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Einzige Frau unter 15 Männern

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  • Einzige Frau unter 15 Männern

    Ich arbeite seit gut 3 Jahren in einem industriellen Zimmereibertieb und bin in der Produktion die einzige Frau. Nach einer etwas harzigen Einarbeitungszeit, in der ich auf Herz und Nieren geprüft wurde und mich unter Beweis stellen musste, haben mich die Männer gut akzeptiert und der Arbeitsalltag verlief reibungslos. Als einzige Frau im Team war es aber schon immer eine Herausforderung, eine gute Balance in der Beziehung zu den einzelnen Mitarbeitern zu bewahren, was sich als nicht ganz einfach herausstellte. Bald stellte ich fest, dass ein Mitarbeiter (HB) aus meinem speziellen Arbeitsbereich nichts mit einer Frau an dieser Position anfangen konnte und mir länger je mehr mit Unmut begegnete. Das wurde mit der Zeit immer deutlicher, bis er mich schliesslich nur noch "wie Luft" behandelte. Ich habe mehrmals versucht auf ihn zuzugehen und mich um Transparenz und Kooperation bemüht, was nichts genützt hat.
    Ein anderer Mitarbeiter aus dem selben Team, (PM) der auch mein direkter Vorgesetzter und "Lehrmeister" war, fühlte sich sehr von mir angezogen und begann immer mehr mit zweideutigen, anzüglichen Reden während der Arbeit. Auf der Ebene von Humor und Spass wurde ich von ihm immer wieder in Gespräche verwickelt, die mehr mit Sex als mit unserer Arbeit zu tun hatten. Da ich mich in einem sehr direkten Abhängigkeitsverhältnis mit ihm befand, konnte ich diesen Situationen kaum ausweichen und habe sie, zugegebenermassen, am Anfang für harmlos gehalten. Dieser (verheiratete) Mann hat sich dann aber emotional so verstrikt, dass er irgendwann nicht mehr im Stande war mit mir zusammen zu arbeiten und mir indirekt nahegelegt hatte, zu kündigen. Er hat mich regelrecht darum bekniet, niemandem von seinem Verhalten zu erzählen, da er um seinen Ruf fürchtet. Darauf hin habe ich beim Chef um eine interne Versetzung gebeten, die mir gewährt wurde. Allerdings war der Chef nicht darum bemüht, dem Umstand auf den Grund zu gehen, warum in diesem, vordem sehr gut funktionierenden Bereich der Produktion plötzlich ein solcher Sinneswandel von Statten gegangen ist. Und ich selbst wollte PM schliesslich nicht schaden und habe dicht gehalten.
    Seitdem bin ich nun eine Art Springer geworden, helfe mal da, mal dort mit, sozusagen als Mädchen für alles. Da ich meine Aufgaben meines Erachtens immer gewissenhaft ausgeführt habe, gibt es für den Chef keinen Anlass meine Leistungen zu beanstanden.
    Aber Mitarbeiter HB hat nun vermehrt damit begonnen, sich beim Chef über mich zu beschweren und hat auch vor versammelter Mannschaft im Pausenraum gesagt: Wenn es nach ihm gehen würde, dann wäre ich schon lange gekündigt.
    Der Chef seinerseits hat mich vor Kurzem ins Büro gerufen und mir vorgeworfen, dass ich schlecht über andere Leute rede und versuchen würde, alle auf meine Seite zu ziehen, dass ich "Grüppchen bilden" würde und er meine Teamfähigkeit in frage stellt. Ich soll ja nicht glauben, ich hätte als Frau irgendwelche Sonderprivilegien. Meine Stellungnahme (dass es genau das sei, was ich seit ich hier arbeite zu vermeiden suche und ich mich bewusst bemühe mit allen Mitarbeitern gleich umzugehen, mich immer gewehrt habe gegen eben diese Sonderprivilegien, die der ein oder andere mir gut gemeint zugestehen wollte) wurde mehr oder weniger vom Tisch gefegt.
    Ich habe das Gefühl, dass er (Chef) nicht Willens ist, meine Seite auch anzuhören sondern er regt sich nur auf, dass man sich über mich beschwert. Im Stil von:
    -Sie "spaziert immer rum",
    -drückt sich vor der Arbeit,
    -holt ausserhalb von der Pause Kaffee (machen andere im Übrigen auch)
    -geht immer rauchen (stimmt schlichtweg nicht. Es gibt bei uns Leute die gehen so oft rauchen, dass mir davon schlecht werden würde. Da sagt auch keiner was.)

