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Bossing-Opfer: Wie kann ich ihm helfen?

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  • Bossing-Opfer: Wie kann ich ihm helfen?

    Hallo zusammen.

    Ich bin 30 Jahre und verheiratet. Mein Mann wird in seinem Job, den er eigentlich über alles liebt stark gemobbt/gebosst.

    Er ist Barchef in einem grossen Hotel. Sein Chef und die Chefin können ihn gut leiden, nur der Direktor versucht ihn fertig zu machen.

    Nach einer Eskalation, weil schon wieder eine seiner Kolleginnen fertiggemacht wurde, wurde er wegen Mobbing und psychischem Druck von seiner Ärztin eine Woche krank geschrieben. Daraufhin sagte der Direktor zur Chefin, er würde "das mit Absicht" tun. Die Chefin rief ihn dann an und äußerte sich sehr enttäuscht über ihn. Also bat er um eine Aussprache mit ihr auf neutralem Boden. Da war ich dabei, weil er psychisch unter sehr starkem Druck stand. Die Chefin hörte zu und versprach zu helfen, die Sache in die Hand zu nehmen.

    Es folgte eine Gespräch mit dem Chef, der Chefin, dem Direktor und meinem Mann. Leider kam dabei nichts raus. Der Chef wiegelte gelangweilt ab, die Chefin war hilflos in der Mitte, der Direktor machte auf dicke Hose und lügte was das Zeug hielt. Zudem kam er mit Fetzen von Abrechnungen daher, die angeblich einen Diebstahl im Service beweisen würden (das war ca. 3 Monate vorher...!) Mein Mann konnte alles abwenden, aber bei zwei Sachen war das nicht möglich, weil Anfang und Ende des Zettels "fehlten". Ein nachträglicher Ausdruck war auch nicht mehr möglich.

    Die ganzen Geschichten laufen schon so seit der Direktor in dem Hotel ist. Er hat anscheinend Narrenfreiheit beim Chef und kann nicht angeknackst werden. Er wollte auch meinem Mann schon mal kündigen (zu teuer), was die Chefin verhinderte. Dann wollte er ihn in ein anderes Hotel weiter weg versetzen, was ebenfalls die Chefin verhinderte. Und so weiter und so weiter. Und alle ein bis zwei Monate wurde wieder eine junge Kollegin im Service fertiggemacht und rausgebosst. Bis eben jetzt diese Eskalation erfolgt ist.

    Seit dem Gespräch ist trügerische Ruhe. Ich hab meinem Mann angehalten ein Mobbingtagebuch zu führen, was er leider schlampig bis gar nicht macht. Er will es einfach nicht wahrhaben, dass er bald vom Direktor hinterrücks ein Messer im Kreuz haben wird. Klar, der muss sich was totsicheres einfallen lassen, nach dem Gespräch, sonst würde es zu sehr auffallen. Aber es dauert keine drei Monate mehr, da bin ich sicher.

    Gerade heute ist auf dem neuen Dienstplan mein Mann plötzlich zum Frühdienst eingeteilt. Keiner weiss warum. Er wurde auch nicht gefragt, ob das in Ordnung geht. Immerhin ist er als Barchef eingestellt und nicht als Frühstücksdame.

    Naja, es fängt also offensichtlich doch wieder an. Schlimmer als vorher wahrscheinlich. Was sollen wir denn jetzt machen? Es geht ihm nicht gut und ehrlich gesagt: Mir auch nicht.

    Einen neuen Job suchen ist nicht so einfach. Er ist schon über 40. Ausserdem hat er eine riesen Lücke im Lebenslauf, wo er schon mal ein paar Jahre körperlich arbeitsunfähig (psychosomatisch bedingt durch Arbeitsüberlastung) war.

    Soll ich ihn mal wieder zur Ärztin schicken? Soll er sich in die Hände eines Psychologen geben? Ich kann nicht mehr lang für ihn mit stark sein.

    Bitte helft uns. Danke!

