Hallo, ich bin immer wieder erstaunt, wie oft in der Mobbing-Literatur und auch in den Foren geraten wird, sich an den Betriebsrat zu wenden. Meine Erfahrungen mit Betriebsräten sind keine besonders guten. Ich arbeite in einem Großkonzern mit freigestellten Betriebsräten. Als ein Streit mit einem Ex-Vorgesetzten eskalierte, fand ich im BR keine Unterstützung, meine berechtigten Anliegen durchzusetzen. Ich hatte mich dann selbst - über die Personalabteilung - durchgesetzt, aber mit den Vergeltungsmaßnahmen des Vorgesetzten musste ich allein zurechtkommen. Ich kam dann in einem Zeitraum von über 4 Jahren bei 4 aufeinanderfolgenden Vorgesetzten immer mehr ins Aus (Die Abteilung hatte soviel Wechsel.). Ich war mit dem Stempel "Abzubauend" versehen und musste alle Kraft zusammennehmen, um meinen Arbeitsplatz, auf den ich angewiesen bin, zu erhalten. Ich hatte immer das Gefühl, dass mich der BR am ausgestreckten Arm verhungern lässt und auch den Handlungsspielraum, den er in meinem Fall gehabt hätte, nicht zu meinen Gunsten nutzt. Ich habe dafür folgende Erklärungen:
1. Als BR ist man dem Betriebsfrieden verpflichtet. Der Betriebsfrieden ist nach einem längeren Mobbinggeschehen erst dann wieder hergestellt, wenn der Gemobbte weg ist.
2. BRs kümmern sich nicht um Einzelschicksale. Sie handeln für Arbeitnehmer günstige Bedingungen bei Betriebsschließungen im Ganzen aus. Aber bei so Kleinkram-Themen steht für sie Aufwand-Nutzen in keinem Verhältnis.
3. BRs wollen wiedergewählt werden. In einer fortgeschrittenen Mobbing-Situation hat ein Gemobbter alle Sympathie bei den meisten Kollegen verspielt. Wenn sich BRs für so jemanden einsetzen, setzen sie ihre eigene Beliebtheit bei der Belegschaft aufs Spiel.
4. BRs betreiben Kuhhandel. Kuhhandel könnte heißen "Der Arbeitgeber bekommt freie Hand beim "Abbau" des unbeliebten Gemobbten, dafür stellt der Arbeitgeber dann den jungen Kollegen ein, der eh schon viel zu lange als Leiharbeiter für den Arbeitgeber tätig ist. Das ist dann eine Win-Win-Situation: Der Arbeitgeber hat den gemobbten Fremdkörper los und der BR kann für sich in Anspruch nehmen, er hätte alles zur Schaffung einer Stelle für den Leiharbeiter getan."
5. Zumindest in einem Großkonzern ist ALLES darauf ausgerichtet, dass für einen Vorgesetzten die Welt stimmt - auch bei offensichtlichen Vertragsbrüchen und Ungesetzlichkeiten. Für einen Vorgesetzten wird eine goldene Brücke gebaut, am Mitarbeiter, nicht am Vorgesetzten bleibt es hängen. Dem ordnet sich auch der BR unter.
Ich habe jetzt dem BR nur gute Motive - im Sinne des ganzen, "rundlaufenden" Betriebes unterstellt, ich habe nichts von "Bequemlichkeit" "Gleichgültigkeit" oder "Unfähigkeit" oder gar "eigenen Dreck am Stecken" geschrieben.
Ich halte es nur für sehr gefährlich, bei Problemen mit Vorgesetzten (oder Kollegen) zum BR zu gehen. Das ist eine Scheinlösung, womit man sich selbst die Augen verkleistert. Der BR kann nicht viel machen, das, was er machen kann (Zustimmung bei Versetzungen, Einstellungen, Dringen auf Abhilfe bei höherer Stelle, ...), wird er nicht tun (siehe obengenannte Gründe). Sollte meine Situation wieder eskalieren, würde ich SOFORT mit dem Konflikt nach außen (Rechtsanwalt), die Situation prüfen lassen und dann mit Anwalt-Wissen beim Arbeitgeber=Vorgesetzten agieren.
Ich lasse mich deshalb hier so weit darüber aus, weil ich selber sehr lange bebraucht habe, dass zu kapieren. Meldet Euch mal, schreibt mal Eure Erfahrungen. Gruß
1. Als BR ist man dem Betriebsfrieden verpflichtet. Der Betriebsfrieden ist nach einem längeren Mobbinggeschehen erst dann wieder hergestellt, wenn der Gemobbte weg ist.
2. BRs kümmern sich nicht um Einzelschicksale. Sie handeln für Arbeitnehmer günstige Bedingungen bei Betriebsschließungen im Ganzen aus. Aber bei so Kleinkram-Themen steht für sie Aufwand-Nutzen in keinem Verhältnis.
3. BRs wollen wiedergewählt werden. In einer fortgeschrittenen Mobbing-Situation hat ein Gemobbter alle Sympathie bei den meisten Kollegen verspielt. Wenn sich BRs für so jemanden einsetzen, setzen sie ihre eigene Beliebtheit bei der Belegschaft aufs Spiel.
4. BRs betreiben Kuhhandel. Kuhhandel könnte heißen "Der Arbeitgeber bekommt freie Hand beim "Abbau" des unbeliebten Gemobbten, dafür stellt der Arbeitgeber dann den jungen Kollegen ein, der eh schon viel zu lange als Leiharbeiter für den Arbeitgeber tätig ist. Das ist dann eine Win-Win-Situation: Der Arbeitgeber hat den gemobbten Fremdkörper los und der BR kann für sich in Anspruch nehmen, er hätte alles zur Schaffung einer Stelle für den Leiharbeiter getan."
5. Zumindest in einem Großkonzern ist ALLES darauf ausgerichtet, dass für einen Vorgesetzten die Welt stimmt - auch bei offensichtlichen Vertragsbrüchen und Ungesetzlichkeiten. Für einen Vorgesetzten wird eine goldene Brücke gebaut, am Mitarbeiter, nicht am Vorgesetzten bleibt es hängen. Dem ordnet sich auch der BR unter.
Ich habe jetzt dem BR nur gute Motive - im Sinne des ganzen, "rundlaufenden" Betriebes unterstellt, ich habe nichts von "Bequemlichkeit" "Gleichgültigkeit" oder "Unfähigkeit" oder gar "eigenen Dreck am Stecken" geschrieben.
Ich halte es nur für sehr gefährlich, bei Problemen mit Vorgesetzten (oder Kollegen) zum BR zu gehen. Das ist eine Scheinlösung, womit man sich selbst die Augen verkleistert. Der BR kann nicht viel machen, das, was er machen kann (Zustimmung bei Versetzungen, Einstellungen, Dringen auf Abhilfe bei höherer Stelle, ...), wird er nicht tun (siehe obengenannte Gründe). Sollte meine Situation wieder eskalieren, würde ich SOFORT mit dem Konflikt nach außen (Rechtsanwalt), die Situation prüfen lassen und dann mit Anwalt-Wissen beim Arbeitgeber=Vorgesetzten agieren.
Ich lasse mich deshalb hier so weit darüber aus, weil ich selber sehr lange bebraucht habe, dass zu kapieren. Meldet Euch mal, schreibt mal Eure Erfahrungen. Gruß
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