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Wann hört das auf? (Vorsicht - lang)

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  • Wann hört das auf? (Vorsicht - lang)

    Hallo....
    Schon häufiger habe ich in diesem Forum gelesen. Bisher habe ich selten über das gesprochen, was ich in den letzten Jahren hier in diesem Dorf erlebt habe. Heute habe ich mich angemeldet, weil ich mir endlich mal Luft machen muss.
    Seit fast zweiundzwanzig Jahren lebe ich mit meiner Familie in einem kleinen Dorf im Zentrum der "Alteingesessenen". Alle irgendwie miteinander verwandt und teilweise verfeindet.
    In unserer Strasse wohnten damals Nachbarn, die nur kurz vor uns hierher gezogen waren. Diese sind mittlerweile fast alle fortgezogen.
    Wir zogen mit drei Kindern hier ein - der Jüngste war fast vier Jahre alt. Ich bin selber auf dem Land großgeworden und wir wollten unseren Kindern auch so eine schöne Kindheit ermöglichen. Sehr naiv gedacht, wie sich dann herausstellte. Von Anfang an brachte man uns Mißtrauen entgegen. Wir stammen beide nicht aus diesem Bundesland, geschweige denn aus diesem Dorf.
    Mein Ältester wurde eingeschult und die beiden Jüngsten besuchten den integrativen Kindergarten. Dies wurde kritisiert, da die meisten Dorfbewohner Unterschriften gegen diesen Kindergarten gesammelt hatten. Die Begründung: Die gesunden Kinder könnten sich bei den behinderten Kindern anstecken.
    Trotzdem bemühten wir uns, guten Willen zu zeigen. Mein Mann und ich gingen zum obligatorischen Kranzbinden, nahmen an Treffen und Zeltfesten teil. Allerdings fühlten wir uns immer unwohler, denn der (heftige) Alkoholkonsum und der Klatsch lagen uns nicht sonderlich. Nach und nach zogen wir uns langsam zurück.
    Als ich dann eine Stelle in besagtem Kindergarten annahm (die Kinder waren mittlerweile alle in der Schule), wurde mir vorgeworfen, dass ich das Dorf nicht um Erlaubniss gebeten hätte. In diesem Stil ging es über Jahre weiter. Wir wurden ignoriert, meine Kinder hatten ihre Freunde außerhalb. Mein Jüngster wurde immer heftiger in der Schule und im Dorf gemobbt. Er war dann in psychologischer Behandlung. Gerne hätten wir das Haus wieder verkauft, aber mein Mann wurde so oft hin-und-her versetzt, dass wir das zu der Zeit nicht konnten. Außerdem mochten wir unser Haus und den Garten.....
    Viele Kleinigkeiten kamen vor, die an den Nerven zerrten. Ich strich meine Fenster blau-weiß..... ein riesiger Angriffspunkt.
    Dann bekamen wir noch zwei Nachzügler.... fünf Kinder. Asozial.... Unsere Hündin wurde vor Zeugen von der agressiven Schäferhündin eines Nachbarn getötet und seine Versicherung musste die Tierarztrechnung begleichen. Anschließend waren wir dann geächtet.
    Die drei Großen sind mittlerweile aus dem Haus. Die beiden Jüngsten besuchten den Waldorfkindergarten, da der integrative Kindergarten mittlerweile die Segel gestrichen und den Standort in die nächste Kleinstadt verlegt hatte - nun gehörten wir in den Augen vieler zu einer Sekte. Jetzt gehen die Kinder in eine Schule in der nächsten kleinen Stadt.
    Wir werden ignoriert und ausgeschlossen. Damit kann ich leben, auch wenn es mich belastet. Vor allem für die Kinder tut es mir leid, denn eine unbeschwerte Kindheit auf dem Land hatte ich mir anders gewünscht.
    Leider fallen auch Dinge vor, die das Ignorieren sehr schwer machen. Einem neuzugezogenen Nachbarn hatte man Giftköder in den Garten geworfen, woraufhin einer seiner Hunde starb. Ich fand zwei Giftköder im Garten (wir haben drei Dackel).
    Letztes Jahr lag aufgschichteter Müll vor dem Auto. Wäre ich, ohne vorher an den Kofferraum zu gehen, rückwärts aus der Einfahrt gefahren, hätte ich wohl einen ziemlichen Schaden am Fahrzeug gehabt.
    Heute morgen fand ich wieder Müll in der Einfahrt. Ein ganzer Haufen Plastikabfall direkt am Auto und der Wagen ist zerkratzt. Eigentlich halte ich mich für relativ stark, aber bei dem Anblick bin ich in Tränen ausgebrochen.
    Ich möchte mit meiner Familie doch nur in Ruhe und Frieden leben. Umziehen wird schwierig. Schon allein die Käufersuche ist ein Abenteuer. Nur mit großem Verlust wäre das Haus zu verkaufen, denn die Lage des Dorfes ist rein verkehrstechnisch ungünstig. Außerdem gibt es hier nichts - weder ein kleiner Laden noch etwas ähnliches. Man ist immer auf ein Auto angewiesen, denn Busse verkehren kaum. Das schreckt natürlich viele ab.
    Ein langer Bericht, ich weiß. Dabei habe ich mich noch sehr kurz gefasst....
    Es tut einfach gut, dass alles mal loszuwerden. Danke fürs Lesen.....
    Zuletzt geändert von Ellen65; 24.05.2015, 08:21.

