Der General, der einen Kampf gewinnt, macht sich in seinem Tempel viele Gedanken, bevor der Kampf ausgetragen wird. Der General, der einen Kampf verliert, macht sich vorher nur wenige Gedanken. So führen viele Überlegungen zum Sieg und wenige in die Niederlage: Um wie viel mehr dann erst, wenn man gar keine Überlegungen anstellt! Man sollte in diesem Punkte sehr aufmerksam sein, denn hieran kann ich vorhersagen, wer vermutlich gewinnt oder wer verlieren wird
(Sunzi, Die Kunst des Krieges)

Es gab in USA mal eine Untersuchung, in der herauskam, dass nur unter 5 % der Amerikaner sich bei Auseinandersetzungen strategisch verhielten. Der Rest schätzte sich eher als unstrategisch ein. Für Deutschland kenne ich keine vergleichbaren Studien, aber so viel werden wir uns wohl nicht unterscheiden.

Boudicca - eine Lektion aus der Geschichte
Auf youtube gibt es eine Doku über Boudicca ( http://youtu.be/-4qepIK4Kfw ), jene Anführerin der Briten, die den letzten Aufstand gegen die römische Besatzungsmacht anführte. Ihr gelang es, die Stämme zu einen und schließlich führte sie ein ganzes Volk gegen die Römer.

Die Dinge sind in geschichtlichen Dokumenten gut bezeugt und die Quellen sprechen von der letzten entscheidenden Schlacht, in der Boudica ein Heer von 250 000 Kämpfern gegen 1,5 Legionen, also ungefähr 10 000 Römern führte. Rein von ihrer Übermacht war der Kampf bereits entschieden.

Auch wenn die 250 000 wohl als übertrieben gelten, unter 150 000 (damit startete Boudicca ihren Feldzug und errang Siege, vernichtete sogar eine Legion vollkommmen) waren es definitiv nicht. Also kamen auf einen Römer zwischen 15 und 25 Gegner. Im Kampf Mann gegen Mann! Sorry, aber das überlebt niemand.
Wie kam es dann, dass die Römer siegten?

Die Antwort war: Strategie!
Strategie erweist sich auch gegen Mächtigen überlegen. Der römische Feldherr wusste das. Er wählte seine Ressourcen gut, setzte sie kühl und vorausschauend ein und zog dann das Ganze knallhart durch. Das Resultat ist bekannt. Die Verluste der Römer betrugen 400 Mann (wenn ich mich recht erinnere), die der Briten dagegen 80 000.

Dabei hatte Boudicca das Recht auf ihrer Seite.
Sie war Königin, wurde öffentlich ausgepeitscht und gedemütigt, ihre Töchter wurden verschleppt und zur Vergewaltigung freigegeben. Damit war nicht nur ein individuelles Verbrechen begangen worden, ihre Töchter waren nicht mehr heiratsfähig nach britischem Recht. Das heißt, Boudiccas Herrschaft konnte nicht mehr weitergegeben werden. Deutlicher denn je demonstrierten die Römer mit Hilfe solcher Verbrechen, dass aller Widerstand gebrochen wird - auf ewig! Solche Erfahrungen einten die Briten. Es ging gemeinsam gegen das Unrecht!

Und es zeigt sich: Das Recht , die Moral auf der Seite zu haben, sogar eine überlegene Stärke zu besitzen ... all das hilft nicht gegen Strategie.

In der Doku zeigen sich die selben Überlegungen und Strategien, die auch Sunzi empfielt.
Er selbst sagt:

Der General, der meinen Anweisungen folgt und auf ihrer Grundlage handelt, wird erfolgreich sein: So jemandem sollte man das Kommando geben. Der General aber, der meinen Anweisungen nicht folgtz oder nicht auf ihrer Grundlage handelt, wird den Misserfolg heraufbeschwären: Wir sollten so jemanden entlassen
(Sunzi, Die Kunst des Krieges)

Da spricht Selbstbewusstsein! Das heißt aber auch: Ohne kontinuierliche Überprüfung, ob wir uns noch auf Kurs zu unserem Ziel befinden, kommen wir dort nicht an. Mobbing setzt andere unter Druck. Wir dürfen unser Ziel nicht aus den Augen verlieren, sonst erhöht sich die Fehlerwahrscheinlichkeit. Oftmals verzetteln wir uns auf Nebenkriegsschauplätzen. Bei Mobbing gibt es viele davon.

7 Überlegungen, die über Erfolg und Niederlage entscheiden
Sunzi nennt 7 Überlegungen, anhand derer er VOR DEM KAMPF vorausberechnen kann, wer eine Liederlage erleiden wird und wer nicht.

  1. Auf welcher Seite liegt das moralische Recht?
    Im Fall von Boudicca lag das sowohl bei ihr, als auch bei den Römern, denn "moralisches Recht" definiert Sunzi folgendermaßen:

    Das moralische Recht motiviert Menschen dazu, vollkommen mit ihrem Anführer überein zu stimmen, so das sie ihm im Leben und in den Tod folgen, ohne Rücksicht auf irgendeine Gefahr zu nehmen
    Das galt hier sowohl für Briten als auch für Römer.
    Also 1:1 für Briten und Römer!
  2. Welcher der beiden Generäle hat die größten Fähigkeiten?
    Vermutlich war es der Römer (wer die Doku ganz ansieht, kommt vermutlich zu diesem Schluss), aber lassen wir Boudiccas Erfolge mal als gleichwertig gelten.
    Also 2:2 für Briten und Römer!
  3. Welche Seite hat die überlegene Disziplin und Kraft inne?
    Tja, jetzt heißt es eindeutig: 2:3 für die Römer!
  4. Bei wem liegen die Vorteile, die durch Himmel (gemeint ist der Zeitpunkt) und Erde (gemeint ist die Bedingungen durch die Umwelt) bedingt sind?
    Wer in der Doku sieht, wie die Römer sich zum Beispiel aufstellen und dass jeder Römer nur alle 40 min zu kämpfen hat, während die Briten ständig draufhauen ....
    ganz klar: 2:4 für die Römer!
  5. Wessen Armee ist stärker?
    Ok, hier rechen wir einmal die britische Übermacht gegen die trainierte Kampfmaschinerie, Männer ohne Rüstung gegen schwer Gepanzerte. Vergeben wir an beide Parteinen einen Punkt. Es steht:
    3:5 für die Römer
  6. Auf welcher Seite sind Offiziere und Soldaten besser ausgebildet?
    Das ist eindeutig!
    3:6 für die Römer
  7. In welcher Armee finden wir die größere Ausgeglichenheit zwischen Belohnung und Bestrafung?
    Eher wohl bei den Römern. Aber nehmen wir an, dass bei den Briten, die für das höhere Ziel des Rechtes und der Freiheit kämpften, dies genug Ans.... war, dann vergeben wir an beide Parteien einen Punkt.


Das Ergebnis von Sunzi würde lauten: 4:7 für die Römer!
Und genau so kam es.

Strategie ist entscheidend!
Sie vermag viel. Sie kann die Wendung bringen, auch wenn die Lage aussichtslos erscheint. Boudicca hat in der letzten Schlacht entscheidende Fehler gemacht. Ob sie es anders hätte machen können ... vielleicht, vielleicht nicht. Am Ende aber bleibt:
Der Stratege siegt über diejenige, die ihr Recht einfordert.
Diese Lektion ist wertvoll für alle, die kämpfen müssen. Vergessen wir sie, ist Boudicca umsonst unterlegen gewesen.