„Im Kriege sollte das höchste Ziel der Sieg sein und nicht einzelne Kampagnen“
Ein wichtige Lektion: Es geht darum, das Ziel im Auge zu behalten. Viele lassen sich vom aktuellen Geschehen blenden. Viele verzetteln sich auf Nebenkriegsschauplätzen. Und viele laden sich damit mehr Belastungen auf, als unbedingt nötig. Im Kampf hat aber der die größeren Chancen auf den Sieg, der beherrscht bleibt. Er kann besser erkennen, wann es gut ist, einen Angriff zu blocken, zurückzuschlagen oder den Gegner einfach ins Leere laufen zu lassen.
Bei Mobbingattacken geht es darum, sich zu entscheiden, welchen Kampf man aufnehmen soll. Am besten den, der einem zum Ziel näherbringt und bei dem eine gewisse Aussicht auf gewinnen besteht.

„Folglich ist es nicht von höchster Vorziehenswürdigkeit, in allen Schlachten zu kämpfen und zu erobern.“
Wie jeder Auseinandersetzung geht es oft darum, war länger durchhält. Deshalb ist ein Kräfteabwägen sinnvoll. Wer gleich von vornherein denkt, er hätte keine Chance, der wird auch schwerlich eine entdecken.

„Die höchste Form der Feldherrenkunst besteht darin, des Feindes Plan zum Stocken zu bringen. Die nächst beste besteht darin, die Verbindungen der gegnerischen Kräfte zu unterbrechen. Erst dann kommt die, des Feindes Armee im Felde anzugreifen. Und die übelste Sorte von allen ist die, bewährte Städte zu belagern.“
Gegen Mauern anzurennen verursacht Beulen. Und in der Regel ist es mit einem Mal nicht getan. Wenn es eine Erfahrung ist, die viele Mobbingopfer machen, ist es die, dass sie gegen Mauern rennen, die schon lange existieren. Da ist der Vorgesetzte mit seinem unterstützenden Beziehungsgeflecht, da ist die Cashcow, die der Firme viel Geld einbringt, da sind die persönlich gesponnenen Sympathien und der Nasenfaktor in Belegschaften und Führungsrängen.
Ziel sollte es sein, so schnell wie möglich den unheilvollen Zustand zu beenden. Gegen eine gut verbarrikadierte Bastion vorgehen zu müssen, bedeutet viel Kraft und Ausdauer investieren zu müssen. Wahrscheinlich zu viel. Strategisch gesehen müssen wir klug vorgehen:

„Es ist eine Standardregel im Krieg, dass wir, wenn unsere Kräfte denen des Feindes zehn zu eins gegenüberstehen, ihn umzingeln, wenn fünf zu eins, ihn angreifen, wenn wir ihm aber zweifach überlegen sind, dann teilen wir unsere Armee in zwei. Sind wir gleich stark, bieten wir die Schlacht an, sind wir geringfügig unterlegen, gehen wir ihm zunächst aus dem Wege. Sind wir aber in jeder Hinsicht ungleich, so ist es nicht unehrenhaft, vor ihm zu fliehen.“
Wenn wir zum Beispiel das Recht (das iuristische, nicht das moralische) glasklar auf unserer Seite haben, dann können wir angreifen. Das wird uns keine Freunde einbringen, aber diejenigen, gegen die wir vorgehen, sind bereits keine Freunde, sonst wäre die Situation nicht so, wie sie ist.

Das einzige, was uns davor abhalten sollte, unser unzweifelhaftes Recht auch zu nehmen, ist eine womögliche Aussicht, dass langfristig kein Rechtsfriede einkehren wird. Das heißt, dass mit einer gerichtlichen Entscheidung diese nicht umgesetzt wird oder der gerichtlich Unterlegene es nach einer gewissen Zeit des Stillhaltens wieder mit derselben Methode probiert, die ihm bereits die Niederlage beschert hat, also wenn eine dem Recht widersprechende vertragliche Änderung vorgenommen wurde, diese der Richter „kassiert“ hatte und diese nun auf einmal wieder trotz des Urteils auftaucht.

Solange wir nicht unterlegen sind, sind Gegenmaßnahmen das Mittel der Wahl.
Je mehr das Kräftegleichgewicht allerdings zu unseren Ungunsten sich verschoben hat, desto besser ist es, dem Kampf auszuweichen. Ein Lamm zu sein, das im Schlachthof versucht, dem Schlachter den Kampf anzusagen, ist niemand, an dem man sich ein Beispiel zu nehmen braucht.

Eine Analyse der Situation und der Kräfteverhältnisse ist unerlässlich, will man die Wahrscheinlichkeit erhöhen, aus einem Mobbingprozess wieder herauskommen. Nach Sunzi gibt es einen Grundsatz:

„Wenn du deinen Feind und auch dich kennst, brauchst du nicht die Ergebnisse von einhundert Kämpfen zu fürchten. Wenn du dich kennst, nicht aber deinen Feind, gehst du für jeden Sieg, den du erringst, das Risiko einer Niederlage ein. Wenn du weder dich noch deinen Feind kennst, wirst du in jeder Schlacht versagen.“