  • #2
    Reaktion auf Probleme

    Hallo,

    Wenn dein Mann durch die Probleme am Arbeitsplatz krank ist, sollte er natürlich zu einem Arzt gehen. Aber wenn sich das Problem immer nur wieder aufschiebt und letztendlich die Chefin/der Chef das Vetrauen in Ihren Mitarbeiter verlieren, löst das Krankschreiben doch nichts und dein Mann wird doch auch nicht wirklich gesund, denn er macht sich doch weiterhin Sorgen um den Arbeitsplatz. Vielleicht muß man nicht jedes Mobbing versuchen durch Stärke zu lösen, sondern lieber einen anderen Arbeitsplatz suchen. Mit erneutem Krankschreiben wird das aber immer schwieriger.
    Wenn du schreibst, dass du für Ihn stark sein mußt ist das evtl. auch ein Problem, denn du kannst ihm nicht immer von aussen helfen, zumal du ja auch jedes Problem nur aus der Sichtweise deines Mannes kennenlernst. Du mußt ja selber auch ein eigens Leben führen und kannst nicht nur Coach sein.
    Ich denke, ihr braucht eine professionelle Beratung z.B von Mobbing-Beratungsstellen, den Ratschlag des Arztes und letztendlich keine Angst auch an einem neuen Ort anzufangen, wenn es mit dem neuen Leiter gar nicht geht. Und vielleicht hilft auch mal eine Auszeit, wie zwei Wochen Urlaub an einem ganz ruhigen Ort, gutes Ausschlafen, denken an was ganz anderes, neue Pläne für zu Hause, ein neues Hobby..., damit ihr nicht nur über den Arbeitsplatz deines Mannes redet. Versuch auch über deine Dinge, deine Probleme mit ihm zu reden.

    Kommentar


    • #3
      Hallo Kurz vor Knapp

      Dein Mann hat das Pech neben einem zu starken Direktor zu stehen der die Machtfrage, wer nun das Sagen hat, final gelöst sehen mag.

      Er duldet keine "Nebenbuhler" und zeigt sich somit auch unfähig Teamarbeit zu fördern und unfähig Mitarbeiter mit angemessener Führung zu motivieren.

      Die Diskussion dreht sich hier auch um irgendwelche Fresszettel von Kassenbon die einer Beweisführung vor Gericht niemals standhielten. Es gilt ja noch immer der Grundsatz in der Rechtsprechung: "Im Zweifelsfalle für den Angeklagten!!!!!"

      Es gelingt und gelang dem"Direktor" bisher immer die Diskussion emotional so zu führen, dass die Inhaber sich von dessen Oberkorrektheit blenden liessen.

      Zugegeben: Im Service herrscht zuweilen ein rauher Ton. Ähnlich wie auf der Baustelle. Doch Mitarbeiter rund zu machen ist ein teuerer Flop. Denn neue Leute muss man erst haben und anlernen muss man sie auch noch. Kostet alles Geld.

      Wie wäre es denn mal mit derlei Argumentation in die Offensive zu gehen. Namentlich das Betriebsschädliche Verhalten des Direktors zu thematisieren der die Mitarbeiterfluktuation und damit aber gleichzeitig den guten Ruf des Hauses in der Öffentlichkeit beschädigt in der Form, dass hier ein Leuteschinder das Regiment führt.
      Das könnte den Wirtsleuten/Inhabern doch durchaus zu denken geben und ihre Position ggf. korrigieren. Ich würde denen mal die Frage stellen, wer hier das Sagen hat. Die Inhaber oder hat bereits der "Direktor" alles im Würgegriff und ob sie tatsächlich über alles was da so läuft genausestens Bescheid wüssten.

      Beispiel, wenn der Gute nur abgerissene Zettel als Beweise vorweisen kann, wie sieht es dann mit dem Rest der Buchhaltung Buchführung aus. Ist der selbst über jeden Zweifel erhaben oder versucht er mit den Votrwürfen einen Nebenschauplatz zu eröffenen, um von den eigenen Verfehlungen abzulenken, quasi einen Sündenbock zu bauen?

      Das und ähnliche Fragen wären meine Strategie da voll dagegen zu halten.
      Die Inhaber haben zum Ziel, dass ihr Laden gut läuft und sein untadeliger Ruf nach Aussen unbeschädigt bleibt. Das ist der Aufhänger mit dem die weitre Diskussion offensiv statt defensiv zu führen ist.

