Die Wirtschaft eines Staates wird durch eine Armee, die über Entfernungen hinweg mittels Steuern finanziert werden muss, schwer belastet, was wechselwirkend die Anzhl der unterstützenhden Männer limitiert. Weiterhin führt die Ausrüstung einer Armee dazu, dass die Preise nach oben gehen und hohe Preise führen dazu, dass menschliches Kapital abfließt. Wenn aber menschliches Kapital erst einmal abgeflossen ist, werden die Bauernschaft und das Volk mit heftigen Problemen konfrontiert
Ziel muss es deshalb unaufhörlich sein, den Schaden auf seiner Seite möglichst klein zu halten. Das bedeutet, die eigenen Ressourcen zu schonen, sich regelmäßig wieder aufbauen und regenerieren. Vor allem eine Haltung ist wichtig: Die aktuelle Situation nicht so beurteilen, dass sie eigenltich nicht sein dürfe. Moral hat in aktuellen Kampfsituationen oft keine Funktion. Denn wenn es eine Moral gäbe, die gegen Mobbing wirksam wäre, dann wäre man gar nicht in der Situation, dann hätte Mobbing gar nicht angefangen oder wäre unterbunden. Die Tatsache, dass es aktuell nicht so ist, beantwortet die Frage nach der Moral und Ethik ausreichend: Sie funktioniert aktuell nicht.
In einem echten Mobbing sollte man es sich nicht leisten, mit Gedanken, "Waffen" oder sonstigen Dingen zu Felde zu ziehen, die nicht funktionieren. Wenn man es trotzdem tut, erhöht sich die Gefahr, dass man mehr Schaden erleidet. Strategisch betrachtet, ist das ein Fehler.
Viele denken oft, ich stelle mich nicht auf die Stufe der Angreifer, dann bin ich auch nicht besser als diese. Ich halte dagegen: Das ist keine Sache von "ich bin ein besserer Mensch, der andere ist ein schlechterer, weil er das oder das macht, und auf diese Ebene will ich mich nicht begeben!"
Ein solches Denken führt einen zusätzlichen Kampfplatz ein: Das moralische Feld. Das ist eine Grundsatzentscheidung, die mit der Situation erst einmal nichts zu tun hat, sondern aus dem eigenen Kopf entspringt.
Ich habe nichts dagegen. Die jedoch wichtigere Frage lautet: Hilft diese Einstellung, dass Schaden minimiert wird, dass das schon entstandene Leid gemindert wird, dass das Mobbing eingedämmt wird, dass die seelische Gewalt nicht weiter ausufert?
Wenn ja, bin ich sehr für diese Moral. Das Risiko ist halt, wenn es nicht so ist, dann mutiert der Moralische schnell zuzm Amboss, auf den der Hammer niedersaust. Will man das wirklich in Kauf nehmen? Kann man, wenn man dann wirklich seelisch geschlagen wird, das als Folge und Preis seiner moralischen Haltung sehen und eben diesen Preis ohne Murren bezahlen? Wenn ja, dann gilt es denjenigen zu gratulieren. Denn er hat eine bestimmte Position, vertritt die und nimmt auch die Folgen und Nachteile hin, ohne zu jammern und zu leiden. Schließlich hat er sich ja dafür entschieden.
Wenn man das nicht will, dann sollte man eher in Richtung Sunzi denken. Er schreibt:
Im Krieg denn sollte das höchste Ziel der Sieg sein, nicht die einzelnen Kampagnen
Bei den Beratungen geht es darum, zuerst dieses Ziel festzulegen. Was in der gegenwärtigen Situation, mit all den Ressourcen, Gegnern und Rahmenbedingungen ist gerade sinnvoll und realistisch.
Hat man das, kann man die einzelnen Kampfplätze (Gespräche mit Vorgesetzten, Teamrunden, Vorwurfssituationen, Arbeitseinsätze etc.) daraufhin anpacken.
Geht es zum Beispiel darum, sich aus der Schusslinie zu bringen, dann ist es entscheidend, wie man sich bei Teamgesprächen verhält, wann und in welcher Reiehnfolge man sich zu Wort meldet, wie lange man redet. Was man sagt, ist auch von Bedeutung, aber wichtiger sind oft diese anderen Rahmenbedingungen.
Ganz anders, wenn es darum geht, aus der Schublade, die die anderen einen stecken wollen, heraus zu kommen.
Je nach Situation, Gesprächsgegenüber oder Gremium sind andere Schwerpunkte nötig, aber alle sollten das eine ständige Ziel verfolgen: Schaden bei sich zu begrenzen.
Bei Sunzi bedeutet das auch:
Die sich ergebenden feindlichen Soldaten sollten freundlich behandelt und bewacht werden
Der gute Mensch erringt seinen Sieg und beläßt es dabei. Er geht nicht zu Gewalttaten über
Ein Kämpfer tut das, was nötig ist zu tun. Er wird auch töten. Doch tut er das ohne Hass, ohne Angst, ohne nüchternes Kalkül. Er hat keinen Gefallen daran. Er tut es, wenn es die einzige Möglichkeit ist, zu siegen, doch wird er sich deswegen weder brüsten noch sich dafür schämen. Noch wird er sich moralisch besser oder schlechter fühlen.
Nun geht es bei Mobbing nicht ums Töten (auch wenn man zuweilen Mordgedanken hat). Es geht darum, ob man ein Ziel verfolgt, oder ob man sich in selbstgestrickten moralischen Netzen verfängt und deshalb unfähiger wird, Schaden abzuhalten und deshalb mehr leiden muss als notwendig. Das ist die einzige wichtige Frage in aktuellen Kampfsituationen. Wir müssen sich ihr stellen.