Horrorurlaub 2022
Ironische Betrachtung einer Partnerkrise während der Coronapandemie und den Hitzewellen des Sommers 2022
Der Dibbuk schlägt zu
In fröhlicher Stimmung starten wir in den Urlaub. Bei der letzten Reise war mir das Blut aus der Nase gelaufen und ich landete auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in Tours. Das Loiretal blieb als Tal der Tränen zurück. Aber nun hieß es, der Sonne entgegen, das Leben ist schön ! Die Sonne tat ihr Bestes und es wurde bereits reichlich warm, trotz Klimaanlage im Fahrzeug. Die zweite Hitzewelle dieses Jahres war im Anrollen. Dann kam der Zielort, eine Doppelgîte auf einem Biobauernhof in Meeresnähe. Bio klingt immer gut, obwohl der Begriff bio nicht geschützt ist. Leider hatte meine Partnerin versäumt mir zu sagen, dass es keine richtige Toilette mit Wasserspülung gab, sondern nur eine Trockentoilette. Aber, man nimmt diese kleinen Unannehmlichkeiten gern in Kauf, wenn dafür, quasi als Belohnung, ein schöner und preisgünstiger Urlaub wartet. Nun, es ist warm, sehr warm, auch noch am Abend. Die Reise war anstrengend, es ist heiß und die Zimmertüren bleiben geöffnet. Warm ist gut, schwül warm nicht. Man döst in der lauen Nacht vor sich hin und ist erstaunt, wenn plötzlich, so gegen gegen Mitternacht scheinbar eine Maschine anläuft und die Nachtruhe stört. Nein, die Gîte befand sich nicht in einem Industriegebiet. Es war die Partnerin, die eine perfekte Imitation eines Geräts, kombiniert aus Elektrosäge und Schlagbohrer, von sich gab. Und, ich betrachtete es zunächst als Wunder, das Geräusch verstummte plötzlich. Nicht nur das, auch die Atemgeräusche verstummten völlig. Totgestorben ? An einem unsichtbaren Putzlappen erstickt ? Ein Dibbuk ? Nach zwei, drei Schockmomenten rasselndes Wiedereinsetzen der Atmung.
Nachdem sich ein Teil meiner im Ruhezustand befindlichen Gehirnzellen schlagartig aktiviert hatte, kam die Erkenntnis : Schlafapnoe. Ich gestehe, das Phänomen war mir theoretisch bekannt, aber in dieser Intensität war es doch überraschend. Es war immer noch warm, ich konnte nicht schlafen und und als Unterhaltungsprogramm lief nur die sich ständig wiederholende Kombination aus Schnarchen und Apnoe. Nach einiger Zeit erwachte mein wissenschaftliches Interesse und ich schätzte die Abstände und die Zeitspanne der Apnoe. Das Problem lag eindeutig im pathologischen Bereich. Schlafapnoe kann zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen. In der harmloseren Variante der permanenten Sauerstoffunterversorgung des Gehirns wird “nur” Müdigkeit am nächsten Tag ausgelöst. Besonders hinterhältig ist die Wirkung auf die Psyche. Die durch Apnoe ausgelöste Depression blockiert wichtige Aktivitäten. Die Krankheit schützt sich quasi selbst, indem sie Diagnose und Therapie durch schlechte Stimmung und Lustlosigkeit verhindert.
Am nächsten Morgen nun die große Frage für mich, wie sag ich's meiner Partnerin? Es ist eine historische Tatsache, dass die Überbringer schlechter Nachrichten ihr Leben verloren. Das erwartete ich nicht unbedingt, aber für schlechte Stimmung würde es auf jeden Fall sorgen. Ich gab die Information trotzdem weiter und stieß auf mittelmäßiges Interesse, aber immerhin das Problem war registriert.
Dann kam die Sonne, die Kinder wurden quengelig und ab ging die Reise zu einem Mühlteich. Die Kinder hatten ein unglaubliches Vergnügen im warmen, aber dennoch erfrischenden Wasser. Auch die Erwachsenen hatten ihren Spaß. Ich saß im Schatten und beobachtete das muntere Treiben. Ja, es gibt sie eben doch, die schönen Momente im Leben. Auf dem Rückweg gab es dann noch eine Abenteureranlage zu sehen. Alles in allem ein gelungener Urlaubstag. Und das Thermometer stieg weiter.
Die aufgeheizte Partnerin schläft im Nebenzimmer, nun mit geschlossener Tür, also quasi schallgedämpftem Röcheln. Auch für mich ein gelungener Ausklang des Tages, bis auf eine Nachricht, die sich langsam und unerbittlich in mein Bewusstsein bohrte: meiner Mutter, immerhin schon 90 Jahre alt, ging es schlecht. Man hatte sie im Altersheim in ein anderes Zimmer verlegen müssen, weil sie derartig unruhig war, dass es ihre Zimmergenossin nicht ertrug und in der Nacht auf den Gang flüchtete. Koinzidenz der Ereignisse ?