  • #2
    AW: Wann hört das auf? (Vorsicht - lang)

    Hi! Schreibe alles auf was Dir "komisch" vorkommt mit Datum und Uhrzeit, mache Fotos. Suchr Dir einen Anwalt. Wenn Müll abgelegt wird ist das "unerlaubte Abfallentsorgung" das kann mit einen Strafbefehl geahndet werden. Also hüte Dich davor diesen Müll zurück zu werfen. Wenn du keine Zeugen hast bist Du gegen diese Übergriffe leider machtlos. Ich bin einer vergleichbaren Situation durch Umzug entgangen. Grüßlinge!

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    • #3
      AW: Wann hört das auf? (Vorsicht - lang)

      Liebe Ellen,

      übel, was ihr da mitmachen müßt. - Das Dir das nahe geht, kann ich gut verstehen.
      Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, nachdem ich mit meinem Partner in ein Dorf gezogen bin. Glücklicherweise waren wir zur Miete und konnten so leichter wieder zurück in die Stadt umziehen.

      Auch wenn es mit Verlusten verbunden ist, - wenn es machbar ist, würde ich wegziehen, (- das tut man vermutlich sowieso irgendwann völlig entnervt....) - Ihr habt ja jetzt schon über viele Jahre versucht, mit den Alteingesessenen gut auszukommen, - ohne Erfolg, also wird sich da vermutlich nichts mehr verbessern lassen.
      Ich persönlich denke, materielle Verluste sind leichter zu verschmerzen, als wenn man keine Freude mehr am Leben hat, weil einem immer wieder Schaden zugefügt wird und man angefeindet wird.
      Überleg auch mal wegen Deiner Kinder, Du wolltest ihnen eine schöne Kindheit ermöglichen, aber was sie jetzt erleben, ist eigentlich doch mehr das Gegenteil.

      Ignorieren ist in meinen Augen eine Technik, die einem auf Zeit etwas hilft, aber auf Dauer leidet man doch trotzdem. Außerdem besteht auch das Risiko, daß die Mobber in ihrem Verhalten rabiater werden, aus Tratsch und Gepöbel wird Sachbeschädigung und wenn das immer noch nichts fruchtet, wird man u.U. auch noch bei Behörden angeschwärzt. - Das muß nicht passieren, möglich ist es aber.

      Letztendlich mußt Du selber entscheiden, wo Deine Schmerzgrenze liegt. Leider wird es so sein, daß Du entweder finanzielle Verluste hast oder psychisch belastet leben mußt.
      Aber man hat nur ein Leben, ich finde, es ist zu kurz, um länger in einer vergifteten Atmosphäre zu leben.