      Dein Mann soll sich als derjenige darstellen der um den guten Ruf des Hauses bei den Angestellten und damit der nahen Umfeld, der Öffenlichkeit bemüht ist und mit diesem, seinem Bestreben der zügellosen und unbeherrschten Befriedigung des Machthungers und der Herrschsucht des "Direktors" im Wege steht.
      Sie sollen entscheiden welche Art von Führung sie im Hause wünschen und wie ihr Haus in der Öffentlichkeit gehandelt wird.
      Er soll den Inhabern klar machen, daß Herabwürdigung, Beleidigung und ehrenrührige Vorwürfe gegenüber den Mitarbeitern und damit gesetzeswidriges Verhalten mit ihm nicht zu machen ist. Sie sollen sich entscheiden auf welcher Seite sie stehen möchten und selbst beurteilen welche Strategie nachhaltiger den Erfolg des Hauses zu sichern geeignet ist. Wenn sie zu einer Entscheidung gekommen sind, so sollen sie dies ihm mitteilen und dann setzt man sich nochmals gemeinsam mit dem Direktor an den Tisch und verhandelt dann über die weiteren Schritte.

      Das Ganze am Besten schriftlich formulieren. Darin nicht vergessen, sich von den Vorwürfen des Diebstahls und der Untreue auf das Schärfste zu distanzieren und die Einstellung der Vorwürfe mit sofortiger Wirkung zu erwirken da kein stichhaltiges Beweismaterial vorliegt.
      Ansonsten könntest er dies das als direkten Angriff auf seine untadelige Intergrität betrachten den er keinesfalls klaglos hinnehmen wird.

      Das ganze nicht so darstellen, dass er den Eignern böse will sondern auf den Urheber der Vorwürfe fokussieren um mit ihm eine gemeinsame Lösung zu suchen die anders als bisher auch seine Kooperationsbereitschaft benötigt.

      Hier stellt sich eine Machtfrage und nicht Bossing. Das ist ein Machtkampf mit den üblichen Schwierigkeiten wenn sich zwei Alpha Tiere gegenüber stehen. Schlimm ist, wenn eine komplementäre Führungskraft gegen eine autoritäre steht. Da können die Unterschiede nicht grösser sein in Menschenbild und Leistungsgedanke. Da fliegen schon mal die Fetzen.

      Dein Mann ist vielleicht der Typ, der sich zu sehr mit den Bedürfnissen der MA identifiziert und mit Ihnen leidet statt mitfühlt. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Er sollte sich vielleicht etwas mehr der Leistungsthematik zuwenden und Wege suchen den Mitarbeitern höflich aber bestimmt Ansagen zu machen. Das ist vielleicht ein Ansatz wie man es trotzdem noch zu einer konstruktiven Zusammenarbeit bringt. Auch er wird sich bewegen müssen, denn ohne Grund schreit auch der Direktor nicht.

      Vielleicht ist dein Mann etwas zu komplementär (nachgebend) und Harmonieorientiert. Das zeigt auch die Art und Weise wie diese Auseinandersetzung geführt wird. Es ist klar erkennbar wer hier die Fäden in der Hand hat und wer sich in die Opferrolle ergibt. So eine Führungskraft hat es in Zeiten wie diesen besonders schwer weil die Falken höher fliegen und die Tauben schlagen.

      Er soll mal in sich gehen und darüber nachdenken ob er nicht manchmal zu sehr nachgibt und zu nachsichtig ist. Sowas wird von verschiedenen Mitarbeitern nur zu gern missbraucht und ausgenutzt. Ich würde dies sogar mit dem Direktor mal als Gespräch thematisieren und versuchen an den Tisch zu kommen, um die Differenzen zu besprechen. Der offene Streit ist nur die Bühne. Die tiefer liegenden Ursachen liegen für mein Dafürhalten auch im Verhalten deines Mannes begründet. Das zu erkennen und einzusehen sind schon der halbe Weg in Richtung Lösung. Wer weiss.

      Vielleicht kommt da wirklich für alle Beteiligten noch was viel besseres dabei heraus. Das hängt von der Lernfähigkeit und der Bereitschaft aller etwas zu geben ab.