Text in Französisch
der Dibbuk
Ironische Betrachtung einer Partnerkrise während der Coronapandemie und den Hitzewellen des Sommers 2022
Der Dibbuk schlägt zu
In fröhlicher Stimmung starten wir in den Urlaub. Bei der letzten Reise war mir das Blut aus der Nase gelaufen und ich landete auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in Tours. Das Loiretal blieb als Tal der Tränen zurück. Aber nun hieß es, der Sonne entgegen, das Leben ist schön ! Die Sonne tat ihr Bestes und es wurde bereits reichlich warm, trotz Klimaanlage im Fahrzeug. Die zweite Hitzewelle dieses Jahres war im Anrollen. Dann kam der Zielort, eine Doppelgîte auf einem Biobauernhof in Meeresnähe. Bio klingt immer gut, obwohl der Begriff bio nicht geschützt ist. Leider hatte meine Partnerin versäumt mir zu sagen, dass es keine richtige Toilette mit Wasserspülung gab, sondern nur eine Trockentoilette. Aber, man nimmt diese kleinen Unannehmlichkeiten gern in Kauf, wenn dafür, quasi als Belohnung, ein schöner und preisgünstiger Urlaub wartet. Nun, es ist warm, sehr warm, auch noch am Abend. Die Reise war anstrengend, es ist heiß und die Zimmertüren bleiben geöffnet. Warm ist gut, schwül warm nicht. Man döst in der lauen Nacht vor sich hin und ist erstaunt, wenn plötzlich, so gegen gegen Mitternacht scheinbar eine Maschine anläuft und die Nachtruhe stört. Nein, die Gîte befand sich nicht in einem Industriegebiet. Es war die Partnerin, die eine perfekte Imitation eines Geräts, kombiniert aus Elektrosäge und Schlagbohrer, von sich gab. Und, ich betrachtete es zunächst als Wunder, das Geräusch verstummte plötzlich. Nicht nur das, auch die Atemgeräusche verstummten völlig. Totgestorben ? An einem unsichtbaren Putzlappen erstickt ? Ein Dibbuk ? Nach zwei, drei Schockmomenten rasselndes Wiedereinsetzen der Atmung.
Nachdem sich ein Teil meiner im Ruhezustand befindlichen Gehirnzellen schlagartig aktiviert hatte, kam die Erkenntnis : Schlafapnoe. Ich gestehe, das Phänomen war mir theoretisch bekannt, aber in dieser Intensität war es doch überraschend. Es war immer noch warm, ich konnte nicht schlafen und und als Unterhaltungsprogramm lief nur die sich ständig wiederholende Kombination aus Schnarchen und Apnoe. Nach einiger Zeit erwachte mein wissenschaftliches Interesse und ich schätzte die Abstände und die Zeitspanne der Apnoe. Das Problem lag eindeutig im pathologischen Bereich. Schlafapnoe kann zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen. In der harmloseren Variante der permanenten Sauerstoffunterversorgung des Gehirns wird “nur” Müdigkeit am nächsten Tag ausgelöst. Besonders hinterhältig ist die Wirkung auf die Psyche. Die durch Apnoe ausgelöste Depression blockiert wichtige Aktivitäten. Die Krankheit schützt sich quasi selbst, indem sie Diagnose und Therapie durch schlechte Stimmung und Lustlosigkeit verhindert.
Am nächsten Morgen nun die große Frage für mich, wie sag ich's meiner Partnerin? Es ist eine historische Tatsache, dass die Überbringer schlechter Nachrichten ihr Leben verloren. Das erwartete ich nicht unbedingt, aber für schlechte Stimmung würde es auf jeden Fall sorgen. Ich gab die Information trotzdem weiter und stieß auf mittelmäßiges Interesse, aber immerhin das Problem war registriert.
Dann kam die Sonne, die Kinder wurden quengelig und ab ging die Reise zu einem Mühlteich. Die Kinder hatten ein unglaubliches Vergnügen im warmen, aber dennoch erfrischenden Wasser. Auch die Erwachsenen hatten ihren Spaß. Ich saß im Schatten und beobachtete das muntere Treiben. Ja, es gibt sie eben doch, die schönen Momente im Leben. Auf dem Rückweg gab es dann noch eine Abenteureranlage zu sehen. Alles in allem ein gelungener Urlaubstag. Und das Thermometer stieg weiter.
Die aufgeheizte Partnerin schläft im Nebenzimmer, nun mit geschlossener Tür, also quasi schallgedämpftem Röcheln. Auch für mich ein gelungener Ausklang des Tages, bis auf eine Nachricht, die sich langsam und unerbittlich in mein Bewusstsein bohrte: meiner Mutter, immerhin schon 90 Jahre alt, ging es schlecht. Man hatte sie im Altersheim in ein anderes Zimmer verlegen müssen, weil sie derartig unruhig war, dass es ihre Zimmergenossin nicht ertrug und in der Nacht auf den Gang flüchtete. Koinzidenz der Ereignisse ?
Text in Französisch
der Dibbuk
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