AW: Mobbing und Betriebsrat
Hallo Martin, hallo Schooter,
zuerst Schooter, der hat ein Problem:
Schooter, was gibt es da noch zu überlegen?
- Natürlich Rechtsanwalt, Du verlierst doch nichts. Nur ein RA kann Deine Lage und Deine Chancen fachlich kompetent einschätzen. Es ist wichtig, sich Sachkenntnisse zu verschaffen, wenn man seine Interessen wahren will.
- Nur den allernötigsten Kontakt zum BR. Wenn man Dir nicht helfen will, so wirst Du dort bloß als Nervensäge wahrgenommen, die selbst schuld ist.
- Vorsicht mit der Wiedereingliederung. Wenn ich richtig informiert bin, ist das freiwillig. Mir hat ein Personaler mal verraten, dass solche Wiedereingliederung dazu genutzt wird, um Voraussetzungen für die Kündigung von Nicht-mehr-Erwünschten zu schaffen.
Ich verstehe Deine Enttäuschung über die Kollegen und den BR, aber einer Enttäuschung ist eine Täuschung vorausgegangen. Du bist jemand, der sich nicht mehr täuschen lässt.
Alles Gute!
Hallo, Martin, danke für die ausführliche Antwort und die Zeit, die Du investiert hast. Ein paar Ergänzungen hätte ich noch, die Deine Überlegungen abrunden. Vielleicht bringt Dir - oder jemandem anderes das Lesen was.
Im Großkonzern ist der "fachlich qualifizierte, menschlich fragwürdige" Vorgesetzte ein Mythos. Gefährlicher sind die "aus dem Mustopf Kommenden", denn die können sich selbst kein Urteil bilden und ziehen sich ihrerseits "Pferdeflüsterer" unter den Mitarbeitern heran. Jemand mit fachlichem Urteilsvermögen braucht keine Subkultur. Zu einem Mobbing-Klima gehört aber nicht nur und nicht immer der Vorgesetzte, sondern auch neidische und missgünstige Kollegen oder Kollegen, die in arbeitsteiligen Prozessen von sich ablenken müssen. Den Hauptanteil an einer festgefahrenen Mobbing-Situation hat aber die Großwetterlage im Unternehmen. Sobald vom Vorgesetzten erwartet wird, sich von einer Anzahl Mitarbeiter per fingerpointing zu trennen, wird der sich immer für schwache, schwach gemachte Gemobbte entscheiden. Denen braucht er nur ein bißchen auf die Finger zu klopfen, dann lassen sie das Boot von alleine los. Das Mobbing ist so ein wichtiger Bestandteil der Personalpolitik. Deine Empfehlung, sich auf die Sachebene zu konzentrieren, muss vor diesem Hintergrund ins Leere laufen. Um konkrete Fakten/Beispiele gebeten, weicht der Vorgesetzte immer aus. Er hat ja ein unmittelbares Interesse daran, dass der Mitarbeiter sich diffus unwohl fühlt und freiwillig das Feld räumt.
Ich würde mich schon auf Arbeitsgerichte verlassen. Ich kenne nicht wenige Fälle, in denen Mitarbeiter erfolgreich gegen unrechtmäßige Kündigungen, Gehaltsabgruppierungen, Zuweisung niederer Tätigkeiten, ... vorgegangen sind. Wahrscheinlich werden solche konkreten Vorkommnisse anders behandelt, als das strapazierte Mobbing. Das, was ich im Zusammenhang mit obengenannten Fällen verfolgt habe, empfand ich schon als tröstlich.
Noch ein Wort zu den "Idealisten und Unerschrockenen im BR". "Idealismus und Unerschrockenheit" bringe ich selbst nur selten auf, das kann ich auch von keinem anderen erwarten. Aber ich hatte noch nicht mal ein "Wir tragen Deine Entscheidung, um den Arbeitsplatz zu kämfen, mit und unterstützen Dich" wahrgenommen. Statt dessen ein: "Was willst Du denn hier noch?". Also genau das gleiche, was der Vorgesetzte sagte.
Martin, ich kann bestätigen, dass Mobbing viel mit Stärke und Schwäche zu tun hat. Solange man den Mobbern signalisiert "Das gibts doch nicht. Wie kann das sein? Das ist doch kafkaesk!", solange wird man immer Angriffen ausgesetzt sein. Sobald man den Mobbern signalisiert "Ich habe hier nichts mehr zu verlieren, aber wenn ich untergehe, gehst Du mit", hat man sich einen Riesenfreiraum verschafft. Aus dem Zustand der Fassungslosigkeit in den Zustand der Entschlossenheit zu wechseln, war das Schwerste. Erneut gefährdet wäre man erst wieder, wenn man sich diese Entschlossenheit rauben lässt.