      Beim Hauskauf könntest Du evtl. einen Makler einschalten. Evtl. könntest Du ja auch vermieten - wenn man nicht zu anspruchsvoll ist, müßte das doch klappen.

      Ich drück Dir die Daumen!

      Liebe Grüße
      Maggy

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      • #4
        AW: Wann hört das auf? (Vorsicht - lang)

        Oje, das ist ja eine schreckliche Situation für Euch! Und das schon so lange!
        Das mit den Giftködern ist ja das allerletzte! Im Prinzip versuchter Mord an Euren Hunden....vermutlich stört sich da jemand unheimlich an den Tieren. Und vielleicht lag mal irgendwo Müll von Euch im Garten/bei Nachbarn o.ä. Oder man möchte Euch einfach nur ärgern, damit Ihr Euch genauso fühlt, wie Ihr Euch jetzt fühlt und weg wollt. Was sind das für grausame Leute, ich kann so ein Verhalten echt nicht nachvollziehen! Aber das Haus zu verkaufen ist, wie du geschrieben hast, eben nicht einfach.Versuchen würde ich es in so einer Situation trotzdem.

        Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Leute (also in unserem Dorf) sehr intolerant sind. Sie wohnen seit Generationen im Dorf oder max. 15 km Umkreis. Schon aus 300 m Entfernung kann ich sagen, wer zugezogen ist und wer nicht. Ich glaube die Zugezogenen sind wie Ausländer in gewisser Hinsicht hier. Da gibt es feste gesellschaftliche Regeln etc., die die Zugezogenen nicht kennen (zunächst) und zum Teil auch nicht erfüllen wollen/können (z.B. Von dir erwähnten Alkoholkonsum).
        Da kann ich mir schon vorstellen, dass eine Familie die ja schon 3 Kinder hat und dann auch nochmals 2 bekommt ein absolutes No- go ist. Und dann noch Waldorfkindergarten bzw. integrativer Kiga geht ja mal gar nicht. Und auch noch 3! Hunde, die wahrscheinlich noch dazu bellen und der Nachbar dann nicht in Ruhe seine Bildzeitung lesen kann - unmöglich!
        Und wahrscheinlich sollten auch die Kinder einer Erzieherin voll und ganz wohlgeraten sein etc. pp.

        Es gibt Leute, die stören sich an so vielen Dingen, die sie einfach schlichtweg NICHTS ANGEHEN! Mein Mann sagt immer, die sind hier ganz einfach gestrickt. Aber das allein ist es nicht. Die kennen nichts außerhalb ihrer Norm und verurteilen deshalb das Andere.

        Ich würde nie auf die Idee kommen jemandem Müll vor das Auto zu werfen - was soll das? Selbst, wenn jemand seinen Müll in meinem Garten deponiert, wäre doch das Erste, was ich machen würde, mit ihm zu reden und zu bitten, ihn wegzuräumen, oder? Dazu sind sie zu feige...

        Du hast ja schon ein paar gute Dinge getan und deine Kinder außerhalb auf die Schule getan und somit ein anderes Umfeld geschaffen. Hast du selbst auch so ein Umfeld (bin auch gerade dabei mich mehr außerhalb zu orientieren)? Haben deine Kinder dort Freunde?
        Was ich jetzt versuche (ob es richtig ist, wird sich mit der Zeit zeigen) ist die Methode der Anpassung. Natürlich nur in Dingen, die mir nicht "wehtun", z.B. bin ich vor ein paar Tagen in einer moderneren sagen wir mal gewagteren Hose zum Dorfarzt gegangen...die Blicke haben alles gesagt. Es fällt mir jetzt kein Zacken aus der Krone, wenn ich die nicht mehr anziehe und mich mehr auf meine spießigeren Hosen (zumindest innerhalb des Dorfes) beschränke. Außerdem werde ich den Garten bis zum Gehtnichtmehr pflegen, da das hier absolut wichtig ist ( nicht, dass er vorher verkommen gewesen wäre, aber sicher ist sicher...) und meine Kinder dazu anhalten, möglichst leise im Garten zu sein...
        Vielleicht gibt es bei dir auch Dinge, bei denen du sagen kannst - OK, das ändere ich jetzt, das tut mir nicht weh und vielleicht habe ich dann eher meine Ruhe.
        Bei uns gibt es auch Zugezogene mit 2 großen Hunden. Die bellen manchmal ganz schön laut. Mir ist das egal, aber ich habe auch schon mitbekommen, dass sich einige daran stören. Die packen jetzt immer ihre Hunde ins Auto und fahren ein kleines Stück biszu Waldesrand und laufen dann dort. Eigentlich schon krass, dass man soetwas tun muss, um seine Ruhe zu haben...

