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Mobbing einer Mutter

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  • Mobbing einer Mutter

    Hallo,

    ich schreibe im Auftrag meiner Freundin, die einen Rat sucht.

    Meine Freundin ist Mutter zweier kleiner Kinder und arbeitet in einer Spedition. Nachdem sie erst eine Vollzeitstelle hatte, ist sie nach der Geburt des zweiten Kindes auf Teilzeit umgestiegen. Sie wurde in eine weniger verantwortungsvolle Aufgabe versetzt (auf eigenen Wunsch) und eine Arbeitszeit von 9.00-14.00 Uhr wurde vereinbart.
    Später dann hat man gesagt, dass sie die Mittagspause von einer Stunde nehmen muss und also nach einer Stunde Mittagspause bis 15.00 bleiben soll.

    Nun ist es so, dass es in der Firma üblich ist, dass man die Mittagspause durcharbeitet, so dass dies auch von ihr verlangt wird.

    Dies macht sie auch teilweise.

    Seit einiger Zeit kommt es zu Problemen, weil von ihr verlangt wird, dass sie auch nach 15.00 Uhr zur Verfügung steht, weil dies in der Branche so üblich wäre. Mehrarbeit sei in der Branche (Spedition) zwingend und könne eingefordert werden.

    Dies möchte sie aber nicht, da sie Mutter zweier Kinder ist (4 und 1 Jahr alt) und ihr Ehemann nur am Wochenende zu Hause ist. Sie ist bewusst auf Teilzeit umgestiegen, weil sie nicht Vollzeit arbeiten kann. Im Grunde wird von ihr aber ein Vollzeittag zu einem Gehalt eines Teilzeitangestellten verlangt.


    Kennt sich jemand in der Branche aus? Wie ist die rechtliche Seite?

    Sie arbeitet seit über 10 Jahren in der Firma, wurde anfangs sehr gut behandelt, hat einige Gehaltserhöhungen bekommen, war beim Chef hoch angesehen, hatte eine führende Position in der Abteilung, aber seit der Geburt der Kinder, wo sie weniger einsatzfähig ist, hat sich das Blatt gewandelt und die Stimmung gegen sie ist sehr schlecht.

    Man verlangt von ihr, dass sie die Kinderbetreuung ausweitet, damit sie auch nach 15.00 Uhr noch zur Verfügung steht.

    Muss sie das?


    Danke im Voraus.

    KM

  • #2
    AW: Mobbing einer Mutter

    Hallo Katja Maria

    Verträge sind dazu da um eingehalten zu werden. So lautet der eiserne juristische Grundsatz.

    Stellt sich hier nun konkret die Frage ob sie einen tatsächlichen Vertrag hat oder nur eine mündliche und damit eine fraglich verbindliche Vereinbarung getroffen hat.

    Hat sie einen diesbezüglichen Vertrag unterzeichnet, so sind beide Seiten daran gebunden. Arbeitnehmer wie Arbeitgeber. Zusätzliche oder nachträgliche Vereinbarungen bedürfen damit zwingend der Schriftform.
    Mir ist schon klar, dass der AG versucht die Abhängigkeit der Mitarbeiterin auszunutzen nach Strich und Faden. Was "Branchenüblich" sei und was nicht regelt nicht das Gewohnheitsrecht im Kopf des AG sondern der Arbeitsvertrag.
    Dort muss auch geregelt sein wie Überstunden ausgeglichen und/oder vergütet werden.

    Ist eine Pause vorgeschrieben, hat der Mitarbeiter das Recht und nach einer gewissen Zeit ununterbrochener Arbeit auch der AG die Pflicht dies dem Mitarbeiter einzuräumen, diese auch nehmen zu können.
    Das ist Teil der Fürsorgepflicht verankert im Arbeitsgesetz von 1994. Arbeitet der Mitarbeiter durch, ist das rechtlich gesehen zu vergütende Arbeitszeit. Länger als 6 h darf er nicht am Stück durcharbeiten.

    Guckst du hier:http://www.mittelstand-und-familie.d...recht-steuern/

    Das Problem hier ist aber ein ganz anderes meine ich. Der Chef will keine zweite Kraft einstellen um die Teilzeit deiner Freundin kompensieren. So versucht er sie mit rechtswidrigen Mitteln dazu zu zwingen mit der unterschwelligen Drohung, dass wenn sie sein Spiel nicht mitspielt den Job los ist oder los werden könnte den sie so dringend benötigt. Grundsätzlich versteht man solch ein Verhalten des Arbeitgebers als Nötigung. Also massiven Druck auszuüben, um seine einseitigen, gegen die im Vertrag festgelegten Vereinbarungen, Interessen durchzusetzen. Und zwar ohne entsprechende Vergütung oder Ausgleich wenn ich das richtig verstanden habe. Das nennt man dann zusätzlich auch noch Betrug, weil der AG seine Leistungen zu denen er verpflichtet wäre nicht zu erbringen gewillt ist.

