Wer mit jemand im Clich liegt, der sucht in der Regel das, was man ihm beigebracht hat, dass es hilft. Er sucht ein klärendes Gepräch. Oft jedoch wird dabei eines nicht berücksichtigt und es führt zu großen Enttäuschungen und Niederlagen. Dieses eine ist die Tatsache, dass Mobbing nur funktioniert, so lange es nicht offiziell ist.
So gesehen besteht natürlich der Wunsch auf Seiten der Bettroffenen: wenn es offen angesprochen wird, wird es anders, weil man die Dinge klären kann.

Der Haken dabei ist: Es funktioniert nur, wenn die andere Seite auch eine Klärung will. Das ist bei Mobbing aber nicht immer gegeben. Gerade wenn sich die Mobbingdynamik schon länger hinzieht, ist sie vielleicht schon zu einer Art Selbstläufer geworden. Oder die Feindbilder sind schon so verfestigt, dass die Kontrahenten aus ihrem Weltbild nicht mehr aussteigen können ohne dem Gefühl, das Gesicht zu verlieren.

In solchen Fällen ist eine Klärung nutzlos, weil sie von mindestens einer Seite als nicht gewünscht betrachtet wird. Ein anberaumtes Klärungsgespräch wird entsprechend keinen Fortschritt bringen. Es kostet nur Zeit, Energie, Nerven und Geld.

Wenn man in aktuale Kämpfe verwickelt ist und der Sieg noch länger auf Sicht wartet, werden die Waffen und Kräfte der Männer stumpf und ihre Bemühungen werden gedämpft. ... Noch einmal zieht der Feldzug sich hinaus und die Ressourcen des Staates werden nicht ewig reichen (Sunzi)
Wichtig ist es deshalb, von vorn herein im Auge zu behalten, was ist realistisch zu erreichen. So kann es zum Beispiel sinnvoll sein, für ein Klärungsgespräch sich das Ziel zu setzen, der andere soll merken, dass man bereit ist, sich vehement zur Wehr zu setzen. Naütrlich ist das dannn kein echte Klärungsgespräch mehr .... aber hey: Das war es ja von Anfang an nicht. Es hieß nur so, damit es offiziell heißt, man habe sich bemüht.

Nie vergessen: Mobbing ist psychische Kriegsführung. Und wie Sunzi in seinen grundlegenden Überlegungen schreibt:
Die gesamte Kriegskunst beruht auf Täuschung
Woran erkennt man, dass ein Klärungsgespräch keine Klärung anstrebt?
Frage dich folgendes:
  • Wer ist Teilnehmer eines solchen Gesprächs? Liegt eine Einseitigkeit vor (zum Beispiel: ist die andere Partei in der Überzahl? Ist eine hierarchische Übermacht vorhanden?)
  • Gibt es einen Neutralen, der beide Konfliktparteien unparteiisch gegenübersteht und beide leiten soll, unabhängig von deren Position und Funktion? Oder sitzen hier nur zwei Lager sich gegenüber?
  • Gibt es inhaltliche Punkte, über die man sprechen will und werden diese spätestens zu Beginn des Klärungsgesprächs aufgenommen. Erhält jede Seite die selbe Redezeit für ihre Inhalte oder wird die Möglichkeit auch zugelassen, dass eine Seite dominieren kann?
  • Hat man im Vorfeld Druck gemacht, dass eine Partei trotz möglicherweise entstehender Nachteile zu diesen Termin erscheinen soll (z.B. jemanden im Krankenstand anzurufen und zu betonen, der Termin sei furchtbar wichtig und man sei unabkömmlich und man bittet dringend oder geht davon aus, dass derjenige den Termin wahrnimmt, auch wenn er jetzt krankgeschrieben wäre und sind die Druckmacher die selben Leute, die vorher nur schleppend reagiert haben?)
  • Wird versucht, das Ganze als Missverständnis darzustellen anstatt auf die einzelnen Sichtweisen einzugehen und auch gelten zu lassen?
  • Sind abfällige Bewertungen im Raum ("das ist doch Kindergarten", "Da sind Sie zu empfindlich" ...) und ist jemand vorgesehen, der diese korrigiert?
  • wird vorher klar kommuniziert, wie mit den Infos und dem Verlauf des Gespräch nachher umgegangen wird (wird protokolliert und wer bekommt das Protokoll und wer darf es einsehen?)