      Mein Buchtipp: Robert Blake und Jane Mouton: "Führen mit Grid"

      Hervorragend zur Selbst- und Gegneranalyse!!!!

      Ich hoffe ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben, wünsche euch viel Glück bei dem was da kommen mag und verbleibe mit vielen Grüssen

      Martin

      PS: Wenn ihr noch einen Einschätzung braucht schreibt mir das
      Psychobabbel
      besonders erfahrenes Mitglied
      Zuletzt geändert von Psychobabbel; 03.08.2009, 12:11. Grund: Rechtschreibung

      Kommentar


      • #4
        !

        Vielen vielen herzlichen Dank für Eure Antworten! Einfach toll!

        Ihr habt vieles echt gut interpretiert. Psychobabbel, ich sehe das Spiegelbild meines Mannes in fast allem, was du vermutet hast. Du beschreibst ihn und seine Probleme sehr sehr gut!

        Gemeinsam mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen wird nicht funktionieren, das hatten wir schon und es ist gründlich in die Hose gegangen. Trotz Beweise, dass der Direktor wie gedruckt gelogen hat. Es interessiert den Chef nicht wirklich, hauptsache der Laden läuft. Ich glaube er hält das für Kinderkram. Aber es ist kein schlechter Gedanke, den Imageverlust/schlechten Ruf als Argumentationshilfe heranzuziehen... Es ist nämlich wirklich so. Viele bewerben sich gar nicht in dem Hotel, weil das Gerücht schon massiv im Umlauf ist.

        Und richtig, mein Mann ist zu nachgiebig. Er kann seine Position nicht gut verkaufen, und er weiss das ganz genau. Er sagt, das ist typisch für einen guten Kellner... Er arbeitet aber hart an sich und hat schon riesige Fortschritte gemacht.

        Neueste Entwicklung: Der Beikoch hat ihn beim Direktor angeschwärzt. Mein Mann hätte im Service nicht geholfen mit der Begründung er würde gerade essen. Deshalb auch die zwei Tage Frühdienst als Strafe! Dass das die Strafe war, hat allerdings nicht mein Mann, sondern seine Kollegin gesagt bekommen von dem feinen Herrn Direktor. Es war natürlich so, dass er gerade an einem Kuchenstück gekaut hat und meinte er würde gleich kommen, nur noch vorher schnell runteressen. Voller Mund am Tisch der Gäste kommt nicht gut, oder?

        Eine Lappalie, die gleich zum Denunzieren benutzt wurde. Von einem, der mit dem Service nicht das Geringste zu tun hatte, dafür aber einen "Auftrag" von dem Herrn Direktor...? Nur mal so vermutet...

        Mein Rat an meinen Mann war, sofort nachdem der Chef und die Chefin wieder aus dem Urlaub da sind, ihnen die Sache ganz neutral zu schildern. Was meint ihr?

        Ich glaube ich sollte meinem Mann euere Tipps und Einschätzungen lesen lassen. Die sind nämlich sehr hilfreich.

        Vielen Dank!

        Kommentar


        • #5
          Wirkungstreffer

          Zitat von Kurz vor Knapp Beitrag anzeigen

          Und richtig, mein Mann ist zu nachgiebig. Er kann seine Position nicht gut verkaufen, und er weiss das ganz genau. Er sagt, das ist typisch für einen guten Kellner... Er arbeitet aber hart an sich und hat schon riesige Fortschritte gemacht.
          Hallo Kurz vor Knapp

          Es ist eine richtige Einschätzung deines Mannes, dass eine komplementäre Haltung typisch ist für einen guten Kellner. Er ist aber nicht nur Kellner sondern auch Chef-Kellner. Da muss/darf man nicht mehr der perfekte Fachmann sein/praktizieren sondern muss eine Führungskraft sein die alles andere als komplementär ist.

          Es passiert oft, dass die "besten Leute" in eine Führungsrolle hinein befördert werden ohne, daß sie entsprechend darauf vorbereitet werden/sind.
          In diesem konkreten Fall nützt es überhaupt nichts den Mitarbeitern den korrekten Umgang mit dem Gast "vorzuarbeiten" und/oder den besonders liebenswürdigen Menschen zu spielen.