    In beiden Fällen macht er sich schuldig vor dem Gesetz. Nötigung ist ein Strafrechtsbestand. Betrug, besser hier mehr Vertragsbruch ist ein zivilrechtlicher Tatbestand des Vertragsrechts.

    Man könnte nun klagen: Mit Fug und Recht. Doch davor sollte man eine klare Entscheidung treffen und sich folgende Fragen beantworten

    1. Will ich dieses Spiel überhaupt noch mitspielen? Und noch wichtiger
    2. Was wird passieren wenn ich auf meine vertraglichen Rechte bestehe?
    3. Wird es dadurch besser oder noch viel schlimmer werden?
    4. Bin ich tatsächlich so auf diesen Job und das Geld angewiesen, dass ich das mit mir und meiner Familie machen lassen muss?
    5. Was wird passieren wenn durch mein Pochen auf mein Recht es zum Bruch mit dem Arbeitgeber kommt?
    6. Habe ich alle Beweise die belegen, dass ich so lange gearbeitet habe? Zeitauszüge, Stempelkarten, Lohnabrechnungen, Arbeitsvertrag?
    7. Wie werde ich damit umgehen können, dass mich mein Chef nach dieser Auseinandersetzung bei der er das Gesicht verlieren könnte, aus der Firma ekeln will.
    8. Wie werde ich damit umgehen können, niemandem mehr etwas recht machen zu können und nur noch Kritik und Argwohn ernte?
    9. Bin ich stabil genug diesen "Fight" für meine Rechte zu fechten?
    10. Habe ich einen guten Anwalt für Arbeitsrecht der sich im Fall der Fälle kompetent um das kümmert und mich vom Gefühl der Hilflosigkeit emotional entlastet?

    Grundsätzliches: Es liegt hier ein tiefgreifender Interessenkonflikt vor. Alles was drum herum passiert hat eine tiefer liegende Ursache die ich hier aus meiner persönlichen Sicht benennen möchte

    1. Deine Freundin will für ihre Kinder da sein und daher über einen längeren Zeitraum Teilzeit arbeiten.
    2. Der Arbeitgeber aber braucht eine Vollkraft welche die Arbeit stemmt und sich im Betrieb, den Kunden und Abläufen auskennt.

    Die Mittel die er anwendet um doch noch dieses Ziel zu erreichen sind rechtlich nicht sauber und zeugen von keiner besonderen Management- und Führungsqualifikation des Chefs der Dinge tut die er nicht darf. Eben bei schon nur solch einer "Kleinkrise" die zu lösen in seiner Verantwortung liegt, zu Mitteln höchst fragwürdiger Natur zu greifen. Er wird nicht aufhören immer noch einen drauf zu setzen. Dabei nimmt er deine Freundin als "Verweigerin" wahr und macht zum Dank für ihr Entgegenkommen sogar noch Stimmung bei den anderen gegen deine Freundin. Quasi stilisiert sie zur "Verräterin" des Teams. Das könnte ich mir durchaus bei diesem Typus noch vorstellen.
    Besonders schlimm wird es für den Arbeitnehmer dann, wenn das auch noch der Inhaber der Firma ist und nach "Gutsherren Art" mit seinen Mitarbeitern wie mit Leibeigenen verfährt.

    Für mich ist der Bruch vorprogrammiert wenn deine Freundin nicht nach seiner Pfeife tanzen will. Das spürt sie ja schon alleine durch die deutliche Abkühlung des Verhältnisses und Arbeitsklimas.

    Es wäre an der Zeit schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. Ob man mit dem Manne reden kann wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Mit jemandem der mit solch einer "Salami-Taktik" antritt ist meist nicht gut Kirschen essen.
    Das was er tut und wie er es tut ist hinterhältig und gemein. Auch kein Wort des Dankes oder der Anerkennung mehr. Absolute Verständnislosigkeit für die Bedürfnisse der Mitarbeiterin die junge Mutter ist und auch für ihren Nachwuchs angemessen da sein muss.

    Sie soll sich die Fragen die ich oben für sie formuliert habe durch den Kopf gehen lassen. Gründlich! Und dann eine Entscheidung treffen bevor der Tanz losgeht. Dabei darf sie nicht nur der Ratio sondern im Besonderen auf ihr Bauchgefühl vertrauen ob das nochmals ernsthaft was wird.
    Halbe Sachen gibt es in diesem Fall wahrscheinlich nicht. Aber wer weiss....?

    Hoffe das hilft dir und deiner Freundin etwas weiter

    Viele Grüsse
    Martin

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    • #3
      AW: Mobbing einer Mutter

      Sehr interessant. Was da als " Spedition" beschrieben wird, erlebe ich genauso in jeder Supermarktkette hier, besonders in der, in der ich gearbeitet habe.
      Allerdings nicht so oft. Dort gibt es zu 80 % nur noch 400- Eurokräfte, die quasi halbtags für einen Bruchteil arbeiten und NOCH billiger sind als echte Teilzeitkräfte. !!!!

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