    Ich empfinde es mittlerweile so, dass ich meine erarbeitete Stellung durch PMs verbale sexuelle Belästigung verloren habe und dadurch zu einem schwächeren Mitglied geworden bin. Worauf Mitarbeiter HB nun viel mehr Angriffsfläche bekommen hat, mich zu schickanieren.
    PM der eigentlich Teamleiter und direkter Vorgesetzter ist, hat sich durch seine Befangenheit selbst handlungsunfähig gemacht und ich soll nun das Feld räumen und ihn dabei auch noch schützen.

    Nach einer weiteren Beschwerde seitens HB beim Chef, habe ich nun für Montag Früh um 7.00 eine Vorladung vom Chef bekommen, in seinem Büro zu erscheinen.
    Ich versuche nun diesem Termin ruhig entgegen zu sehen, da ich das Gefühl habe, mir nichts vorwerfen zu müssen. Ebenfalls habe ich beschlossen, PM nicht mehr länger zu schützen und ihn notfalls halt zu "verpfeiffen".

    Das ist mal ein Grundriss meiner Geschichte und es hat gut getan, sie für euch aufzuschreiben
    Was haltet ihr davon?
    Über Feedback und Meinungen dazu freu ich mich!

  • #2
    AW: Einzige Frau unter 15 Männern

    Den PM zu verpfeifen, wird für Dich die Folge haben, dass es dann richtig los geht. (Männer klären sowas anders - die hauen sich eine rein und trinken anschließend zusammen freundlich ein Bier und die Sache ist aus der Welt)Du bist dann die Verräterin und der Quertreiber unter den Kollegen. Es interessiert dann niemanden, dass ein Kollege seine Hormone nicht im Griff bekommt, sondern die Ursache wird entfernt. (Die Ursache bist nicht Du selbst, sondern die Tatsache, dass die Truppe mit Frauen nicht arbeiten kann.) Du schreibst ja selbst, dass es eigentlich ein gutes Arbeitsteam war und das will der AG auch wieder haben. Du hast nur ne Chance, wenn Du in der Truppe Verbündete hast, die sich Deinem Widersacher in den Weg stellen. Hast Du dort Verbündete?

    "Ich empfinde es mittlerweile so, dass ich meine erarbeitete Stellung durch PMs verbale sexuelle Belästigung verloren habe und dadurch zu einem schwächeren Mitglied geworden bin. Worauf Mitarbeiter HB nun viel mehr Angriffsfläche bekommen hat, mich zu schickanieren."
    Du bist kein schwächeres Mitglied, nur gibt es leider Männer die es nicht verkraften, dass Frauen nicht unter ihnen, sondern neben ihnen stehen und genau deshalb vermittelt man Dir dieses Gefühl. Pass auf Dich auf, damit dieses Gefühl in Dir nicht siegt.
    ram
    besonders erfahrenes Mitglied
    Zuletzt geändert von ram; 20.06.2013, 19:13.

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    • #3
      AW: Einzige Frau unter 15 Männern

      Hallo Sonea, ich fürchte, hier haben wir genau die umgekehrte "Extrem - Situation" wir bei mir. Es ist wohl tatsächlich so, das man als alleinige Frau unter dem anderen Geschlecht oder auch als alleiniger Mann nur unter einem ganzen Haufen Frauen, schlechte Karten haben kann. Besonders wenn es keine richtige, ordentliche Unternehmensführung gibt, kann das doch sehr schnell ausarten. Wenn Gespräche sowohl mit Kollegen / Kolleginnen nichts nutzen, dann hilft mitunter nur noch eine Externe Hilfe, das man sich Rat von Dritten bzw. Außenstehenden, im schlimmsten Fall auch Rechtsbeistand sucht.

      Ich weiß aus eigener Erfahrung, guter Rat ist in einer solchen Situation manchmal teuer. Gute Arbeitsplätze sind manchmal rar und oftmals ist man auf den Arbeitsplatz und sein Einkommen angewiesen und man kann nicht so einfach die Flinte ins Korn werfen. Schlimm ist es, wenn in Unternehmen der Konkurrenzkampf von Vorgesetzten auch noch geschürt wird, anstatt ein gutes Miteinander und Kollegiales Verhalten zu fördern.