          Um seiner Führungsrolle gerecht zu werden muss er das Tun seiner Mitarbeiter beobachten und dort korrigieren wo ihm Dinge auffallen die nicht dem Ideal entsprechen.

          Das brauchen die Mitarbeiter, aber auch das Haus um seinem angestrebten Ruf gerecht zu werden. Dazu muss er sich weg vom Handeln hin zum Choachen und Führen bewegen. Wenn ich selbst etwas tue ohne sofort die Aktivität des Mitarbeiters zu aktivieren, dann stelle ich ihn u.U. nicht nur dumm und unfähig dar dies selbst richtig zu tun, sondern ich nehme ihm auch damit gleichzeitig die Gelegenheit aktiv am Lernprozess zu partizipieren. Sein Leitspruch sollte nunmehr eher lauten "Learning by doing" statt "Vormachen und hoffen es werde ihm gleich getan".

          Der Respekt seiner Mitarbeiter erlangt er, indem er ihnen etwas zutraut. Und: Indem er sie korrekt behandelt und ihnen Leitfigur ist, die wohlwollend ihre Arbeit betrachtet und ihnen hilft an ihren Defizite zu arbeiten, was dann final in einer verdienten Anerkennung mündet, verdient er sich bei Ihnen Achtung und Respekt.

          Er muss lernen zur Seite zu treten und die Anderen "TUN" zu lassen und das was da kommt mit dem Ideal abzugleichen, zu korrigieren und damit an einen Näherungswert seiner Vorstellung eines perfekten Service heran zu führen. Begründend und stützend statt erwartend (was will er jetzt von mir?) und nichtssagend (war das jetzt so i.O.?) den Dingen seinen Lauf zu lassen. (Was jetzt hier vielleicht etwas übertrieben dargestellt sein mag).

          Ich denke, dass dies auch der Anlass ist warum der Direktor ihn weg haben will. Er scheint seiner Rolle nicht gewachsen zu sein. Leider bemerkt er aber nicht welch positives Potenzial in deinem Mann schlummert. Es wäre eigentlich an ihm eine angemessene Mitarbeiterentwicklung auch in zuvor beschriebener Weise an deinem Mann zu praktizieren. Das würde ihn in Tat und Wahrheit als "Direktor" und nicht als gefühlten "Choleriker und Diletanten" ausweisen. Deshalb glaube ich, daß der mit dem Sündenbock auch nicht so weit hergeholt ist. Die Frage ist: Wenn er deinen Mann erledigt hat, wer kommt als nächster dran? Barchefs oder Oberkellner wachsen schliesslich nicht auf Bäumen.
          Es könnte dem Direktor durchaus passieren dass er, wenn er als Nachfolger deines Mannes einen sehr dominanten und gerissenen Wolf ins Boot bekommt, er sehr bald sein Job zur Disposition stehen sieht.

          Doch weiter im Text: Durch die so gewonnenen, für beide Seiten wichtige, höfliche Distanz in der Zusammenarbeit, wächst in den Mitarbeitern der gefühlte Respekt, vor fachlicher und sozialer Kompetenz, heran, der zusätzlich durch ausgesprochene ehrliche Anerkennung, wenn die Mitarbeiter etwas wirklich gut gemacht haben, weiter verstärkt wird.

          Dein Mann soll mal über den Satz von Goethe nachdenken, der auch mein Denken und Handeln als Führungskraft stets erfolgreich gelenkt hat:

          "Nimmt man die Menschen so wie sie sind machen wir sie schlechter. Nehmen wir sie hingegen so wie sie sein sollen, machen wir sie zu dem was sie sein können."


