass es dich belastet.
Ich weiß, manchmal ist es so schwer, wieder aufzustehen und zu kämpfen. Das hast du schon so oft gemacht… Warum jetzt wieder? Es kostet nur Kraft und Energie. Aber dann gibt es wieder Momente in deinem Leben, da ist es das alles wert. Der ganze Schmerz. Und die Kraft und die Selbstgeißelung. Du schaffst das. Ich schaffe das. Ich bin es wert.
Kommentar