      Am Ende leiden im Grunde genommen alle. Auch der Betrieb und das Unternehmen selber, weil durch Mobbing oftmals ein immenser wirtschaftlicher Schaden entstehen kann :-(

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      • #4
        AW: Einzige Frau unter 15 Männern

        Schön, dass sich hier mal ein Mann meldet, der in der gleichen Situation war. Er hatte allerdings die schlechteren Karten. Wenn Frauen mobben, glaubt das kein Mensch, denn Männer sind von Natur aus stärker und abgehärteter. Frauen von Natur aus schwach und sensibel. Das sind nun mal die vorgegebenen Vorstellungen unserer Menschheit und diese vorgegebenen Normen machen Beide kaputt. "Hilfe mein Mann hat mich geschlagen" - glaubt Jeder, aber "Hilfe meine Frau hat mich geschlagen" wird zur "Witznummer" erklärt.

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        • #5
          AW: Einzige Frau unter 15 Männern

          Hallo Ram, danke für Deine Antwort. Bei mir war es sogar so, das männliche Kollegen das ganze entweder "genossen" oder sogar noch "unterstützt" haben, das ich von meinen netten Arbeitskolleginnen gemobbt wurde. Ich könnte mich an dieser Stelle zum Verhalten von Werksleiter, Verkaufsleiter, heutiger Personalchef und männliche Kollegen des Betriebsrates nur wiederholen, was ich unter meinem Beitrag "Mobbing im Großraumbüro - Ein Dutzend Frauen gegen einen Mann" schon längst geschrieben habe

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          • #6
            AW: Einzige Frau unter 15 Männern

            Es ist nicht das Problem, ob man als Frau unter Männern oder umgedreht arbeitet, sondern es kommt auf das Niveau des gesamten Teams an, dieses spiegelt aber nur die Führungsfähigkeit der Chefetage wieder - wenn aber in der Chefetage "Würstchenverkäufer" sitzen(schön, dass Du das erleben durftest), werden auch in einem Team die "Dummen" und "Primitiven" siegen. Da hast Du als Mensch keine Chance. Menschen haben Schwächen und das macht sie eigentlich sympatisch, Mobber sind nur stark und fehlerfrei.

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            • #7
              AW: Einzige Frau unter 15 Männern

              Naja, lieber RAM, das kann man nun sehen wie man will

              Grundsätzlich würde ich es von meiner menschlichen Einstellung her, zunächst einmal sehr positiv sehen und bewerten, wenn sich ein Werksleiter in seiner Freizeit auch noch als Vereinsvorsitzender ehrenamtlich engagiert und auf einem Heimatfest Würstchen grillt

              Alle Achtung! Das hätte ich Herrn Dr. Schlimmdorf (Name geändert) gar nicht zugetraut. Es war aber einfach total cool und genial, als er dann vor mir geflüchtet ist, als hätte er ein Gespenst gesehen

              Die Reaktion des Werksleiters, als ich mich in der Menschenschlange von einem Dutzend Leuten einreihte, um ein Würstchen zu bekommen: Er ist genauso irritiert wie ich selber, weil er mich nun auch wahr genommen und erkannt hat, dann fängt er plötzlich an zu zittern und sagt zu seinem Nebenmann am Grill: "Öhm, machst Du mal gerade hier weiter" Dann hat er sich vom Grillstand entfernt, und mir wurde als ich dann an der Reihe war, das leckere Würstchen gar nicht mehr vom Werksleiter überreicht Das war eine echte Enttäuschung für mich und fand ich eigentlich wirklich Schade.

              Das war vor einigen Jahren, gut 8 Jahre nach meinem Mobbingfall.

              Soll ich noch was verraten ? (Mittlerweile sind wieder einige Jahre ins Land gegangen). Eine Frau Schlimmdorf (Name geändert) hat mir eine Mail geschrieben, das Herr Dr. Schlimmdorf (Name geändert) den Wohnort gewechselt hat, nicht mehr der Vereinsvorsitzende ist und auch keine Würstchen mehr grillt

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              • #8
                AW: Einzige Frau unter 15 Männern