          Zitat von Kurz vor Knapp Beitrag anzeigen
          Mein Rat an meinen Mann war, sofort nachdem der Chef und die Chefin wieder aus dem Urlaub da sind, ihnen die Sache ganz neutral zu schildern. Was meint ihr?
          Lass erst mal ein paar Tage vergehen und wartet den richtigen Zeitpunkt ab. Ich glaube nicht, dass es klug wäre gleich wieder das Urlaubsgefühl der Inhaber mit diesem Vorgang zu torpedieren. Wenn es auch sehr schleimig klingen mag: Den Chef und die Chefin vielleicht auf ein gemütliches Glas einladen. Dass etwas besprochen werden muss wissen sie auch. Deshalb einen günstigen und entspannten Rahmen schaffen. Das kann auch etwas anderes sein. Ihr kennt sie besser. Es wird euch schon etwas Passendes einfallen.

          Es ist klar, dass das unter den Nägeln brennt. Aber jetzt Ruhe zu bewahren zeugt von Souverenität und strukturiertem, rücksichtsvollem Handeln. Der Direktor wird sich diesen Part sicher nicht entgehen lassen und sich das unangenehme Gefühl des Spielverderbers einhandeln. Er wird natürlich versuchen die negativen Emotionen voll auf deinen Mann umzuleiten.

          Deshalb würde ich mich nach so zwei Tagen mit dem Chef auseinandersetzen und gleich nach dem Begrüssungssatz mit den Worten das Spiel eröffnen: "Bestimmt hat sich der Direktor das Herz über meiner Inkompetenz bei Ihnen ausgeschüttet." "Ich bin mir sicher er hat kein gutes Haar an mir gelassen" "Un djetzt meine Frage: Wollen sie mich sofort feuern oder erhalte ich wenigstens noch eine reelle Chance den Vorgang als Ganzes zu beleuchten, um eine einvernehmliche Lösung zu finden?" "Ich denke, dass ist auch in ihrem Sinne, dass die Angelegenheit, die mittlerweile auch das Personal und die öffnetliche Meinung erfasst hat, zu einem Ende kommt."

          Auf jeden Fall vermeiden, dass bei den Inhabern auch nur das geringste Gefühl aufkommt deinem Mann etwas schuldig zu sein. Formulierungen nach dem Motto .... glauben sie nicht mir das schuldig zu sein ....? oder ... ich war ihnen so lange treu deshalb..... sind strikte zu vermeiden.

          Der alleinige Fokus im Gespräch sollte dann sein:

          1. Ich bin mittlerweile der Sündenbock für alles was im Laden schief läuft. Wer, so frage ich mich unentwegt, will sich auf meine Kosten schützen? Und: Was passiert wenn ich weg bin? Wer kommt dann an die Kasse?

          2. Direktor fördert den nach heutigen Führungsansprüchen unverzichtbaren Teamgedanken nicht sondern es entsteht der äussere Eindruck, dass er weder Personal noch Gästen, sondern einzig der Befriedigung und Mehrung seiner Macht verpflichtet ist.

          3. Mitarbeiterentwicklung findet nur statt im Rahmen von Befehl und Gehorsam. In diesem Spiel ist aber leider vollkommen unklar was für ein Befehl, welche Erwartungen der Direktor hat. Nichts wird klar und unmissverständlich kommuniziert geschweige denn angemessen reflektiert.
          Die Mitarbeiter erfahren nur durch Wutausbrüche, dass etwas nicht gut gelaufen ist. Ob etwas gut war scheint hier niemanden zu interessieren. Würden sie gerne in solch einem Klima hochmotiviert arbeieten können, Stets mit dem Gefühl der Angst vor dem nächsten Anschiss im Nacken? Dies entspricht der Umkehrung des modernen Führungsgrundsatzes, dass durch positives Verstärken mehr erreicht wird als durch negative Rückkoppelung also Kritik oder gar Einschüchterung und Angsteinflössung.

          Damit setzt man alles auf eine Karte. Aber so meine Frage: Was für eine Wahl hat er denn sonst noch?

          In diesem Fragen sind schrecklich viele Volltreffer, die den Intelekt der Inhaber und ihren Unternehmergeist herausfordern. Wenn sie sich dieser intelektuellen Auseinandersetzung verweigern, dann hat dein Mann so oder so final verloren. Das muss man dann wirklich auch einsehen und verdauen indem man sich schnell einen neuen Job sucht und die Inhaber bittet ein wohlwollendes Zeugnis auszustellen, damit dieser Vorgang auch für dich möglichst zügig von statten geht.