        Konfrontation bringt glaube ich nichts. Ich versuche zu einigen hier einfach Abstand zu bewahren, aber trotzdem höflich zu bleiben.

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        • #5
          AW: Wann hört das auf? (Vorsicht - lang)

          Hallo Ellen,

          laß doch mal von Dir hören. Wie geht´s denn zur Zeit?

          Liebe grüße
          Maggy

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          • #6
            AW: Wann hört das auf? (Vorsicht - lang)

            Hallo Ellen,

            das Dorfleben ist als "Außenstehender" manchmal wirklich nicht einfach. Da existieren dann schon eingeschworene Gemeinschaften... Jedenfalls hier ist es so, dass zumeist mehrere Generationen entweder sehr nah beinander oder im gleichen Haus wohnen, d. h. die "Alten" passen dann schon auf, dass die Jungen nichts "verwerfliches" tun. Über alles und jedes wird getratscht und leider wird etwas neues sehr oft auch erst einmal in die "das ist nichts gutes Ecke" gesteckt. Vor allem dann, wenn man es eigentlich nicht kennt.
            Leider wird auch neues oftmals dazu benutzt, lieber den Dorfalltag durch Geschwätz bunter zu gestalten, als sich damit richtig auseinander zu setzen. Dann muss man noch auf die "richtigen" Leute treffen, die lieber in ihrer engstirnigen Welt hängen bleiben .... und schon hat man eine Situation wie eure.
            Glücklicher Weise ist es nicht überall so. Gut, die Neugier ist auf den Dörfern weiter verbreitet, als sonstirgendwo, aber nicht überall sind die Leute Fremden gegenüber so "altbacken" eingestellt.
            An eurer Stelle würde ich auch wo anders einen Neuanfang versuchen. Schon wegen eurer Kinder. Zu versuchen, euch "anzugleichen" bringt nicht viel und sich zu verbiegen, um es anderen Recht zu machen, die es letztlich überhaupt nichts angeht, wie ihr lebt, setzt nur euch unter Druck ... und bringt dem Rest nur mehr Stoff zum tratschen.

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            • #7
              AW: Wann hört das auf? (Vorsicht - lang)

              Hallo Ellen, wie geht es dir denn inzwischen? Schreib doch mal noch etwas - wie es geht, was du vorhast etc.
              Die Methode der Anpassung (nicht verbiegen, nur in den Punkten, die nicht weh tun) praktiziere ich jetzt und bis jetzt habe ich es noch nicht als negativ empfunden. Man erwartet ja auch von Ausländern, dass sie mit der Zeit die Sprache des Landes sprechen etc. Deine Dorfbewohner haben meiner Ansicht nach einen extrem eingeschränkten Horizont und ihr seid auf jeden Fall in Ordnung so, wie ihr seid, auch mit 5 Kindern und 3 Hunden, Wladorfkindergarten etc.
              Aber die kommen nicht raus da und sehen so etwas als total exotisch, ja sektenmäßig an. Woanders würde ihr starker Dialekt, ihr Alkoholkonsum, ihre Leberkäswecken, ihr hohes durchschnittliches Gewicht und ihre Fremdenfeindlichkeit auch schräg angeschaut werden....
              Ich empfinde in ihrer Situation auch das Wegziehen als die beste Lösung, Ilythia, aber sie meint ja, es würde nicht gehen....

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