Gruß
Hallo Martin, hallo Schooter,
zuerst Schooter, der hat ein Problem:
Schooter, was gibt es da noch zu überlegen?
- Natürlich Rechtsanwalt, Du verlierst doch nichts. Nur ein RA kann Deine Lage und Deine Chancen fachlich kompetent einschätzen. Es ist wichtig, sich Sachkenntnisse zu verschaffen, wenn man seine Interessen wahren will.
- Nur den allernötigsten Kontakt zum BR. Wenn man Dir nicht helfen will, so wirst Du dort bloß als Nervensäge wahrgenommen, die selbst schuld ist.
- Vorsicht mit der Wiedereingliederung. Wenn ich richtig informiert bin, ist das freiwillig. Mir hat ein Personaler mal verraten, dass solche Wiedereingliederung dazu genutzt wird, um Voraussetzungen für die Kündigung von Nicht-mehr-Erwünschten zu schaffen.
Ich verstehe Deine Enttäuschung über die Kollegen und den BR, aber einer Enttäuschung ist eine Täuschung vorausgegangen. Du bist jemand, der sich nicht mehr täuschen lässt.
Alles Gute!
Hallo, Martin, danke für die ausführliche Antwort und die Zeit, die Du investiert hast. Ein paar Ergänzungen hätte ich noch, die Deine Überlegungen abrunden. Vielleicht bringt Dir - oder jemandem anderes das Lesen was.
Im Großkonzern ist der "fachlich qualifizierte, menschlich fragwürdige" Vorgesetzte ein Mythos. Gefährlicher sind die "aus dem Mustopf Kommenden", denn die können sich selbst kein Urteil bilden und ziehen sich ihrerseits "Pferdeflüsterer" unter den Mitarbeitern heran. Jemand mit fachlichem Urteilsvermögen braucht keine Subkultur. Zu einem Mobbing-Klima gehört aber nicht nur und nicht immer der Vorgesetzte, sondern auch neidische und missgünstige Kollegen oder Kollegen, die in arbeitsteiligen Prozessen von sich ablenken müssen. Den Hauptanteil an einer festgefahrenen Mobbing-Situation hat aber die Großwetterlage im Unternehmen. Sobald vom Vorgesetzten erwartet wird, sich von einer Anzahl Mitarbeiter per fingerpointing zu trennen, wird der sich immer für schwache, schwach gemachte Gemobbte entscheiden. Denen braucht er nur ein bißchen auf die Finger zu klopfen, dann lassen sie das Boot von alleine los. Das Mobbing ist so ein wichtiger Bestandteil der Personalpolitik. Deine Empfehlung, sich auf die Sachebene zu konzentrieren, muss vor diesem Hintergrund ins Leere laufen. Um konkrete Fakten/Beispiele gebeten, weicht der Vorgesetzte immer aus. Er hat ja ein unmittelbares Interesse daran, dass der Mitarbeiter sich diffus unwohl fühlt und freiwillig das Feld räumt.
Ich würde mich schon auf Arbeitsgerichte verlassen. Ich kenne nicht wenige Fälle, in denen Mitarbeiter erfolgreich gegen unrechtmäßige Kündigungen, Gehaltsabgruppierungen, Zuweisung niederer Tätigkeiten, ... vorgegangen sind. Wahrscheinlich werden solche konkreten Vorkommnisse anders behandelt, als das strapazierte Mobbing. Das, was ich im Zusammenhang mit obengenannten Fällen verfolgt habe, empfand ich schon als tröstlich.
Noch ein Wort zu den "Idealisten und Unerschrockenen im BR". "Idealismus und Unerschrockenheit" bringe ich selbst nur selten auf, das kann ich auch von keinem anderen erwarten. Aber ich hatte noch nicht mal ein "Wir tragen Deine Entscheidung, um den Arbeitsplatz zu kämfen, mit und unterstützen Dich" wahrgenommen. Statt dessen ein: "Was willst Du denn hier noch?". Also genau das gleiche, was der Vorgesetzte sagte.
Martin, ich kann bestätigen, dass Mobbing viel mit Stärke und Schwäche zu tun hat. Solange man den Mobbern signalisiert "Das gibts doch nicht. Wie kann das sein? Das ist doch kafkaesk!", solange wird man immer Angriffen ausgesetzt sein. Sobald man den Mobbern signalisiert "Ich habe hier nichts mehr zu verlieren, aber wenn ich untergehe, gehst Du mit", hat man sich einen Riesenfreiraum verschafft. Aus dem Zustand der Fassungslosigkeit in den Zustand der Entschlossenheit zu wechseln, war das Schwerste. Erneut gefährdet wäre man erst wieder, wenn man sich diese Entschlossenheit rauben lässt.
Gruß
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