          Im Fall einer positiven Reaktion sollte man den Kampf noch nicht aufgeben. Dann werden die Inhaber vielleicht darauf aufmerksam, dass mangels der Führungsqualitäten ihres "Direktors" sie mit der Führung betraut sind. Und das mit einer Aufgabe, die eigentlich ihm zukommt, also seine Führungsschwächen offen zu Tage treten.

          Das könnte man z.B. mit der Fragen in den Raum werfen: "Warum werden sie überhaupt damit behelligt? Um mich zu feuern braucht er sie eigentlich gar nicht? Ist der Mann eigentlich unsicher und muss deshalb dieses schmutzige Spiel spielen? Wenn er so wasserdichte Beweise hat, warum tut er ihnen das dann überhaupt an? Und warum, so stelle ich mir die Frage, bin ich überhaupt noch hier? Diebstahl oder Untreue hat Strafcharakter. Da kann man sofort fristlos kündigen ohne Abmahnung. Was soll der Zirkus dann überhaupt?

          Wieder wirkungsvolle Volltreffer! Um sich nicht selbst zum Affen und gleichzeitig Spielball des "Direktors" zu machen wird da wohl etwas Greifbares kommen müssen! Und: Dein Mann zeigt Führungsqualitäten und Schneid, der allenthalben vielleicht vermisst wird.

          Zitat von Kurz vor Knapp Beitrag anzeigen
          Ich glaube ich sollte meinem Mann eure Tipps und Einschätzungen lesen lassen. Die sind nämlich sehr hilfreich.
          Das fände ich gut, denn ich glaube dass für ihn eine Reflexion und Supervision in dieser Phase sehr sehr wichtig ist.

          Wenn ihr mal Interesse an einer direkten Konversation habt, dann schreibt mir eine persönliche Nachricht. Dann machen wir einen Termin ab für ein Telefonat. Ihr ruft mich an. Ich weiss weder Namen noch eure Telefon Nr. Die könnt ihr ja verbergen wenn euch das sicherer ist.

          Ich helfe euch gern wenn ihr wollt.

          In diesem Sinne

          Viele Grüsse

          Martin
          Psychobabbel
          besonders erfahrenes Mitglied
          Zuletzt geändert von Psychobabbel; 06.08.2009, 10:44. Grund: Ergänzungen

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          • #6
            Was ihr noch berücksichtigen solltet

            Fast hab ich es vergessen

            Gab oder vielmehr gibt es Gäste/Stammgäste, die vielleicht sogar den Besitzern nahe stehen, die schon einmal so einen Ausbruch des Direktors mitbekommen haben.
            Hat er sich schon mal dazu hinreissen lassen die Mitarbeiter vor den Gästen zu "zerlegen".

            Jemand der so geartet ist macht in der Regel gerne solche Fehler weil er sehr impulsiv reagiert und sich somit nicht allzu sehr im Griff hat. Die "Ruhigeren" sind in der Regel die wesentlich, wenn nicht gar exponentiell, gefährlicheren und gerisseneren Gegner in solchen "Machtspielen".

            Damit habt ihr ggf. mächtige Zeugen die das, was ihr glaubt was im Laden vorgeht, aus neutraler Position heraus unterstützen.
            So etwas könnte die Position des Herrn "Direktor" dramatisch schwächen, dass er vielleicht schon von alleine geht oder gar dazu führen, dass er gegangen wird.

            Das sind gerne übersehene, äusserst wichtige Details die extrem wichtig sein können im anstehenden/kommenden Fight der, ohne zu ....misieren, so oder so an die Beantwortung existenzieller Interessensfragen und Bedürfnissen heran führt und führen muss.

            Darüber müsst ihr euch so oder so im Klaren und bewusst sein. Die Antwort wird kommen. Egal ob für oder gegen deinen Mann. Die Frage ist eben nur ob man darauf Einfluss nehmen will oder nicht. Diesen Mut muss er selbst aufbringen und du als Partnerin kannst ihm dabei den Rücken stärken und zu ihm halten egal was passieren wird. Tun muss er es jedoch selbst. Da ist er alleine.


            Gruß Martin

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