                Vielen Dank für eure Antworten!
                Mittlerweile ist etwas Zeit vergangen und der Lauf der Geschichte gibt euch leider Recht, ich hatte keine Chance. Man(n) hat scheinbar schon lange über mich entschieden, da hat es auch nichts geholfen, dass ich einige Verbündete in der Firma hatte. Die haben alle selber Schiss um ihren Job.
                folgendes hat sich in den letzten Wochen zugetragen:

                Ich wurde bei der Firma X
                (Hersteller von Decken- und Dachelementen aus Holz) am 17.06.2013 mündlich gekündigt und für Juni/Juli 2013 per sofort
                freigestellt. Die genannten Gründe für dieses Vorgehen lauten, dass ich Keile zwischen die Mitarbeiter treibe und
                bewusst Grüppchenbildung provoziere. Ebenfalls soll ich verschiedene Kollegen schlecht gemacht und meinen "Vorteil" als
                einzige Frau in der Produktion ausgespielt haben. Für die Monate August und September wurde ich angewiesen, mich auf
                Abruf für eventuelle weitere Arbeitseinsätze in der Firma X bereitzuhalten. Falls ich per August 2013 ein neues
                Anstellungsverhältnis eingehen kann, würde diese Abmachung hinfällig. Die Mitarbeiter der Firma X wurden offiziell
                dazu angehalten, im Falle einer Wiederaufnahme meiner Beschäftigung im Betrieb, den Kontakt zu mir während der Arbeit
                zu vermeiden und sich nicht "auf meine Seite zu stellen". Mit der Bemerkung, dass es ansonsten noch anderen gleich
                ergehen könnte wie mir.
                Am 30.06.2013 habe ich das Kündigungsschreiben entgegengenommen, eine schriftliche Begründung
                ist bis heute noch ausstehend.
                Am 02.07.2013 erhielt ich einen Anruf von meinem Vorgesetzten, in dem er mir
                mitteilte, dass in einem Betrieb in der selben Gemeinde (Firma Y) temporäre Arbeiter gesucht werden
                und er nun beabsichtigt, mich an diese Firma zu verleihen. Er hat angekündigt, sich demnächst wieder bei mir zu
                melden um mich über die weiteren Schritte zu informieren. Ich habe das zur Kenntnis genommen. Möchte hier aber
                bemerken, dass ich 2010, vor Stellenantritt bei der Firma X bei besagtem Fensterbauer Y eine Woche geschnuppert habe
                und mich damals gegen diese Stelle entschied, da ich weder die Art der Arbeit noch das Umfeld für mich als
                passend/angemessen empfunden habe. Da ich Wert auf Transparenz lege, hatte ich diese Entscheidung damals auch in der
                Firma X offen kommuniziert.
                Ich werde nun meinerseits abklären, ob in dieser speziellen Situation ein
                Personalverleih solcher Art zulässig ist.

                Durch die Rechtsberatung von Beobachter konnte ich in Erfahrung bringen, dass ein

                Personalverleih wie er von meinem Chef geplant wurde, auch unter diesen Umständen legitim ist. Sollte ich mich damit
                nicht einverstanden erklären, so kann mein Gehalt gekürzt werden.
                Gestern Abend hat mir mein Vorgesetzter jedoch per SMS
                mitgeteilt, dass ein Arbeitseinsatz bei Firma Y zur Zeit nicht möglich sei.

                Was ich auch verstehen kann. Wäre ich Firma Y, dann würde ich mich nach dieser Story auch nicht "geschenkt haben wollen". Ist ja logisch, dass die ein paar Fragen gestellt haben...

                Leute, ich komme mir vor wie im Mittelalter. Bin ich denn so ne Art Leibeigene??! Für die eigene Firma bin ich nicht mehr tragbar, weil ich scheinbar soooo gefährlich bin, dass man mich sofort isolieren muss von der gesamten Belegschaft. Und dann kann ich einfach mal verschachert werden, dass trotzdem noch bisschen Geld in Bewegung kommt? Oder hat er Angst, dass es mir in dieser Freistellung zu gut geht und ich mir einen schönen Lenz mache?? Da bräuchte er sich wirklich keine Sorgen machen, es geht mir beschissen und diese Freistellung ist alles andere als ein Genuss für mich. Ich komme mir vor wie ein Virus das isoliert werden musste....
                Und ich glaube, wenn wir wirklich noch im Mittelalter WÄREN, dann wäre ich vielleicht nicht mal mit dem Leben davon gekommen. Dann hätten sie mich wahrscheinlich VERBRANNT!

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